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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Die Wunde, die es hinterließ, war tief.
    Doch nicht tief genug.
    Die großen Arme des Riesen glitten um den Rücken des Blutigen Neuners und umklammerten ihn in einer erstickenden Umarmung. Die scharfen Kanten des schwarzen Metalls bohrten sich an einem Dutzend Stellen in sein Fleisch. Immer näher zog der Riese ihn zu sich heran, noch näher, und ein zackiger Dorn stach in das Gesicht des Blutigen Neuners, durchdrang seine Wange und kratzte gegen seine Zähne, biss seitlich in seine Zunge und füllte seinen Mund mit salzigem Blut.
    Der Griff des Gefürchteten war wie das Gewicht der Berge. Egal, wie heiß die Wut des Blutigen Neuners kochte, egal, wie er sich wand und trat und zornig schrie, er wurde so fest gehalten, wie die Erde die begrabenen Toten umfängt. Blut rann von seinem Gesicht und von seinem Rücken und von dem klaffenden Spalt in der Rüstung des Gefürchteten, sickerte in seine Kleidung und lief glühend heiß über seine Haut.
    Die Welt brannte. Über dem Backofen, dem Kessel, dem Schmelztiegel stand Bethod und nickte, und der Riese presste die Arme noch fester zusammen.
     
    Hundsmann folgte seiner Nase. Sie hatte ihn selten in die Irre geführt, seine Nase, und er hoffte bei der Hölle, dass sie ihn auch jetzt nicht im Stich lassen würde. Es war ein leicht ekliger Geruch – wie von süßen Kuchen, die zu lange im Ofen gelassen wurden. Er führte die anderen über einen verlassenen Flur und eine düstere Treppe hinab, dann krochen sie durch die feuchte Dunkelheit der knorrigen Eingeweide von Skarlings Berg. Jetzt konnte er auch etwas hören, nicht nur riechen, und es klang so übel wie es roch. Die Stimme einer Frau, die sanft und tief sang. Ein seltsames Lied, in keiner Sprache, die der Hundsmann hätte verstehen können.
    »Das muss sie sein«, raunte Dow.
    »Der Klang gefällt mir kein bisschen«, raunte der Hundsmann zurück. »Hört sich an wie Zauberei.«
    »Was hast du erwartet? Sie ist ’ne verdammte Hexe, oder nicht? Ich schleich mich von hinten an.«
    »Nein, warte auf ...« Aber Dow kroch bereits in die andere Richtung, und seine Stiefel tappten leise und still über den Boden.
    »Scheiße.« Hundsmann folgte dem Geruch, kroch den Gang entlang, während Grimm ihm Rückendeckung gab, und der Gesang wurde lauter und lauter. Ein Lichtschein stahl sich durch einen Torbogen, und er ging vorsichtig darauf zu, drückte sich seitlich gegen die Wand und spähte um die Ecke.
    Der Raum auf der anderen Seite sah so hexenartig aus, wie man ihn sich nur hätte vorstellen können. Er war dunkel und fensterlos, und drei andere schwarze Torbogen führten davon weg. Er wurde von einer einzigen rauchenden Kohlenpfanne erhellt, und die Glut warf ein schmutzig rotes Licht auf die Szenerie und verbreitete einen ekligen, süßlichen Gestank. Überall standen Krüge und Töpfe, lagen gebündelte Zweige und Gras, und von den rußigen Dachbalken hingen getrocknete Blumen, die seltsame Schatten in alle Ecken warfen, als ob Gehängte von der Decke herabbaumelten.
    Über die Kohlenpfanne beugte sich eine Frau, die dem Hundsmann den Rücken zuwandte. Ihre langen weißen Arme hatte sie weit ausgebreitet, und sie schimmerten vor Schweiß. Gold funkelte rund um ihre dünnen Handgelenke, das schwarze Haar hing ihr struppig auf den Rücken. Der Hundsmann verstand vielleicht nicht die Worte, die sie sang, aber er erriet, dass es etwas Dunkles war, was sie hier plante.
    Grimm hielt seinen Bogen hoch und hob eine Augenbraue. Hundsmann schüttelte den Kopf und zog geräuschlos sein Messer. Es war riskant, sie mit einem Pfeil aus dieser Entfernung töten zu wollen, und wer konnte schon wissen, was sie tun mochte, sobald sie getroffen war? Kalter Stahl im Hals überließ nichts dem Zufall.
    Gemeinsam schlichen sie in den Raum. Die Luft war heiß, dick wie Sumpfwasser. Hundsmann tastete sich leise vor, und er versuchte nicht zu atmen, da er fürchtete, dass ihn der Gestank ersticken würde, wenn er das wagte. Er schwitzte, oder vielleicht tat das auch der Raum, auf alle Fälle war seine Haut in kürzester Zeit mit Schweißperlen bedeckt. Ganz behutsam setzte er die Füße, suchte sich einen Weg durch den ganzen Kram, der auf dem Boden verstreut lag – Schachteln, Bündel, Flaschen. Er legte die feuchte Handfläche fest um den Griff seines Messers, richtete die Augen auf den Punkt zwischen ihren Schulterblättern, wohin er zustechen wollte ...
    Sein Fuß blieb an einem Krug hängen und ließ das Gefäß scheppernd über den

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