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Königsjagd

Königsjagd

Titel: Königsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Revolver heraus. »Passen Sie auf, Brigadeführer!« zischte er.

      Schellenberg schoß ihn zweimal ins Herz, ohne die Mauser aus der Tasche zu nehmen. Becker fiel mit dem Schreibtischsessel krachend zu Boden. Schellenberg schaute zur Schlafzimmertür und wartete, aber er hörte nichts. Er ging um den Schreibtisch und sah auf den Toten hinunter.

      »Wenn du jemanden erledigen willst, fang nicht vorher noch an, große Reden zu schwingen«, sagte er leise. »Das hast du zu spät gelernt, mein Freund.«

    Er verließ die Wohnung. Die junge Blondine im Schlafzimmer schreckte aus ihrem Traum hoch, streckte die Hand aus und fand neben sich nichts. »Erich?« sagte sie. »Komm zurück ins Bett.« Dann kuschelte sie den Kopf wieder ins Kissen und schlief weiter.
      Joe Jacksons Mercedes-Sportwagen fuhr auf der Küstenstraße in Richtung Estoril, und Hanna fragte: »Wohin fahren wir?«

      »Zu einem Fischerdorf namens Cascais«, antwortete Jackson. »Eine gute Freundin von mir hat ganz in der Nähe des Ortes ein Haus am Strand, in einem Kiefernwald. Gemütlich, ruhig und einsam. Sie ist im Augenblick verreist, aber ich habe den Schlüssel.«

    »Sie hat nichts dagegen?«
    »Ich glaube nicht.«
      Es hatte aufgeklart, der Regen hatte schon vor einer ganzen Weile aufgehört, und am Himmel stand der strahlendweiße Vollmond. Draußen auf dem Meer hüpften Dutzende kleiner Lichter, die sich unmerklich dem Hafen des kleinen Dorfes unter ihnen näherten. »Die Laternen am Bug der Fischerboote«, sagte er. »Sie locken die Fischschwärme an wie die Nachtfalter. Ein interessanter Ort, dieses Cascais. Ein hiesiger Seefahrer entdeckte Amerika zehn Jahre vor Kolumbus.«
    »Das glaube ich nicht.«
      »Aber es stimmt. Er hieß Alfonso Sanches. Sein Schiff geriet auf der Fahrt nach Ostindien in einen großen Sturm und wurde von widrigen Winden zur amerikanischen Küste getrieben. Er schaffte es schließlich mit ein paar von seinen Leuten zurück nach Madeira, aber in einem fürchterlichen Zustand. Kolumbus lebte damals auf Madeira und bekam sein Logbuch in die Hände.«
    »Es ist wenigstens eine gut erfundene Geschichte«, sagte sie. »Ich würde mich in Cascais nicht darüber lustig machen, wenn ich Sie wäre. Man nimmt sie dort sehr ernst.«
      Sie näherten sich jetzt einem breiten Strand mit langgezogenen Dünen, die von Kiefern gesäumt wurden, und er bog auf einen schmalen Weg ein, hielt vor einem Tor in einer gekalkten Mauer. Er stieg aus und öffnete es, kam dann zurück und fuhr in einen geschlossenen Hof. Das Haus, ein eingeschossiger, L-förmiger Bau mit rotem Ziegeldach und Veranda, war von einem schönen Garten umgeben. Er schloß die Vordertür auf, knipste eine Lampe an und führte sie in ein sehr großes Wohnzimmer, das auffallend schlicht eingerichtet war. Weißgetünchte Wände, ein riesiger steinerner Kamin, blankgescheuerte, von vielen echten Brücken bedeckte Holzdielen.
      »Bad und Küche, ein Schlafzimmer. Der andere Teil des Hauses ist ein Atelier, in dem überall Bilder herumstehen. Sie gehen am besten nicht hinein. In der Küche finden Sie mehr als genug zu essen, allerdings nur Konserven. Ich bringe Ihnen morgen frische Lebensmittel. Vielleicht wollen Sie Kaffee machen; ich zünde inzwischen den Kamin an.« Sie ging in die Küche, und als sie mit dem Kaffee zurückkam, knisterten schon einige Holzscheite im Kamin. Die Tür war offen, und Joe Jackson stand auf der Veranda. Irgendwo aus der Ferne war eine merkwürdig traurige und zugleich erregende Musik zu hören. »Was ist das?« fragte sie, während sie ihm einschenkte. »Ein Cafe im Ort. Eine Schallplatte mit Fados.«
    »Fados?«

      »Man kann sie nicht erklären - nur erleben. Sie gehören zum portugiesischen Leben. Ich nehme Sie abends einmal mit in ein richtiges Fadolokal.«

    Sie konnte die Früchte der Olivenbäume ringsum riechen. Kaum zu fassen, daß sie noch zwei Abende vorher in Berlin gewesen war und jetzt hier, am westlichen Rand Europas stand und zum Atlantik schaute ... nach Amerika, das gut fünftausend Kilometer entfernt war.
    »Und was passiert jetzt?«
      »Sie schlafen sich richtig aus und überlassen alles andere mir.«

      Sie legte eine Hand auf seinen Arm. »Sie werden etwas unternehmen, ja? Versprechen Sie es?«

      »Bestimmt. Aber Sie verstehen, daß Sie sich vorerst raushalten müssen, wenigstens solange diese Sache mit der Auslieferung läuft. Ich werde versuchen, mit Ihrer Geschichte zu den richtigen

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