Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
sein Eigen nannte. »Ich habe Sie nicht für einen abergläubischen Mann gehalten, Herr Superior.«
Das war ich auch nicht, als ich das letzte Mal mit meinen Fragen hier erschien. Vor meinem Besuch im Haus des Schöpfers, vor meiner Begegnung mit Yulwei, bevor ich Schickel lächeln sah, als man sie mit heißen Eisen folterte. Was waren das für glückliche Zeiten, bevor ich je von Bayaz hörte und die Dinge noch alle einen einfachen Sinn ergaben.
Der Adeptus wischte sich mit seiner lahmen Hand die tränenden Augen. »Wo haben Sie denn das gehört?«
    Oh, von einem Wegkundigen mit dem Fuß auf einem Amboss.
»Das kann Ihnen egal sein.«
    »Nun, Sie wissen offenbar mehr darüber als ich. Ich habe einmal gelesen, dass Steine manchmal vom Himmel fallen. Manche sagen, es handele sich dabei um Bruchstücke von Sternen. Andere meinen, es seien Splitter, die aus dem Chaos der Hölle hervorgeschleudert werden. Es heißt, es sei gefährlich, sie zu berühren. Sie seien schrecklich kalt.«
    Kalt?
Beinahe fühlte Glokta den eisigen Atem an seinem Hals, und er bewegte unbehaglich die Schultern und zwang sich, sich nicht umzusehen. »Erzählen Sie mir von der Hölle.«
Obwohl ich glaube, dass ich mehr über dieses Thema weiß als die meisten anderen Menschen.
    »Was?«
    »Von der Hölle, alter Mann. Von der Anderen Seite.« »Es heißt, dass alle Magie von dort käme, wenn man an solche Dinge glaubt.«
    »Ich habe inzwischen gelernt, dem Thema ganz offen gegenüberzustehen.«
    »Ein offener Verstand ist wie eine offene Wunde, empfänglich für ...«
    »Den Spruch kenne ich schon, aber wir reden jetzt über die Hölle.«
    Der Bibliothekar leckte sich die schlaffen Lippen. »Der Legende nach gab es eine Zeit, in der unsere Welt und die Unterwelt eins waren und die Teufel über die Erde streiften. Dann vertrieb Euz sie und erließ das Erste Gebot – laut dem er allen verbot, die Andere Seite zu berühren, mit Teufeln zu sprechen oder sich an den Toren zwischen beiden Welten zu schaffen zu machen.«
    »Das Erste Gebot, aha.«
    »Sein Sohn Glustrod hungerte nach Macht und ignorierte die Warnungen seines Vaters. Er spürte nach den Geheimnissen, rief die Teufel herbei und sandte sie wider seine Feinde. Angeblich führte seine Narretei zur Zerstörung von Aulcus und dem Sturz des Alten Kaiserreichs, und als er sich selbst zerstörte, ließ er die Tore weit geöffnet ... aber ich bin kein Fachmann auf dem Gebiet.«
    »Wer dann?«
    Der Alte verzog das Gesicht. »Es gab Bücher dazu hier unten. Sehr alte. Wunderschöne Bücher aus der Zeit des Meisterschöpfers. Bücher über die Andere Seite. Über das, was beide Welten trennt. Über die Tore und die Riegel. Bücher über die Geheimnisverräter und wie man sie herbeiruft und aussendet. Ein Haufen erfundener Geschichten, wenn Sie mich fragen. Mythen. Reine Erfindung.«
    »Es
gab
Bücher darüber?«
    »Sie fehlen nun schon seit einigen Jahren in meinen Regalen.«
    »Sie fehlen? Wo sind sie denn?«
    Der Alte runzelte die Stirn. »Seltsam, dass ausgerechnet Sie mich das fragen ...«
    »Das reicht!« Glokta blickte sich um, so schnell er konnte. Silber, der Universitätsverweser, stand am Fuß der Treppe, und sein starres Gesicht war erfüllt von Überraschung und von seltsamstem Entsetzen.
Als hätte er einen Geist gesehen.
»Das reicht nun wirklich, Herr Superior! Wir bedanken uns für Ihren Besuch.«
    »Das reicht?« Glokta runzelte nun selbst die Stirn. »Seine Eminenz wird nicht erfreut sein, wenn ...«
    »Ich weiß sehr gut, was Seine Eminenz sein wird oder nicht ...«
Eine unangenehm vertraute Stimme.
Superior Goyle arbeitete sich langsam die Treppe hinunter. »Und ich sage, es reicht. Wir danken Ihnen herzlich für Ihren Besuch.« Er lehnte sich nach vorn, und seine Augen traten wild hervor. »Sorgen Sie dafür, dass es Ihr letzter ist!«
    Im großen Speisesaal hatte sich einiges verändert, seit Glokta in den Keller hinuntergegangen war. Vor den dreckigen Fenstern war dunkel der Abend heraufgezogen, und man hatte die Kerzen in den angelaufenen Leuchtern angezündet.
Und dann befindet sich ja auch noch eine Auswahl von etwa zwei Dutzend Praktikalen der Inquisition in diesem Raum.
    Zwei schlitzäugige Männer aus Suljuk starrten Glokta über ihre Masken hinweg an. Sie glichen einander, als seien sie Zwillinge; die Füße, die in schwarzen Stiefeln steckten, hatten sie auf den uralten Esstisch gelegt, und vor ihnen auf der Holzplatte lagen vier in ihren Scheiden steckende Krummsäbel.

Weitere Kostenlose Bücher