Königsjagd
verblüfft an.
»Aber Hoheit...«
»Furchtbar nett, daß Sie uns so lange aufgenommen haben. Bedaure wirklich, daß wir Ihnen all die Ungelegenheiten machen mußten«, sagte der Herzog im Laufschritt.
»Und Madam...«
»Fühlt sich schon viel besser. Die Seeluft wird das übrige tun.«
Sie stiegen schnell hinten in den Buick, Monckton folgte, schlug die Tür zu und befahl dem Chauffeur, loszufahren. Die Räder wirbelten den Kies auf, der Wagen machte einen Satz, und sie waren fort. Dr. Ricardo de Espirito Santo e Silva drehte sich um, lief in die Bibliothek und griff zum Hörer.
Als Kleiber das Büro des Gesandten betrat, schritt von Krotzingen-Boerne offensichtlich sehr erregt im Raum auf und ab.
»Sie haben mich holen lassen, Exzellenz?«
»Ich habe versucht, Brigadeführer Schellenberg zu erreichen, aber er war nicht mehr im Hotel. Ich fürchte, es gibt schlechte Neuigkeiten. Ich habe eben aus der Villa gehört, der Herzog und die Herzogin seien vor zehn oder fünfzehn Minuten in größter Eile zur Excalibur gefahren. Er geht also doch auf die Bahamas.«
»Aber das ist unmöglich«, sagte Kleiber erbleichend. »Er hat uns sein Wort gegeben, wir hatten eine Abmachung. Wir haben unsere Zusagen eingehalten.«
Boerne stöhnte: » Eine Katastrophe, aber wir können nichts daran ändern.«
Kleiber preßte die Lippen zusammen und ging hinaus. Sindermann, der im Vorzimmer gewartet hatte, sah sofort, daß etwas schiefgelaufen war. »Sturmbannführer?«
»Der Herzog«, sagte Kleiber grimmig. »Er hat uns an der Nase herumgeführt. Sie fahren nun doch mit der Excalibur.«
»Wir haben also verloren? Er lacht sich jetzt bestimmt tot über uns.«
»Sorgen wir dafür, daß er es nicht nur im übertragenen Sinn tut, Sie verstehen? Gehen Sie nach unten und holen Sie den Wagen. Ich komme sofort nach.«
»Und Brigadeführer Schellenberg?«
»Zum Teufel mit Brigadeführer Schellenberg!«
Er lief zur Waffenkammer, und der erstaunte Feldwebel, der dort Dienst hatte, schlug die Hacken zusammen. »Kann ich Ihnen helfen, Sturmbannführer?«
»Ich brauche ein Gewehr.« Kleiber trat hinter die Barriere. »Irgendein anständiges Gewehr. Was ist das hier?«
»Eine Neuentwicklung von Walther. Halbautomatik.«
»Ist es geladen?«
Der Feldwebel öffnete einen Munitionsschrank, holte ein Magazin heraus und steckte es in die Waffe.
»Ja, jetzt. Zehn Schuß. Ein ausgezeichnetes Kampfgewehr und unglaublich zielsicher bis auf tausend Meter, auch wenn Sie schnell schießen.«
»Gut, ich nehme es.« Kleiber eilte zur Tür.
»Sturmbannführer«, rief der Feldwebel. »Sie müssen noch den Empfang quittieren.«
Aber Kleiber war schon fort.
Der Feldwebel lief ein paar Schritte zur Tür, hielt dann inne und ging zu seinem Schreibtisch zurück. Er nahm den Hörer des Haustelefons und ließ sich mit dem Gesandten verbinden.
Als Schellenbergs Buick das Tor der Gesandtschaft passierte, mußte Zeidler das Steuer scharf herumreißen, um dem schwarzen Mercedes auszuweichen, der ihnen entgegengerast kam. Schellenberg erkannte die Gestalt am Lenkrad - Sindermann - und den Beifahrer, Kleiber. Dann waren sie fort.
»Beinahe, Brigadeführer«, sagte Zeidler, als er vor den Eingangsstufen bremste. »Möchte wissen, warum die es so eilig hatten.«
»Ich auch«, sagte Schellenberg.
Als er ausstieg, erschien Boerne in der Vorhalle. »Schellenberg! Gut, daß Sie da sind.«
»Was ist passiert?« fragte Schellenberg.
»Der Herzog«, sagte Boerne atemlos. »Er fährt doch mit der Excalibur. Er hat uns zum Narren gehalten, uns alle.«
»Und wohin wollte Kleiber so schnell?«
»Ich bin eben informiert worden, daß er sich ein Gewehr aus der Waffenkammer geholt hat, ohne zu unterschreiben.«
Walter Schellenberg drehte sich um und lief die Stufen zum Wagen hinunter. »Zu den Alcantara-Docks«, rief er Zeidler zu. »Zu dem Anleger, wo die Excalibur liegt, und fahren Sie, als wäre der Leibhaftige hinter Ihnen her.«
Die Hafeneinfahrt wurde schwer bewacht, das sah man auf den ersten Blick. Alle Fahrzeuge, die zu den Anlegern wollten, wurden untersucht. Kleiber sah dann, daß Oberst da Cunha am Tor stand. Die Gangway der Excalibur war bereits eingezogen, und im Augenblick machte man gerade die Leinen los.
»Was sollen wir tun, Sturmbannführer?« fragte Sindermann. »Die lassen uns bestimmt nicht passieren, und gleich ist es zu
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