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Königsjagd

Königsjagd

Titel: Königsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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aber so lange brauchen wir natürlich nicht zu warten.« Der Polizeichef blickte auf die Uhr an der Wand. »Er hält in ungefähr einer Stunde in Talavera. Ich werde bei der Ortspolizei veranlassen, daß er durchsucht wird. Wenn Sie inzwischen hier warten wollen, könnten Sie ein Glas Wein mit mir trinken - und mir erzählen, wie es jetzt in Berlin aussieht.«
    Der Zug hielt schon eine ganze Weile in Talavera, als Hanna aus dem Fenster sah und Polizisten erblickte. Sie geriet nicht in Panik, sondern lehnte sich einfach in ihre Ecke zurück und las weiter in der Zeitschrift. Sie trug eine Sonnenbrille und hatte sich ein Tuch um den Kopf gebunden. Connie hatte beides an einem Bahnhofskiosk in Madrid für sie gekauft.
      In ihrem Abteil saßen noch ein Priester und eine junge Frau mit einem Baby. Sie warteten. Endlich wurde die Tür geöffnet. Hanna tat so, als lese sie weiter, beobachtete aber aus den Augenwinkeln heraus die uniformierten Beine.
    »Bitte Ihren Paß, Senorita.«
      Sie täuschte Überraschung vor und schaute zu dem jungen Polizeibeamten auf, holte dann ihren französischen Paß aus der Tasche und reichte ihm das Dokument.

      »Rosa Lenoir. Sie fahren nach Lissabon, Mademoiselle?« fragte er in holprigem Französisch.
    »Oui, Monsieur«, antwortete sie.
    »Darf ich den Zweck Ihrer Reise erfahren?«
      »Es ist beruflich. Ich trete dort ab nächste Woche in einem Cabaret auf.« Sie nahm die Sonnenbrille ab und schlug die Beine so übereinander, daß ihr Rocksaum ein ganzes Stück über das Knie rutschte. Der junge Polizist schluckte und gab ihr den Paß zurück.
       »Bonne chance, Mademoiselle«, sagte er und verließ das Abteil.
      Der Priester machte ein mißbilligendes Gesicht, die junge Frau amüsierte sich sichtlich. Hanna lächelte sie an, setzte die Sonnenbrille wieder auf und wandte sich erneut der Illustrierten zu.

    Das Flamenco lag an einem kleinen Platz im alten Teil der Stadt. Als Kleiber, Sindermann und der Chauffeur der Botschaft hineingingen, war nur ein alter Mann im Lokal, der gerade den Fußboden moppte. »Wir haben geschlossen«, sagte er. »Der Club wird erst um acht Uhr abends geöffnet.«
      »Was ist mit der neuen Nummer, mit den Negern?« fragte der Chauffeur.
      »Sie sind schon hier gewesen. Wollten sich dann ein Hotel suchen. Sie sagten, sie kämen gegen zwei Uhr wieder, um zu proben.« Der Fahrer übersetzte für Kleiber, und dieser nickte befriedigend. »Sehr gut. Wir werden warten.«
      »Wenn Sie erlauben, Sturmbannführer«, sagte der Fahrer, »rufe ich kurz in der Botschaft an, nur damit sie wissen, wo sie mich notfalls erreichen können.«
      Er ging hinaus, während Kleiber hinter die Bar trat und sich ein Glas einschenkte und Sindermann an der Tür Posten bezog.
      Schellenberg stellte in der Botschaft fest, daß er in erlauchter Gesellschaft war. Außer Botschafter von Strobel war der spanische Außenminister Ramón Serrano Suner, Schwager von General Franco, anwesend. Da er kaum deutsch sprach, wurde die Unterhaltung auf englisch geführt.
      »Nehmen wir den Kaffee doch auf der Terrasse, meine Herren«, schlug von Strobel vor. »Dort ist es viel angenehmer als hier drinnen.«
      Sie setzten sich an einen kleinen, weißlackierten Tisch aus Gußeisen, während ein Diener Kaffee einschenkte. Von Strobel entließ ihn mit einer Handbewegung. »Jetzt können wir zur Sache kommen.«

      Er war nicht nur ein Karrierediplomat, sondern auch ein überzeugter Nationalsozialist, dem Führer treu ergeben. Seine engen persönlichen Kontakte mit der spanischen Regierung - auf allen Ebenen - waren sehr wichtig, besonders damals, als die Verhandlungen zwischen Spanien und Deutschland über den weiteren Kriegsverlauf in ein heikles Stadium getreten waren.

    »Wo liegt also das Problem?« fragte Schellenberg. »Vielleicht möchten Sie zuerst etwas dazu bemerken, Herr Minister?« sagte von Strobel.
      Serrano Suner nickte. »Gern. Bisher haben wir Ramajo de Alvarez, Marques von Oropeso als Verbindungsmann zum Herzog benutzt. Er ist seit langer Zeit mit den Windsors befreundet. Ich denke, ich sollte an dieser Stelle betonen, daß der Marquis...« Er zögerte. »Wie drücke ich mich am besten aus? Daß der Marquis ein Ehrenmann der alten Schule ist.«
      »Ich verstehe, was Sie meinen«, sagte Schellenberg trocken. »Der Marquis hat nicht die geringste Ahnung von unserem wechselseitige n Interesse. Er glaubt, er handele einzig und allein für die

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