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Königsfreunde (German Edition)

Königsfreunde (German Edition)

Titel: Königsfreunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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Es dauerte nicht lang, bis Bela die Tür öffnete.
    »Ich habe euch erwartet. Kommt rein«, sagte er nur. Robin sah Jakob erstaunt an, der seinerseits keine Spur von Überraschung erkennen ließ. Bela führte sie in den Raum, den Robin von seinem letzten Besuch kannte und bot ihnen Sitzplätze an dem großen, runden Holztisch an.
    »Jetzt erzähl mir alles«, sagte Bela. Er faltete die Hände und lehnte sich zurück.
    »Wir haben dir nicht ganz die Wahrheit gesagt«, begann Jakob. »Robin weiß genau, wer er ist und wir haben ihn auch nicht vor dem Kamm gefunden. Johann hat ihn zu uns gebracht.«
    »Johann lebt noch?«, fragte Bela.
    »Ja. Nicht nur das. Er hat es geschafft, sich eine Stellung am Hof des Königs zu sichern.«
    »Das überrascht mich nicht. Er war schon immer ein zielstrebiger Mann«, sagte Bela.
    »Er wurde in eine Intrige verwickelt. Der König sollte gestürzt werden.«
    »Er wurde nicht verwickelt! Er gehört zu den Verrätern!«, fuhr Robin dazwischen. Jakob legte ihm die Hand auf den Arm.
    »Schon gut, Robin. Lass es mich erzählen. Der König und die Königin sind verstorben, das haben sogar wir hier mitbekommen. Die Intrige sollte den jungen König gleich nach der Krönung stürzen. Es war Johanns Aufgabe, ihn fortzubringen und zu töten.«
    Jetzt kam Bela aus seiner bequemen Haltung heraus und lehnte sich nach vorn.
    »Ich ahne, worauf du hinaus willst«, sagte er.
    »Um es kurz zu machen: Johann hat ihn nicht getötet. Aber er hat ihn zu uns gebracht«, sagte Jakob. Bela fixierte Robin, der dem Blick tapfer standhielt. Dieser Mann machte ihn nervös.
    »Du bist der König«, sagte Bela, als müsste er diese Tatsache noch einmal bekräftigen.
    »Aber er war wirklich bewusstlos, als er in das Tal gebracht wurde. Er kennt den Zugang nicht«, beeilte sich Jakob zu versichern.
    »Das ist gut«, sagte Bela. Er musterte Robin, schien jede Kleinigkeit seiner Gestalt erfassen zu wollen. Robin fühlte sich unwohl. Er war es gewohnt, angestarrt zu werden, aber dieser Bela reagierte merkwürdig auf ihn. Er schien weder sehr überrascht, noch ehrfürchtig oder beeindruckt zu sein. Er wirkte eher so, als würde er diese Nachricht strategisch durchdenken. Nach einer Weile schien er zu einem Ergebnis gekommen zu sein, denn Bela ergriff wieder das Wort.
    »Johann hat dich also hergebracht«, sagte er und betonte die Worte so merkwürdig, dass Robin einen Blick mit Jakob wechselte. »Wie alt bist du, Robin?«
    »Ich werde bald sechzehn«, sagte Robin. Hielt Bela ihn für zu jung zum Regieren?
    »Sechzehn«, wiederholte Bela und musterte Robin wieder ganz genau. »Interessant.«
    »Was siehst du, Bela?«, fragte Jakob. »Du denkst doch etwas Bestimmtes.«
    »In der Tat. Aber es ist zu früh, darüber zu sprechen. Johann sollte Robin töten, aber er brachte ihn zu uns. Hat er noch irgendwas dazu gesagt?«
    »Nein. Er wollte ihn nur in Sicherheit wissen. Er ist an den Hof zurückgekehrt.«
    »Jakob, niemand sollte von ihm erfahren, bis wir wissen, was zu tun ist. Ich denke nicht, dass Robin dauerhaft bei euch bleiben kann. Liebt ihr ihn?«
    Diese letzte Frage überraschte Robin sehr.
    »Ja«, sagte Jakob und legte den Arm um Robins Schultern. »Nesa hat ihn sehr liebgewonnen und ich auch.«
    »Und Clara?«
    »Sie streiten wie zwei Hähne auf dem Hof.«
    »Verstehe.«
    »Warum kann er nicht bei uns bleiben? Wenn niemand von seiner Herkunft erfährt, müsste es gehen«, sagte Jakob. »Robin hat selbst schon den Wunsch geäußert, nach Hause zurückzukehren, um dort die Leute zu stellen, die ihn entmachtet haben. Aber er ist nur ein Junge. Wie soll er das anstellen? Ich glaube, wir brauchen eine andere Lösung. Sicherer wäre er doch bei uns oder nicht?«
    »Was möchtest du, Robin? Willst du zurück und dein Land regieren?«, fragte Bela.
    Robin dachte nach. Er konnte die Frage nicht beantworten.
    Liebt ihr ihn?
    Nesa hat ihn sehr liebgewonnen und ich auch.
    »Das ist alles sehr schwer für dich«, sagte Bela. Robin nickte langsam.
    »Wenn es ganz einfach wäre und du dich frei entscheiden könntest, würdest du dann lieber bei uns bleiben oder zurückgehen?«, fragte Bela. Robin schwieg sekundenlang.
    »Ich würde zurückgehen und euch dann immer besuchen«, sagte er.
    »Das geht nicht. Wir sind eine eigenständige Gemeinschaft. Wenn du uns verlässt, können wir dir keinen Zugang mehr gewähren«, sagte Bela.
    »Doch!«, fuhr Robin auf. »Ich kann jeden Teil meines Landes besichtigen, wenn ich es wünsche.

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