Königsfreunde (German Edition)
herunter und warf noch einen letzten Blick auf den halb schlafenden Jungen, bevor sie sich auf den Weg zum Waschraum machte. Sie fühlte sich seltsam verwirrt und wollte allein sein, um ihre Gefühle zu sortieren.
Der Tag lief wie gewohnt an, auch wenn Clara sich beeilen musste, weil sie verschlafen hatten. Diesmal trug sie ihr bestes Kleid samt der feinen Silberkette, trotz leisen Protestes ihrer Mutter. Sie wollte Kristina so wenig Angriffsfläche wie möglich bieten. Robin verhielt sich ruhig, arbeitete mit und schien in Gedanken versunken. Manchmal warf er ihr einen Blick zu und sie erwiderte ihn, um nicht launisch zu wirken, aber etwas merkwürdig war die Stimmung zwischen ihnen schon. Clara wusste nicht, was er jetzt von ihr hielt. Vielleicht dachte er auch gar nichts und war nur mit seinen Eltern beschäftigt. Und eigentlich war da ja auch nichts, worüber man nachdenken musste. Clara verstand selbst nicht, woher dieses unwohlige Gefühl kam, dass etwas Unausgesprochenes da war.
Wie beim letzten Mal verkaufte Robin recht erfolgreich die Waren, während Clara nach Kristina und ihrer Gruppe Ausschau hielt. Das Wetter war gut und der Marktplatz voller Menschen. Sicher ließ sich Kristina den Einkaufsbummel und den Besuch bei Richenza nicht entgehen. Ob Adela bei ihnen sei würde? Ausgeschlossen. Sie wollte mit Kristinas Freundeskreis nichts mehr zu tun haben. Sie war jetzt mit Clara befreundet. Trotzdem. Clara brauchte einen Beweis, sie wollte es selbst sehen. Heute fühlte sie sich ihr gewachsen. Sie war gut gekleidet, trug die Kette sichtbar am Hals. Und später würde sie auch über den Markt bummeln und sich die Waren ansehen. Sich etwas zu kaufen, das war zwar nicht mehr drin, aber Clara hatte sich vorgenommen, sich interessiert umzusehen und auf keinen Fall so zu wirken, als sei ihr das Geld ausgegangen.
Sie warf einen Blick zu Robin, der eben von einem Mädchen Geld entgegennahm. Clara kannte sie vom Sehen. Eva, die Tochter des Schmieds. Sie war zwei Jahre älter als Clara und etwas größer. Eva wünschte Nesa einen schönen Tag, drehte sich um und ging davon. Robin blickte ihr nach und vergaß, das Geld in die Kasse zu legen. Evas schwarze Haare glänzten im Sonnenlicht und bildeten einen hübschen Kontrast zu ihrem blauen Kleid.
»Darf ich mal vorbei?« Clara schob Robin beiseite und verdeckte damit die Sicht auf das Mädchen. Kurz danach war Eva in der Menge verschwunden. Clara nahm eine Holzschale und stellte sie auf ihre Seite des Verkaufstisches. Nesa bedachte sie mit einem kritischen Blick.
»Und was tust du da gerade?«, fragte sie. Clara wurde rot.
»Ich wollte die Waren über den ganzen Tisch verteilen. Ist nur ein Versuch«, sagte sie und wandte sich schnell ab, bevor Robin ihr heißes Gesicht sah.
»Wer war denn das?«, fragte Robin.
»Sie heißt Eva«, sagte Nesa und Clara schielte zu ihm, während sie tat, als würde sie den Inhalt einer Kiste sortieren. Robin ließ seine Augen über die vorbeiziehenden Menschen schweifen, als hoffte er, dass Eva noch mal auftauchte. Clara bemerkte seinen suchenden Blick und ein ungewohntes Gefühl machte sich in ihr breit. Benennen konnte sie es nicht, aber sie bekam schlechte Laune, als sie ihren eigenen Stimmungsumschwung ahnte. Sie wollte nicht Trübsal blasen. Kristina konnte jeden Moment hier auftauchen und überhaupt gab es keinen Grund, nicht fröhlich zu sein. Was kümmerte es sie, wenn Robin dieser Schmied-Ziege nachstarrte? Damit machte er sich höchstens selbst lächerlich. Ein König, der sich für verrußte Schmiedtöchter mit kohlschwarzen Haaren interessierte. Zum Totlachen.
»Geht ihr später eine Runde zusammen?«, fragte Nesa. »Ich gebe euch etwas Geld.«
»Ich brauche kein Geld«, sagte Robin.
»Und ich muss meins ohnehin abgeben«, sagte Clara. »Du kannst meinen Anteil auch direkt an Robin weitergeben. Da bleibt sowieso nichts übrig.« Sie stieß die Kiste vor ihren Füßen mit einem leichten Tritt beiseite. »Hier ist überhaupt nicht genug Platz.«
Nesa sah sie prüfend an. »Was hast du denn, mein Kind?«
»Nichts. Was soll ich denn haben?«, erwiderte Clara.
»Schlecht geschlafen?«
Clara schielte zu Robin. »Nein, hat damit nichts zu tun.«
»Mein Vorschlag ist, dass ihr beide jetzt mal zusammen über den Markt schlendert. Dann geht es dir bestimmt besser«, sagte Nesa. »Kauft euch doch was Süßes, davon bekommt man gute Laune.«
»Ich nicht, aber von mir aus«, sagte Clara. Robin schloss die Kasse
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