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Königsfreunde (German Edition)

Königsfreunde (German Edition)

Titel: Königsfreunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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antwortete diesmal nicht, aber in seinem Gesicht las sie seine verhaltene Zustimmung. Clara konnte das verstehen. Sie hatten beide ihren Stolz und der Anfang war schwer gewesen, aber jetzt fühlte es sich anders an.
    »Es würde mir wirklich nichts ausmachen, wenn du hierbleiben willst«, sagte sie. Robin drehte sich herum und schaute zu ihr auf.
    »Das kam mir bisher aber nicht so vor«, sagte er.
    »Ja, ich weiß. So bin ich halt. Aber ich hab mir das alles anders vorgestellt mit deinem Schloss und so.«
    »Wie denn?«
    »Naja. Einfacher. Dass du Diener hast und dass die alles machen und dass du nie arbeiten musst.«
    »So war es ja auch. Früher musste ich nie arbeiten. Ich hatte Unterricht, aber ich habe mich auch viel gelangweilt. Ich hätte gerne was gemacht, aber ich durfte nicht.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil mir was passieren könnte. Ich darf nichts machen, wobei ich mich verletzen kann. Ich bin der Thronfolger.«
    »Aber jetzt wollen sie dich umbringen, was soll das denn dann?«, fragte Clara.
    »Ist halt alles nur Fassade. In Wahrheit bin ich ihnen egal. Die wollen nur ihre eigene Haut retten. Wenn mir was passiert, dann wird jemand dafür bestraft. Die haben nur Angst um sich selbst«, sagte Robin. »Das ist mir erst vor Kurzem klargeworden.«
    »Aber was willst du denn dann dort bei denen? Außer Rache?«
    Robin schaute zur Decke, als suchte er dort nach einer Antwort.
    »Ich will dort nichts mehr. Ich würde mich rächen, wenn ich kann. Meine Eltern rächen. Aber ich selbst will nichts mehr«, sagte er.
    »Du wärest nur aus Pflichtgefühl zurückgegangen, oder?«
    »Ja. Irgendwie schon.«
    Sie schwiegen eine Weile.
    »Bela sagt, Rache ist falsch«, fing Clara wieder an. »Aber ich könnte es verstehen, wenn du das willst. Nur wenn sie dich dann töten, dann hat keiner was davon.«
    »Ich weiß.« Robin seufzte.
    »Bleib einfach hier«, sagte Clara. »Vielleicht kommt Bela ja bald vorbei, dann kannst du ihn fragen.«
    »Ich frage nicht, das entscheide ich selbst«, sagte Robin. »Es gibt niemanden in diesem Land, den ich fragen muss.«
    »Aber wenn sie dich hinausbringen, wie willst du dann reinkommen, ohne den Eingang zu kennen?«
    »Ich werde Johann fragen«, sagte Robin. »Wenn ich wieder an der Macht bin, zwinge ich ihn, es mir zu sagen.«
    Clara sah im bläulichen Mondlicht den harten Zug um Robins Mund. Er war im Moment noch auf dem falschen Weg, das fühlte sie. Aber diesmal machte sie sein Kommentar nicht wütend. Sie konnte dahinter sehen; hinter seiner Wut steckte Verzweiflung.
    »Wir können ja morgen noch mal mit meinen Eltern sprechen. Bestimmt gibt es eine Lösung dafür«, sagte sie und stand auf.
    »Vielleicht«, sagte Robin. »Wenn ich wieder König bin, finde ich einen Weg.«
    »Schlaf gut«, sagte Clara.
    »Ja, du auch«, sagte Robin. Clara lächelte, als sie zu ihrem Lager hinüberging. So etwas hätte Robin noch vor wenigen Tagen niemals gesagt.
     

 
    Ein Geräusch weckte sie. Clara war sofort hellwach. Sie warf einen Blick zu Robin hinüber, der aufrecht in seinem Bett saß. Schnell schlug sie ihre Decke zurück und sofort umfing sie die kühle Nachtluft. Robin atmete heftig, die Augen weit aufgerissen. Sicher hatte er wieder einen Alptraum gehabt. Clara kniete sich neben ihn und er sah sie an, verwirrt und mit Tränen auf den Wangen.
    »Hast du wieder von deinen Eltern geträumt?«, flüsterte sie. Robin deutete ein Nicken an. Clara zögerte noch einen Moment, dann legte sie ihre Arme um ihn und zog ihn an sich, wie ihre Mutter es getan hätte. Robin leistete keinen Widerstand. Sie hielt ihn einfach fest, schweigend und wartete ab.
    Robin seufzte schwer und Clara fühlte seinen Kopf an ihrer Schulter ruhen. Es war merkwürdig. Noch nie hatte sie einen fremden Jungen umarmt. Und noch vor Kurzem hatte sie sich nicht vorstellen können, Robin überhaupt zu berühren. Höchstens, um ihm eine reinzuhauen. Jetzt hielt sie ihn im Arm und fand es nicht unangenehm. Es gefiel ihr, dass er sie brauchte. Und sie wollte ihn wirklich trösten. Nach einer Weile schob sie ihn sanft von sich.
    »Leg dich wieder hin«, sagte Clara freundlich. »Es ist vorbei. Und meine Eltern haben nichts gehört.«
    »Nein«, flüsterte Robin. »Ich bleibe wach.«
    »Hast du Angst? Wenn ich Angst habe, nehme ich mir immer ein Kätzchen mit ins Bett. Wenn es schnurrt, denkt man nicht an die Angst«, sagte Clara.
    »Ich habe keine Angst. Ich will nur nicht mehr schlafen«, sagte Robin, und es klang schon wieder

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