Königsjagd
zurückgekommen. Der Fahrer rief vor einiger Zeit an und sagte, sie seien im Flamenco. Der Sturmbannführer scheint dort auf jemanden zu warten.«
Schellenberg fluchte leise. »Besorgen Sie mir einen Wagen«, sagte er, »bitte schnell.«
Als Connie und die Jungs das Flamenco betraten, schien kein Mensch da zu sein. Nicht einmal der Hausdiener war zu sehen, doch Billy Joes Gitarre und Baß standen neben Harry Grafs Schlagzeug auf dem kleinen Podium.
»He, sie haben für uns ausgepackt«, sagte Billy Joe. »Das nenne ich Service.«
Der Vorhang hinter dem Podium wurde beiseite geschoben, und Kleiber erschien. »Das war ich«, sagte er. »Ich liebe Ordnung - in allen Dingen.« Sindermann trat aus einer Tür und baute sich so auf, daß er den Weg zum Ausgang versperrte. Connie blickte kurz zu ihm hin, wandte sich dann wieder an Kleiber. »Was soll das heißen?«
»Das will ich Ihnen sagen«, erwiderte Kleiber. »Ich hab so ein Gefühl, daß ihr mich an der Nase herumgeführt habt, ihr schwarzen Affen. Ich glaube, ihr wißt, wo Hanna Winter ist. Vielleicht ist sie sogar hier...»
»Wir sind nicht mehr im Tausendjährigen Reich«, sagte Connie. »Scheren Sie sich zum Teufel.«
Sindermann näherte sich von hinten und boxte ihm in den Rücken. Connie ging stöhnend in die Knie.
»Nicht billig, dies Ding, was?« Kleiber zeigte auf den Baß. Er trat darauf, so daß das Instrument in zwei Stücke brach, stampfte dann durch die Bespannung der großen Trommel. Billy Joe und Harry schrien zornig auf und wollten ihm in den Weg treten, aber er zog eine Luger aus der Manteltasche und richtete sie auf die beiden. »Los, versucht es doch! Ich warte nur auf die Gelegenheit, die Welt von solchem Geschmeiß zu befreien.«
Sie blieben stehen und beobachteten ihn, während er Sindermann zurief: »Bringen Sie ihn zum Reden.«
Connie war immer noch auf den Knien, und Sindermann trat ihn unten ins Rückgrat. Connie stürzte vor, landete auf dem Gesicht, und Sindermann packte ihn am Kragen und schleuderte ihn gegen die Theke. Es machte ihm sichtlich Spaß. Er hob Connie hoch und warf ihn auf die Bar.
»Rede endlich, Affe«, sagte er leise, Connie den Arm umdrehend.
»Er verdient sich seine Brötchen mit Klavierspielen. Wie soll er das noch machen, wenn er ein paar Finger weniger hat?« sagte Kleiber.
Connie war halb bewußtlos. Sindermann grinste, drückte die Hand des Negers flach auf die Theke, beugte sich vor und nahm eine volle Flasche Kognak aus dem Regal. Er hielt sie am Hals.
Er hob die Flasche wie einen Hammer, wollte sie gerade nach unten sausen lassen, als eine ruhige Stimme sagte: »Es reicht, Sindermann. Lassen Sie ihn los.«
Sindermann wandte langsam den Kopf. Sein Gesicht war schweißgebadet, und er hatte einen stieren Ausdruck in den Augen. Kleiber sagte: »Brigadeführer, diese Kerle verfügen über Informationen von größter Wichtigkeit.«
»Diese Kerle, wie Sie sich ausdrücken, sind amerikanische Bürger und befinden sich in einem neutralen Land, und Sie, Kleiber, provozieren einen Zwischenfall, der garantiert von der internationalen Presse hochgespielt werden wird und dem Reich nur schaden kann.«
»Brigadeführer Schellenberg, ich muß protestieren.«
»Stehen Sie gefälligst nicht so breitbeinig da, wenn Sie mit mir reden, Sturmbannführer, und stecken Sie das Schießeisen weg!«
Kleiber tat es, langsam zwar, aber er tat es.
»Wenn Sie ein Spielchen spielen wollen, können Sie es haben«, sagte Schellenberg. »Sie haben doch einen Eid geschworen, als Sie zur SS kamen, habe ich recht? Sie meinen doch auch, daß ich Ihr vorgesetzter Offizier bin und vom Führer ernannt wurde?«
»Ja.«
»Dann vergessen Sie in Zukunft nicht, das zu tun, was Ihnen gesagt wird.« Seine Stimme war jetzt eisig. »Wenn ich etwas zu Ihnen sage, werden Sie antworten: Jawohl, Brigadeführer. Und wenn ich Ihnen einen Befehl gebe, antworten Sie: Zu Befehl, Brigadeführer. Haben Sie kapiert?«
»Jawohl, Brigadeführer.«
»Gut.« Schellenberg wandte sich an Sindermann. »Lassen Sie ihn los und nehmen Sie Haltung an.«
Aber Sindermann konnte nicht mehr klar denken. »Nein!« sagte er.
»Ich könnte Sie erschießen«, fuhr Schellenberg ihn an. »Aber wir haben nicht mehr viel Zeit, und ich werde Ihnen statt dessen eine Lektion erteilen. Wenn ich Sie sehe, ekelt es mich. Was sind Sie im Grunde? Zwei Zentner Knochen und Muskeln. Rohe Gewalt. Und was
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