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Königskind

Königskind

Titel: Königskind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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ist. Ich sage es und sage es immer wieder, und wenn es sein muß, noch
     mit dem Kopf auf dem Richtblock: Moysset ist mein Freund!«
    »Aber was«, fragte ich, »hat Moysset mit besagtem Spiegel zu tun?«
    »Als er sah, wie ich unter dem Aufstieg dieses ehrlosen, plattfüßigen Concini litt, sagte Moysset, er wisse Leute, die mir
     in einem Zauberspiegel zeigen könnten, wie hoch die Concinis noch steigen werden und was am Ende aus ihnen wird.«
    Ich traute meinen Ohren nicht. Daß Bellegarde sich seines Fleisches mehr rühmen konnte als seines Verstandes, wußte ich (und
     habe es oft genug gesagt), aber daß er dermaßen leichtgläubig war, machte mich sprachlos. Ein Zauberspiegel, Herr im Himmel!
     Das war ja wie Mariettes ›Pischewunder‹!
    »Ein Zauberspiegel!« sagte ich endlich. »Habt Ihr ihn gesehen, Monseigneur?«
    »Nie.«
    »Und vermutlich forderten diese Leute allerhand Geld, um Euch die Zukunft der Concinis zu zeigen?«
    »Fünfzigtausend Ecus.«
    »Und die Ihr bezahlt habt, Monseigneur?«
    »Moysset hat sie mir vorgeschossen. Aber vor allem verlangten die Betrüger von Moysset, daß er die Fragen an den Spiegel in
     einem Brief stellt, der von ihm unterschrieben und von mir gegengezeichnet ist.«
    »Und den Moysset unterschrieb, Monseigneur, und den Ihr gegengezeichnet habt?«
    »Ja doch.«
    »Ach, Monseigneur!« rief ich und streckte die Arme gen Himmel. »Was für eine unglaubliche Torheit! Wußtet Ihr denn nicht,
     daß jegliche Magie oder vorgebliche Zauberei Teufelswerk ist und unter die Strenge des Gesetzes fällt und, was noch schlimmer
     ist, der Inquisition!«
    »Ich sah es als reine Artigkeit an!« sagte Bellegarde, dicke Schweißtropfen auf der Stirn, die an seinen Wangen herabliefen.
     »Ihr habt ja recht! Ich hätte mir klar sein müssen, daß diese Oberschurken, sobald sie den Brief hatten, mir nicht allein
     nie irgendeinen Spiegel zeigen, sondern stehenden Fußes zu den Concinis rennen und ihnen den Brief verkaufen würden, und |220| tatsächlich, kaum war er in ihrem Besitz, zerrten sie mich vor Gericht.«
    »Euch, Monseigneur?«
    »Erst Moysset. Aber wenn Moysset verurteilt ist, geht es natürlich mir an den Kragen, wenigstens verliere ich meine Besitztümer,
     mein Gouvernement Burgund und mein Amt als Großrittmeister, und all das wird Concini sich vermittels der Königin zuschanzen
     als Wiedergutmachung erlittenen Schadens.«
    »Ich wette, Monseigneur«, sagte ich, »daß Concini selbst diese Spiegelmagier angestiftet hat, damit Ihr in die Falle tappt.
     Was ist aus denen geworden?«
    »Verschwunden, soviel ich weiß, nachdem sie beiderseits abkassiert haben.«
    »Bestätigt das meine Wette nicht? Ich hoffe, Monseigneur, Ihr habt unverzüglich Schritte unternommen, um den Prozeß zu verhindern.«
    »Es ging ja um mein Leben. Zuerst sprach ich mit Kanzler Sillery. Er nahm die Anklage gegen die Magier nicht allzu ernst,
     zumal der Spiegel niemandem vorgeführt worden war, und setzte bei der Einberufung der zum Prozeß notwendigen Kommissionen
     auf Verschleppung. Aber dann hat die Königin, von den Concinis gedrängt, seinerseits Druck auf ihn ausgeübt.«
    »Und der Kanzler fügte sich.«
    »Klar. Er schaltete den Gerichtshof ein.«
    »Habt Ihr dort aufs neue vorgesprochen, Monseigneur?«
    »Auf beiden Seiten. Bei den Richtern, damit sie zur Folter greifen, und bei Concini, indem ich ihn durch die Herzöge Guise
     und d’Épernon bitten ließ, gegen entsprechende Vergütungen vom Prozeß abzusehen.«
    »Und er hat abgelehnt.«
    »Woher wißt Ihr das, mein Freund?« fragte Bellegarde mit großen Augen.
    »Das stand zu erwarten. Warum auf einen Prozeß verzichten, dessen Ausgang ihm riesige Einkünfte aus Eurem Gouvernement Burgund
     und Eurem Amt als Großrittmeister verspricht? Welche ›Nadelgelder‹ könnten solche Summen je aufwiegen, vom Ruhm dieses Gouvernements
     und der Ehre dieses Amtes ganz zu schweigen?«
    |221| »Ja, leider!« sagte Bellegarde mit schwerem Seufzer, »ge nauso ist es: der Schuft prozessiert mit aller Macht weiter, und ich weiß nicht mehr, an welchen Heiligen ich mich wenden soll.«
    Ich wußte nun genug, und da ich verstummte und zu Boden blickte, fragte der Herzog in einem verzweiflungsvollen Ton, der mir
     ans Herz griff: »Mein lieber Freund, zaudert Ihr, mir zu helfen?«
    »Durchaus nicht, Monseigneur, wenn ich nur wüßte, wie.«
    »Aber, durch Eure Patin!«
    »Durch meine Patin?«
    »Die Herzogin von Guise hat das Ohr der Regentin, mein

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