Königsfreunde (German Edition)
Blumenmotiv daran hielt sie etwas länger in der Hand, als sie hinter sich wieder dieses Kichern hörte.
»Sag mal, wird dir das nicht langweilig, immer wieder so blöd rumzukichern?«, fragte Clara.
»Wieso? Ketten anschauen wird dir ja auch nicht langweilig«, erwiderte Kristina und die Mädchen kicherten wieder im Chor. »Kauf dir lieber ein Kleid. Deins fällt ja gleich auseinander.«
»Bei uns zu Hause wischen wir den Boden mit so was auf«, sagte Lena.
»Na, na, Kinder!«, tadelte Richenza. »Jetzt ist aber Schluss! Willst du die Kette haben, Clara?«
»Ja«, sagte Clara mit hochrotem Kopf. Was hatte sie gerade gesagt? Sie schluckte und holte ihren Geldbeutel heraus. Jetzt würde sie sich schrecklich blamieren, aber ein Zurück gab es nicht mehr. Vielleicht würde Richenza einwilligen, dass sie den Rest ein anderes Mal zahlte.
Langsam zählte sie das Geld in Richenzas offene Handfläche. In ihrem Kopf dröhnte es, ihr Herz schlug hart in ihrer Brust.
»Es fehlen noch zehn Kupfermünzen«, sagte Richenza. Clara wollte gerade den Mund öffnen, als Robin die Hand ausstreckte und die restlichen Münzen dazulegte. Clara verkniff sich einen erstaunten Blick in seine Richtung, denn das Kichern hinter ihr hatte aufgehört.
»Vielen Dank, Clara«, sagte Richenza. »Und einen schönen Gruß an deine Eltern. Ist das dein neuer Bruder? Die Neuigkeit hat schon die Runde gemacht.«
»Ja, das ist mein neuer Bruder«, sagte Clara leise. Sie warf Robin einen scheuen Blick zu.
»Wir sollten zurückgehen«, sagte Robin. »Guten Tag, meine Damen.« Er ließ die Mädchen einfach stehen und ging davon. Clara folgte ihm, nachdem sie Kristina mit einem Blick bedacht hatte, der irgendwo zwischen Hochmut und Selbstverständlichkeit angesiedelt war.
»Robin, warte!«, rief Kristina, und Clara blieb überrascht stehen. Kristina holte sie beide ein und baute sich vor Robin auf.
»Warte ... ich ... wollte nur sagen, dass meine Eltern dich bestimmt kennenlernen wollen. Ich würde dich gern mal zu uns einladen.« Sie spielte mit einer Haarsträhne und lächelte ihn an, während sie sprach. In Clara kochte wieder die Wut hoch. Kristina machte sich bei jedem Jungen beliebt. Sie wollte, dass sie alle ihr nachschauten. Nesa redete immer abfällig über dieses Verhalten, aber Clara war es bisher halbwegs egal gewesen. Aber jetzt ... sie stellte sich vor, was passieren würde, wenn Kristina bei Robin Erfolg hatte. Als König gefielen ihm sicher ihre schönen Kleider und er achtete auf solche Dinge. Am Ende nahm er Kristina mit auf sein Schloss, wenn sie es nur geschickt anstellte. Da konnte man nur froh sein, dass sie jetzt noch nichts von Robins wahrer Herkunft ahnte. Nicht, dass sie Interesse an seinem blöden Angeberschloss gehabt hätte. Aber Kristina sollte sich auch nicht bei Robin anbiedern. Das gönnte Clara ihrer Feindin nicht. Schließlich war es das Einzige, was sie mit Kristina zwangsweise teilte: Sie würden beide in diesem Tal bleiben, bis sie alt wurden.
»Es steht dir nicht zu, eine Einladung an mich auszusprechen«, sagte Robin, und Clara riss die Augen auf. Er stand kerzengerade neben ihr und wies Kristina ab. Und mit welchen Worten! Unglaublich! Kristina wirkte etwas verunsichert. Ihre Finger spielten nicht mehr mit der Haarsträhne und auch sonst schienen ihre Gesichtszüge mehr oder weniger außer Kontrolle zu sein.
»W... was?«, fragte sie und blinzelte in die Sonne.
»Eine solche Frage an mich kann ich nicht erlauben. Ich werde mich außerdem erst über die Gepflogenheiten hier unterrichten«, sagte Robin. »Und jetzt tritt beiseite.«
Kristina wich zur Seite, ihr Gesicht war eine einzige Frage, und Robin schritt aufrecht an ihr vorbei. Clara jubelte innerlich, ließ sich aber nichts anmerken. Doch sie konnte es sich nicht verkneifen, sich nach ein paar Schritten noch mal umzudrehen. Kein Junge im Dorf hätte es gewagt, eine Einladung von Kristina auszuschlagen. Robin hatte sie abgewiesen und all die Mädchen in Kristinas Gefolge hatten es gesehen. Entsprechend verunsichert standen sie nun hinter ihrer Anführerin, die rot angelaufen war und offensichtlich nicht weiterwusste.
Clara imitierte Robins Haltung, als sie neben ihm her schritt. Einen besseren Abgang hätte sie sich nicht wünschen können.
»Ihr seid schon wieder da?« Nesa wirkte erstaunt, als sie bald darauf wieder am Verkaufsstand eintrafen. Claras Laune hatte unterwegs von purer Schadenfreude ins Kleinlaute gewechselt. Was würden ihre
Weitere Kostenlose Bücher