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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Ende der Treppe nach einer kleinen Drehung gegen die Wand. Der Atem fuhr zischend über seine nasse Zunge. Sein linkes Bein zitterte, und sein linkes Auge zuckte, als seien die beiden durch eine Bahn des Schmerzes miteinander verbunden, die durch seinen Hintern, seine Eingeweide, den Rücken, Schultern, Hals und Gesicht verlief und sich mit jeder Bewegung, so klein sie auch sein mochte, weiter zusammenzog.
    Er zwang sich, still stehen zu bleiben. Langsam und ruhig zu atmen. Dann lenkte er seine Gedanken mühevoll weg vom Schmerz und auf andere Dinge.
Beispielsweise auf Bayaz und seine gescheiterte Suche nach diesem Samen. Seine Eminenz wartet schließlich, und er ist nicht gerade für seine Geduld bekannt.
Er bog den Hals einmal zu jeder Seite und fühlte die Knochen zwischen seinen verdrehten Schulterblättern knacken. Dann drückte er seine Zunge gegen das Zahnfleisch und schlurfte von der Treppe weg auf die kühle Dunkelheit zwischen den hohen Bücherstapeln zu.
    Seit dem letzten Jahr hatte sich hier unten kaum etwas verändert.
Wahrscheinlich schon seit ein paar Jahrhunderten nicht mehr.
Die Gewölbe rochen nach Moder und Alter und waren nur von wenigen flackernden, rußgeschwärzten Lampen erhellt. Überall erstreckten sich durchhängende Regalbretter bis weit in die wabernden Schatten.
Zeit, einmal wieder in den staubigen Abfällen der Geschichte herumzuwühlen.
Der Adeptus der Geschichte schien sich ebenfalls kaum verändert zu haben. Er saß an seinem fleckigen Schreibtisch und studierte einen verschimmelt wirkenden Papierstapel im Licht einer einzigen unruhig brennenden Kerze. Als Glokta näher humpelte, kniff er die Augen zusammen.
    »Wer ist da?«
    »Glokta.« Der Superior warf einen misstrauischen Blick zur Decke. »Was ist mit Ihrer Krähe geschehen?«
    »Tot«, brummte der uralte Bibliothekar traurig.
    »Sie ist Geschichte, könnte man sagen!« Der Alte lachte nicht. »Nun gut. Das passiert uns allen irgendwann.«
Einigen früher als anderen.
»Ich habe ein paar Fragen an Sie.«
    Der Adeptus der Geschichte reckte den Hals vor und spähte mit trüben Augen zu Glokta hinüber, als habe er noch nie zuvor einen Menschen gesehen. »Ich erinnere mich an Sie.«
Ah, es geschehen also doch noch Wunder.
»Sie haben mich nach Bayaz gefragt. Dem ersten Schüler des großen Juvens, dem ersten Buchstaben im Alphabet der ...«
    »Ja, ja, das haben wir alles schon einmal gehabt.«
    Der Alte sah ihn missmutig an. »Haben Sie die Schriftrolle wieder mitgebracht?«
    »Der Schöpfer stürzte brennend und so weiter? Nein, tut mir leid. Die hat der Erzlektor.«
    »Pah. Von diesem Mann höre ich dieser Tage viel zu oft. Die da oben reden dauernd über ihn. Seine Eminenz hat dies, Seine Eminenz hat das. Das hängt mir zum Hals raus!«
Das kann ich bestens nachvollziehen.
»Jeder dreht und wendet sich heutzutage. Überall herrscht Unruhe.«
    »Da oben gibt es jede Menge Veränderungen. Wir haben einen neuen König.«
    »Das weiß ich! Guslav, nicht wahr?«
    Glokta stieß einen langen Seufzer aus und ließ sich in den Sessel auf der anderen Seite des Schreibtischs fallen. »Ja, ja, genau der.«
Die popeligen dreißig Jährchen, die seitdem vergangen sind, wollen wir mal nicht mitzählen. Mich wundert, dass er nicht glaubt, Harod der Große säße noch auf dem Thron.
    »Was wollen Sie diesmal?«
    Ach, ein bisschen im Dunkeln umhertasten und nach Antworten suchen, die immer knapp außer Reichweite zu sein scheinen.
»Ich möchte etwas über den Samen erfahren.«
    Keine Regung zeichnete sich in dem faltigen Gesicht ab. »Über den was?«
    »Er wurde in Ihrer kostbaren Schriftrolle erwähnt. Jenes Ding, dass Bayaz und seine Zaubererfreunde nach Kanedias’ Tod im Haus des Schöpfers suchten. Nach Juvens’ Tod.«
    »Pah!« Der Adeptus machte eine wegwerfende Handbewegung, und das schlaffe Fleisch unter seinem Handgelenk schwabbelte. »Geheimnisse, Macht. Das ist nur eine Metapher.«
    »Bayaz glaubt das offenbar nicht.« Glokta rückte seinen Sessel näher heran und sprach nun leiser.
Obwohl niemand hier sein kann, der uns belauschen würde oder den unser Gespräch überhaupt interessierte.
»Ich hörte, es sei ein Stück von der Anderen Seite, übrig geblieben aus der Alten Zeit, als die Teufel noch auf der Erde wandelten. Magie der reinsten Form, greifbar gemacht.«
    Der Alte schüttelte sich unter brüchigem Gelächter und bot dabei einen Einblick in seine verfaulte Mundhöhle, in der sich weniger Zähne befanden, als Glokta sie

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