Königsjagd
wäre?«
»Sie ist gesund und munter wie ein Fisch im Wasser, um die Wahrheit zu sagen.« Der Herzog nahm ihn am Arm und ging mit ihm auf die Terrasse.
»Das verstehe ich nicht.«
»Sie werden es bald verstehen, Walter. Aber sagen Sie mir, ob da Cunha noch da ist?«
»Nein, Sir, er ist am Hafen. Ich wollte Sie nicht beunruhigen, aber ein anonymer Anrufer hat der Polizei mitgeteilt, an Bord der Excalibur sei eine Bombe versteckt. Vielleicht ist es ein Verrückter. Da Cunha sagte mir, sie würden das Schiff vom Bug bis zum Heck durchsuchen. Ob wir nachschauen sollten, wie weit sie sind, Sir?«
Der Herzog stützte sich mit beiden Händen auf die Brüstung und sagte: »Walter, ich habe Sie doch gestern daran erinnert, daß wir immer offen zueinander gewesen sind.«
»Ja, Sir?«
»Nun, ich fürchte, das stimmt nicht mehr. Ich hatte gestern abend hier im Garten eine Unterredung mit Schellenberg.«
»Großer Gott.«
»Ja, Walter. Die Deutschen denken, ich stünde jetzt auf ihrer Seite. Ich ginge nun doch nicht auf die Bahamas. Dafür bekam ich das hier.« Er zog den gelbbraunen Umschlag aus der Innentasche seines Jacketts. »Ein Geschenk für Winston.« Er lächelte. »Natürlich mit den besten Grüßen.«
Monckton nahm den Umschlag und sah den Herzog perplex an. »Aber was geschieht jetzt, Sir? Was haben Sie vor?«
»Mit der Excalibur zu fahren. Und Sie tun bitte fo lgendes: Sagen Sie unserem geschätzten Gastgeber, Sie führen jetzt zum Hafen, um Oberst da Cunha darüber zu informieren, daß wir nicht mitfahren, und um unser Gepäck zurückzuholen. Oh, und nehmen Sie bitte Mrs. Fryth, die neue Zofe, mit. Dann wird es ganz plausibel aussehen.«
»Und dann?«
»Seien Sie um Punkt halb zwölf wieder hier. Wallis und ich halten uns bereit, und sobald Sie da sind, sausen wir so schnell wie möglich zum Schiff. Wenn der Zeitplan stimmt, müssen wir in dem Augenblick dort sein, in dem sie gerade die Gangway einziehen wollen.«
»Soll ich Oberst da Cunha über diesen Plan unterrichten?«
»Ja - unbedingt.« Der Herzog lächelte. »Wir sind auf der Zielgeraden, Walter, drei Längen vor dem Feld. Sie werden sehen, wir schlagen sie.«
Als er das Schlafzimmer betrat, waren die Fensterläden geschlossen, und der Raum lag im Halbdunkel.
»Wallis?« sagte er leise und setzte sich auf den Bettrand.
»David, ist etwas nicht in Ordnung?« Sie stützte sich auf.
»Im Gegenteil, Liebling, es geht alles nach Plan. Dein kleines Solo vorhin, bei der Visite des Arztes, war sehr eindrücklich. Inzwischen hat es sich bestimmt auch schon in der deutschen Gesandtschaft herumgesprochen, daß wir nicht fahren werden. Daß ich, mit anderen Worten, genau das tue, was ich versprochen habe.«
»Und jetzt?«
Er nahm ihre Hand und erklärte es ihr schnell. Schellenberg hatte endlich einmal ausgeschlafen. Es war fast halb elf, als das Telefon an seinem Bett klingelte.
»Hier Boerne.«
»Guten Morgen«, sagte Schellenberg. »Wie steht's?«
»Man hat uns gemeldet, daß vor einer halben Stunde ein Wagen mit ihrem gesamten Gepäck zum Schiff gekommen ist. Es wurde sofort an Bord gebracht.«
»Da haben wir die Bescherung!« sagte Schellenberg ächzend.
»Kein Grund zur Sorge. Eben habe ich aus der Villa gehört, die Herzogin sei unpäßlich. Der Arzt habe ihr strenge Bettruhe verordnet. Sie werden also bestimmt nicht fahren.« Es entstand eine Pause. »Brigadeführer, sind Sie noch da? Werden Sie in Aktion treten?«
»Ich denke, ja«, sagte Schellenberg. »Wir müssen uns den nächsten Schritt überlegen, nicht wahr? Wann und wie wir sie außer Land bringen.«
Er legte den Hörer auf, zündete sich eine Zigarette an und lehnte sich aufs Kissen zurück. Merkwürdig, aber er war irgendwie enttäuscht.
Kurz vor halb zwölf wartete der Herzog am Schlafzimmerfenster, und die Herzogin stand angekleidet neben ihm.
»Nun mach schon, Walter«, flüsterte der Herzog und blickte abermals auf die Uhr. »Laß mich jetzt nicht im Stich.«
Einen Moment später kam der Buick die Einfahrt hoch und hielt vor der Freitreppe. Walter Monckton stieg aus und sah zum Fenster hoch.
»Los, Wallis.« Der Herzog nahm ihren Arm. »Jetzt dürfen wir uns durch nichts mehr aufhalten lassen.«
Sie eilten die Treppe hinunter, und ein überraschter Diener stürzte zur Tür, um ihnen zu öffnen. In diesem Augenblick trat Santo e Silva aus der Bibliothek. Er starrte sie
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