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Königskind

Königskind

Titel: Königskind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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Freund, und könnte sich durch Eure Vermittlung für mich verwenden.«
    »Ich werde es versuchen«, sagte ich, »und in dieser Richtung aufbieten, was ich irgend kann.«
    »Chevalier, Ihr rettet mir das Leben!« rief Bellegarde, indem er aufsprang wie ein Jüngling. »Ich weiß gar nicht, wie ich
     Euch danken soll.« Und weil der Herzog kein großer Redner war, schloß er mich in die Arme, küßte mir wieder und wieder die
     Wangen und klopfte mir auf die Schultern.
    Und augenblicks erleichtert, begabt mit jenem heiteren Naturell, das auch nach schlimmsten Kümmernissen wieder aufspringt
     wie ein Ball, goß er sich abermals ein, trank den Wein auf einen Zug, und bevor er die Tür des kleinen Kabinetts aufklinkte,
     tat er, was die liebenswerte Leichtfertigkeit seines Charakters trefflich zeigte: er öffnete das Guckfensterchen zum blauen
     Zimmer und sagte
sotto voce
: »Schauen wir mal, wie sich die Sache auf dieser Seite angelassen hat.«
    Und nachdem er durch das Guckfenster geblickt hatte, lächelte er und sagte, indem er sich den Schnurrbart strich: »Seht Ihr,
     Siorac, der Prozeß im blauen Zimmer ist gut ausgegangen: die Parteien liegen einander schlafend in den Armen.«
    * * *
    Mochte der Herzog von Bellegarde auch noch so strohköpfig sein, der Einfall, Madame de Guise als Unterhändlerin bei der Königin
     einzuschalten, war sehr gescheit, und ich will hier erklären, warum.
    |222| Die Regentin mochte Männer im allgemeinen nicht und im besonderen weder ihren verstorbenen Gemahl noch die Kinder, die er
     ihr gemacht hatte, und begegnete, wie gesagt, den Großen des Hofes nie anders als kalt und steif. Aber sie hatte – außer der
     Concini – französische Freundinnen, und nimmt man die Marschallin de la Châtre aus, die sie sehr liebte, aber selten sah,
     weil die Dame ganz zurückgezogen lebte, hatte sie drei Getreue um sich, die man zu Recht ihre Vertrauten nennen konnte, ohne
     im mindesten zu übertreiben: die Herzogin von Guise, die Prinzessin Conti, ihre Tochter, und die Herzogin von Montpensier.
    Sicher konnten weder die Herzogin von Guise noch meine Halbschwester, die Prinzessin Conti, sich schmeicheln, soviel Einfluß
     auf Maria von Medici zu haben wie die Concini. Aber der Teil davon, den sie hatten, war nicht unbeträchtlich, weil beide witzig,
     liebenswürdig, scharfsinnig und fast immer um die Königin waren; und besonders die Prinzessin Conti, die, gleichaltrig mit
     Ihrer Majestät, diese sozusagen seit ihrem Herrschaftsantritt in die Hände genommen hatte, war ihre Gesellschafterin, Sekretärin,
     Vorleserin und Vertraute geworden.
    Die Herzogin von Montpensier, um auf die dritte dieser Fürstinnen zu kommen, war eine sanftmütige, harmlose Frau, die auf
     die Königin wenig Einfluß hatte, dafür aber indirekt große Macht über sie besaß, weil die Königin sie als erste umworben hatte,
     um von ihr für ihren Sohn Nicolas die Hand ihrer Tochter zu erhalten – der reichsten Erbin Frankreichs.
    Die Königin erhielt 1608 tatsächlich den Heiratsvertrag – die Erbin war damals drei Jahre alt –, und nach dem leider allzu
     vorhersehbaren Tod des armen Nicolas im Jahr 1611 erbat die Regentin sich in demselben Brief, in dem sie das Hinscheiden des
     Ärmsten mitteilte, sogleich die Hand des kleinen Mädchens für ihren dritten Sohn Gaston. Ein besseres Beispiel von Taktlosigkeit
     und Habgier ist mir aus dieser Herrschaft nicht bekannt.
    Schwerfällig, plump, ohne geistiges Feuer noch Phantasie, hatte die Königinmutter den Hang, sowie sie allein war, sich sterblich
     zu langweilen, und so genoß sie höchlich die Sprunghaftigkeiten, die derben Späße, Unverblümtheiten und pikanten Anekdoten
     meiner lieben Patin. Ebenso fürchtete sie aber auch ihren schreienden Zorn, dessen sie, die für gewöhnlich so |223| Dünkelhafte, sich seltsamerweise nicht zu erwehren wußte, so daß die Herzogin von Guise diese Schwäche ausnützte und die Königin
     ihr stumm und sprachlos gegenüberstand. Einmal, als der Chevalier von Guise, der jüngste des Hauses, einen Edelmann getötet
     hatte, ohne daß er ihm überhaupt die Zeit ließ, seinen Degen zu ziehen, und die Regentin erklärte, sie werde ihn dafür bestrafen,
     stürzte die Herzogin von Guise wie eine Furie zu ihr und blies ihr mit so groben Worten den Marsch, daß die Marquise de Guercheville
     sie unterbrach, um ihr klarzumachen, daß die Königin immerhin ihre Herrin sei. »Meine Herrin!«« rief die Herzogin von Guise.
     »Ich,

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