Königsjagd
sich.«
Walter Monckton, der da Cunha gefolgt war, sagte entsetzt: »Großer Gott, was können wir tun?«
Plötzlich ertönten Hochrufe. Als sie sich umdrehten, sahen sie, wie der Herzog und seine Frau auf das Oberdeck traten und den Hafenarbeitern unten zuwinkten.
Monckton lief laut schreiend los: »Zurück, David! Um Himmels willen, gehen Sie hinein!«
Der Herzog und die Herzogin konnten ihn nicht hören und winkten lächelnd weiter.
Da sah Hanna, die sich verzweifelt umgeblickt hatte, den silbernen Mercedes hundert Meter weiter vor einem Schuppen stehen. »Dort!« rief sie. »Joes Auto!«
Als Zeidler bereits Gas gab, sprang da Cunha auf das Trittbrett des Buicks, und der Wagen schoß los, zwölf oder fünfzehn bewaffnete Polizisten rannten hinter ihm her.
Der Sportwagen stand neben einer grünen Tür mit der Aufschrift »Notausgang«. Schellenberg riß sie auf und sah eine Treppe, die ins Dunkel führte. Er zog seine Mauser und lief hinauf.
Willi Kleiber stand hinter Jackson am Fenstersims. Die Excalibur näherte sich der Strommitte. Als ihr Horn erklang, traten der Herzog und die Herzogin auf eine kleine Aussichtsplattform am Heck.
»Fabelhaft«, sagte Kleiber. »So kriege ich zwei auf einen Streich.«
»Seien Sie kein Narr, Mann«, sagte Jackson. »Damit erreichen Sie doch nichts mehr.«
»Er hat uns alle zu Narren gemacht«, antwortete Kleiber. »Sogar den Führer. Jetzt wird er dafür zahlen müssen.«
Er rammte Jackson den Lauf des Gewehrs in die Seite. Der Amerikaner fiel stöhnend zu Boden, und Kleiber kniete sich hin, legte die Waffe auf das Sims und zielte sorgfältig auf den Herzog.
Als er den Abzug betätigte, warf Jackson sich, trotz seines halb bewußtlosen Zustands, gegen ihn. In diesem Augenblick erklang das Schiffshorn erneut, übertönte den Knall des Schusses, und die Kugel schlug wenige Meter neben dem Herzog und der Herzogin, die im allgemeinen Lärm der Abfahrt nichts merkten, ins Deck.
Kleiber trat nach Jackson, stieß ihn fort und zielte abermals. Die Tür zur Treppe flog auf, und eine vertraute Stimme rief schneidend: »Kleiber!« Kleiber wandte sich um, und der Haß in ihm verdrängte jeden klaren Gedanken. Er riß das Gewehr hoch, aber Schellenberg traf ihn in die Schulter, und er wirbelte herum. Die nächsten beiden Kugeln zerschmetterten sein Rückgrat, warfen ihn gegen die Fensterbrüstung, schleuderten sein Gewehr hinaus.
Oberst da Cunha kniete sich neben ihn auf den Boden, aber er brauchte ihn nicht lange zu untersuchen. Er blickte auf. »Ich muß sagen, Brigadeführer Schellenberg, Sie sind mir ein Rätsel.«
»Ich muß selbst damit leben.«
»Ich nehme an, Sie werden bald wieder nach Berlin fliegen?«
»Noch heute, wenn es geht.«
»Gut.« Da Cunha wischte sich mit einem Taschentuch die Schweißperlen von der Stirn. »Selbst der beste Polizeimann kann sich in seiner Karriere nur einmal einen solchen Zwischenfall leisten.«
Hanna erschien und beugte sich über Jackson, der gerade versuchte, sich aufzusetzen.
»Der Herzog?« fragte er. »Er lebt«, sagte sie. »Dank Schellenberg.«
Schellenberg steckte seine Mauser ein, stand auf und ging zur Tür. Als er die Treppe erreichte, holte sie ihn ein und hielt ihn am Ärmel fest. »Sie fahren wieder nach Berlin, nicht wahr?«
»Ja! Ich habe keine andere Wahl... das wissen Sie doch, oder? Für mich ist es zu spät.«
Er ging die ersten Stufen hinunter. Sie rief: »Walter!« - Verzweiflung in der Stimme, Zorn auf das Leben und die Grausamkeit des Schicksals. »Habe ich Ihnen schon gesagt, daß Sie singen wie Billie Holliday in ihren besten Tagen?« antwortete er nur.
Seine Schritte hallten dumpf wider, während er nach unten ging, und dann fiel die Tür ins Schloß, und er war fort.
Als die Excalibur die Tejomündung verließ, fand die Herzogin ihren Mann am Heck, wo er immer noch auf der kleinen Plattform stand.
»Ich habe dir einen Schal gebracht«, sagte sie.
»Oh, vielen Dank, Wallis.«
Sie nahm seinen Arm, und sie standen an der Reling. »Es könnte schlimmer sein, David... ich meine, die Bahamas. Wir werden das Beste daraus machen, gib dir also bitte Mühe, nicht allzu enttäuscht zu sein. Schließlich haben wir immer noch uns.«
»Natürlich, Liebling. Ich bin übrigens nicht im geringsten enttäuscht.« Sein Lächeln schien alles in einem helleren Licht erscheinen zu lassen. »Um ganz ehrlich zu sein,
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