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Königsfreunde (German Edition)

Königsfreunde (German Edition)

Titel: Königsfreunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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abweisend. Wahrscheinlich wollte er nicht als Schwächling dastehen.
    »Was hast du denn früher gemacht, wenn du mal einen Alptraum hattest?«, fragte Clara und zog die Füße an, die langsam von der Kälte heimgesucht wurden.
    »Nichts. Was hätte ich machen sollen?«
    »Na, zum Beispiel zu deinen Eltern ins Bett klettern«, sagte Clara und biss sich auf die Zunge. Sie fand auch jeden Fettnapf im Dunkeln.
    »Das durfte ich nicht. Außerdem schliefen sie in einem anderen Trakt. Ziemlich weit weg«, sagte Robin.
    »Hast du noch nie mit jemand anderem in einem Bett gelegen? Ist das nicht einsam? Ich hab früher manchmal bei meinem Bruder geschlafen. Das hier war sein Bett.«
    »Ich war immer allein. Das ist so üblich«, sagte Robin.
    »Dann wird’s Zeit, dass sich das ändert«, sagte Clara und stand auf. Sie ging zu ihrem Lager und raffte die Decke und das Kissen zusammen.
    »Los, rück mal ein Stück«, forderte sie Robin auf.
    »Was machst du?«, fragte Robin und bewegte sich nicht vom Fleck. Gehorchen war immer noch nicht so sein Ding.
    »Nebeneinander schlafen ist das Beste bei Alpträumen. Wirst du gleich sehen. Und ich bin echt müde und hab keine Lust, heute Nacht noch mal deinetwegen aufzustehen.« Clara verschaffte sich Platz und schob Robin näher an die Wand. Dann schlüpfte sie rasch unter die Decke. Robin lag schweigend neben ihr. Dieser Überfall hatte ihn wohl etwas überrascht.
    »Und? Besser?«, flüsterte Clara.
    »Hm«, sagte Robin, aber es klang zustimmend.
    »Dann gute Nacht«, sagte Clara. Sie schloss die Augen, denn sie war wirklich müde. Und morgen war wieder Markttag, da musste sie einigermaßen ausgeschlafen sein. Der Schlaf kam heran und sie fühlte Robins warmen Körper neben sich liegen. Das war ungewohnt und vertraut zugleich. Mit ihrem Bruder hatte sie viele Nächte so verbracht, leise flüsternd, kichernd und Gruselgeschichten erzählend. Es war normal für sie, aber Robin war nicht ihr richtiger Bruder und er kannte nichts dergleichen. Aber er schien zufrieden zu sein, denn sie hörte ihn ruhig atmen. Sicher schlief er bald ein und hoffentlich alptraumfrei. Noch während sie darüber nachdachte, sank sie in Schlaf.
    Clara erwachte wieder von Geräuschen, aber diesmal ganz anderer Art. Sie blinzelte und sah ihre Mutter, die – schon komplett in Tageskleidung – Körbe zur Tür trug. Als sie Clara bemerkte, blieb sie stehen und setzte ihre Fracht leise ab. Sie legte den Finger auf die Lippen und kam näher.
    »Warum hast du uns nicht geweckt?«, fragte Clara im Flüsterton.
    »Deshalb«, flüsterte Nesa zurück und deutete zu Robin. Clara drehte langsam den Kopf, um ihn nicht zu wecken. Robin hatte sich an sie gekuschelt. Er lag direkt neben ihr, die Stirn an ihrem Arm, und schien tief zu schlafen.
    »Er hatte nachts wieder Alpträume von seinen Eltern«, berichtete Clara. »Ich wollte nur, dass er Ruhe gibt.«
    »Natürlich«, lächelte Nesa.
    »Es stimmt«, zischte Clara.
    »Du kannst ruhig zugeben, dass du es niedlich findest, wie er da neben dir schläft. Er sieht richtig zufrieden aus. Bleib noch etwas liegen, bis er aufwacht. Wir beladen schon den Wagen.« Nesa erhob sich und als Clara etwas entgegnen wollte, hob sie warnend den Finger an die Lippen.
    Resigniert blieb Clara liegen und wartete, bis ihre Mutter den Raum verlassen hatte. Sie wollte nicht, dass man von ihr dachte ... ja, was? Sie wusste es selbst nicht. Im Nachhinein kam es ihr nicht mehr wie eine gute Idee vor, mit Robin das Bett zu teilen. Wie sah denn das aus? Als ob sie verliebt wäre?
    »Blödsinn«, flüsterte Clara. Sie hatte lediglich das Bruder-Schwester-Ritual von früher praktiziert, ohne nachzudenken, weil es ihr so vertraut war. Robin regte sich neben ihr und sie spürte seine glatte Stirn auf ihrer Haut. Clara erwog, einfach aufzustehen, aber etwas hielt sie davon ab. Sie betrachtete sein Gesicht, die Augen mit den dichten Wimpern. Er sah ganz anders aus, wenn er schlief. Langsam streckte sie die Hand aus und strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Robin blinzelte, dann schlug er die Augen auf. Verschlafen sah er zu ihr hoch und schloss dann die Augen wieder. Clara war sich nicht sicher, was sie jetzt tun sollte. Vorsichtig setzte sie sich auf und rüttelte Robin dann leicht.
    »Wir müssen aufstehen. Heute ist Markt«, sagte sie und fand, dass sie die Situation damit gut überbrückte.
    »Ich bin gleich da«, flüsterte Robin, noch in die Decke gekuschelt. Clara rutschte von dem Schlaflager

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