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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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trocken. Die gesamte Menge trat einen Schritt zurück. Die Männer wussten nicht mehr, wer ihnen mehr Angst einjagte: Fenris der Gefürchtete oder der Blutige Neuner.
     
    Die Welt brannte.
    Seine Haut stand in Flammen. Sein Atem war kochender Dampf. Das Schwert war ein Span geschmolzenen Metalls in seiner Faust.
    Die Sonne stach brennend heiße Muster in seine schmerzenden Augen, zeichnete kalte graue Umrisse von Männern, Schilden und Mauern und von einem Riesen, der aus blauen Worten und schwarzem Eisen bestand. Angst strömte in ekligen Wellen aus ihm heraus, aber der Blutige Neuner lächelte nur noch breiter. Angst und Schmerz waren Öl für sein Feuer, und die Flammen wallten hoch empor, höher und immer höher.
    Die Welt brannte, und in ihrer Mitte brannte nichts so heiß wie der Blutige Neuner. Er streckte die Hand aus, krümmte drei Finger und winkte den Gegner damit zu sich heran.
    »Ich warte«, sagte er.
    Die großen Fäuste schlugen nach dem Gesicht des Blutigen Neuners, und die großen Hände griffen nach seinen Körper. Aber alles, was der Riese dabei zu packen bekam, war Gelächter. Es wäre leichter gewesen, ein flackerndes Feuer zu packen. Oder schwelenden Rauch.
    Der Kreis war ein Backofen. Die Halme des gelben Grases waren wie die Zungen einer gelben Flamme. Der Schweiß, die Spucke, das Blut tropfte darauf wie der Saft von bratendem Fleisch.
    Der Blutige Neuner stieß ein Zischen aus, wie Wasser auf Kohlen. Aus dem Zischen wurde ein Knurren, und Eisen ergoss sich aus einer Schmelze. Das Knurren verwandelte sich in ein lautes Brüllen, der trockene Wald stand in Flammen, und er ließ dem Schwert freien Lauf.
    Das graue Metall zog brennende Kreise, hackte blutlose Löcher in blaues Fleisch und prallte schallend auf schwarzes Eisen. Der Riese wich zurück, und die Klinge biss in das Gesicht eines der Männer, die den Schildwall bildeten. Sein Kopf platzte auf und sprühte Blut auf einen zweiten. Ein Loch klaffte in der Mauer um den Kreis. Die anderen traten zögernd zurück, die Schilde wankten, der Kreis schwoll an durch ihre Furcht. Sie fürchteten ihn mehr als sogar den Riesen, und sie waren gut beraten. Alles, was lebte, war sein Feind, und wenn der Blutige Neuner dieses Teufelsgeschöpf in Stücke gehauen hatte, dann würde er sich auf sie stürzen.
    Der Kreis war ein Kessel. Auf den Mauern hoch über ihnen wogte die Menge wie ein zorniger Fluss. Der Boden bewegte sich unter den Füßen des Blutigen Neuners und schwoll an wie kochendes Öl.
    Sein Brüllen wurde ein siedender Schrei, und das Schwert fuhr hinab und prallte von der nietenbeschlagenen Rüstung wie der Hammer auf den Amboss. Der Riese presste die blaue Hand auf die blasse Seite seines Kopfes, und sein Gesicht zuckte wie ein Nest von Maden. Die Klinge hatte den Schädel verfehlt, aber ihm die obere Hälfte seines Ohres gestohlen. Blut quoll aus der Wunde, lief in zwei dünnen Linien an seinem dicken Hals herunter und hörte nicht auf zu fließen.
    Die großen Augen quollen aus den Höhlen, und der Riese machte mit donnerndem Gebrüll einen Satz nach vorn. Der Blutige Neuner tauchte unter seiner geschwungenen Faust hindurch und beeilte sich, hinter seinen Rücken zu gelangen. Dort sah er, dass sich das schwarze Eisen von seinem Bein abspreizte und die helle Schnalle herunterhing. Das Schwert schoss schlangengleich hervor und glitt in die Lücke, fraß sich tief in das riesige, bleiche Wadenbein darunter. Der Riese brüllte vor Schmerz, fuhr herum, machte auf dem verwundeten Bein einen Satz und brach in die Knie.
    Der Kreis war ein Schmelztiegel. Die schreienden Gesichter der Männer an seinem Rand tanzten wie Rauch, schwammen wie geschmolzenes Metall, und ihre Schilde verschmolzen miteinander.
    Jetzt war es an der Zeit. Die Morgensonne schien herab, schimmerte hell auf dem schweren Brustpanzer und zeigte ihm den richtigen Fleck. Jetzt war der wunderschöne Augenblick gekommen.
    Die Welt brannte, und wie eine zuckende Flamme bäumte der Blutige Neuner sich auf, bog den Oberkörper zurück und hob das Schwert in die Höhe. Das Werk des Kanedias, des Meisterschöpfers; keine Klinge war je schärfer geschmiedet worden. Seine bittere Schneide riss einen langen, klaffenden Spalt in die schwarze Rüstung, durch das Eisen und hinein in das weiche Fleisch darunter, ließ Funken sprühen und Blut hervorsprudeln, und das Kreischen gemarterten Metalls mischte sich mit dem Schmerzgeheul, das sich aus dem verzerrten Mund des Gefürchteten entwand.

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