Königsfreunde (German Edition)
Silberstücke.
Nesa holte Brot, Käse und Wasser aus ihrem Vorratkorb und jeder bekam ein kleines Mittagessen, das sie auf Holzkisten sitzend verzehrten. Die Stimmung war bestens, Jakob und Nesa waren des Lobes voll. Nur Clara sagte nichts dazu, aber darüber wollte sich Robin keine Gedanken machen. Die Meinung dieses Mädchens war für ihn nicht relevant.
»Heute habt ihr euch eine Belohnung verdient«, sagte Nesa. Sie nahm ein paar Münzen aus dem Kasten und gab sie zu gleichen Teilen Clara und Robin in die Hand.
»Hier, das ist für euch. Geht über den Markt und kauft euch etwas. Was ihr wollt.«
»Wirklich?« Claras Stimme klang begeistert. »Danke, Mutter! Vielen Dank!«
»Ich wüsste nicht, was ich dafür kaufen sollte«, sagte Robin.
»Clara kann dich beraten. Nun geht schon, ihr zwei. Das habt ihr euch verdient«, sagte Jakob.
Clara sprang auf. Das Mittagessen war für sie beendet. Sie wollte sofort losgehen, um sich die ganzen Herrlichkeiten anzusehen, die der Markt zu bieten hatte.
»Pass auf Robin auf und lass ihn nicht aus den Augen«, sagte Jakob. »Bleib bei ihr, Robin. Geh nicht allein umher.«
Clara sah sich ungeduldig um, bis Robin endlich aufstand und ihr folgte. Behände schlängelte sie sich durch die Menschenmenge. Sie wusste ganz genau, wohin sie wollte. An Richenzas Stand würde sie sich den Schmuck und die Kleider ansehen. Ihr Erspartes trug sie auch bei sich und wenn es auch nie für ein neues Kleid reichen würde, so war ein Armband oder eine Kette vielleicht bezahlbar. Robin blieb ihr auf den Fersen.
»Wo gehst du denn hin?«, fragte Robin im Laufen.
»Zu Richenza«, sagte Clara. »Ich will mir den ... oh nein.«
»Was ist?« Robin blieb stehen.
»Kristina! Sie belagert den Stand mit ihrem albernen Gefolge.« Clara blieb stehen und überlegte, ob sie wirklich noch Lust auf den Schmuck hatte. Kristina ließ keine Gelegenheit aus, sie zu demütigen.
»Und?«, fragte Robin, als könne er dabei kein Problem feststellen.
»Sie wird mich wieder ärgern. Und hast du ihr Kleid gesehen? Sie hat immer die schönsten Kleider. Ich kriege nie was Neues. Mutter näht mir was, aber wir kaufen nichts vom Händler für mich.«
»Weil du so ungezogen bist?«, fragte Robin und Clara warf ihm einen giftigen Blick.
»Nein, du Dummling! Weil es zu viel kostet! Siehst du nicht, aus was für einem tollen Stoff ihr Kleid gemacht ist? Es ist ganz zart und fällt so weich. Und es hat zwei Lagen!«
»Lächerlich. Meine Dienerinnen tragen bessere Kleider als dieses. Das ist doch nichts«, sagte Robin verächtlich. Clara sah zu ihm hoch, ob er das ernst meinte. Er war einen Kopf größer als sie und von ihrem Blickwinkel aus wirkte er noch arroganter, als er ohnehin schon war.
»Das ist doch Unsinn! Wenn die Diener schon was Besseres tragen, welche Kleider ziehen dann die höheren Damen an?«, fragte sie, halb wütend, halb neugierig.
»Meistens fein gewebte Seide in mehreren Lagen. Und Schmuck natürlich. Die meisten bevorzugen Perlen, die auch auf das Kleid gestickt werden. Edelsteine werden meist als Halsschmuck getragen.«
Clara starrte ihn und merkte, dass ihr Mund offenstand.
»Wenn Kristina das hört. Die kriegt Schreianfälle ...«, flüsterte sie.
»Du darfst niemandem sagen, wer ich bin. Hast du nicht zugehört, als das besprochen wurde?«, fragte Robin. Er klang ungeduldig. »Also was ist jetzt? Kaufst du etwas oder nicht?«
»Oh, guckt mal, wer da ist!« Kristina hatte sich herumgedreht und Clara biss sich auf die Lippen. Jetzt konnte sie nicht mehr weggehen, ohne dass Kristina überall herumerzählen würde, dass sie kein Geld hatte, um bei Richenza zu kaufen.
»Na?«, fragte Kristina und ihre Freundinnen setzten ebenfalls überlegene Minen auf. »Was wolltest du, Clara? Einkaufen? Da bist du wohl falsch. Für halbe Kupfermünzen gibt’s hier nichts.«
Lena neben ihr kicherte. Clara fühlte das Blut in ihren Ohren rauschen.
»Doch, ganz recht. Ich denke über eine neue Halskette nach. Also macht mal Platz da.« Clara schob sich möglichst selbstbewusst nach vorne. Tatsächlich wichen die Mädchen beiseite, aber das konnte auch daran liegen, dass Robin ihr folgte, um sich auch an dem Stand umzusehen. Als Clara die Preise sah, wurde ihr übel. Selbst wenn sie ihr Erspartes noch dazulegte ... für eine Kette reichte das niemals! Aber Kristina beobachtete sie, deshalb nahm sie scheinbar interessiert verschiedene Stücke hoch. Eine feine Silberkette mit einem kleinen
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