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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Griff nicht entwinden, war hilflos, ausgestreckt wie ein Kaninchen, das abgezogen werden soll. Die Menge hielt den Atem an, und der einzige Laut war das zerschlagene Fleisch rund um Logens Mund, das schmatzende Geräusche machte, und die Luft, die in einem zerdrückten Nasenloch pfiff. Er hätte geschrien, wenn man ihm das Gesicht nicht so zusammengedrückt hätte, dass er kaum einen halben Atemzug tun konnte. Wenn man eines von Neunfinger-Logen sagen konnte, dann das – er war fertig. Wieder zu Schlamm geworden, und niemand konnte behaupten, dass er das nicht auch verdient hatte. Ein passendes Ende für den Blutigen Neuner, dass er in diesem Kreis in Stücke gerissen wurde.
    Aber die großen Arme zogen nicht mehr weiter. Aus dem Winkel seines zuckenden Auges sah Logen Bethod, der sich auf die Zinnen stützte. Der König der Nordmänner machte mit der Hand eine kreisende Bewegung, wie ein sich langsam drehendes Rad. Logen erinnerte sich, was er meinte.
    Lass dir Zeit. Mach ganz langsam. Erteile ihnen allen eine Lektion, die sie niemals vergessen werden.
    Der große Stiefel des Gefürchteten rutschte von seinem Kiefer, und Logen spürte, wie er in die Luft gerissen wurde, wobei seine Glieder hin und her schlackerten wie bei einer Marionette, der die Fäden gerissen sind. Die tätowierte Hand ging in die Höhe, stand schwarz vor der Sonne und schlug Logen ins Gesicht. Mit der offenen Hand, so wie ein Vater einem ungehorsamen Kind eine Ohrfeige verpassen mag. Es war, als ob ihn eine Bratpfanne im Gesicht getroffen hätte. Licht explodierte in Logens Kopf, sein Mund füllte sich mit Blut. Für einen kurzen Augenblick wurde sein Blick klar genug, dass er die bemalte Hand erneut zurückschnellen sah. Und schon kam sie mit schrecklicher Unaufhaltsamkeit wieder nach vorn und versetzte ihm eine Schelle mit dem Handrücken, wie sie ein eifersüchtiger Ehemann seiner hilflosen Frau versetzen mag.
    »Gurgh ...«, hörte er sich selbst sagen, und dann flog er. Blauer Himmel, blendende Sonne, gelbes Gras, ihn anstarrende Gesichter, alles bedeutungslos verschwommen. Er krachte in den Schildwall am Ende des Kreises und rutschte halb besinnungslos zu Boden. Weit entfernt schrien Männer, brüllten, zischten, aber er verstand die Worte nicht, und sie interessierten ihn auch nicht. Er dachte nur an das kalte Gefühl in seinem Bauch. Als ob seine Eingeweide mit Eis gefüllt wären, das sich langsam ausbreitete.
    Er sah eine blasse Hand, die mit rosigem Blut verschmiert war, und weiße Sehnen buckelten unter der zerkratzten Haut. Seine Hand natürlich. Da war der Stummel. Aber als er versuchte, die Finger zu öffnen, verkrallten sie sich nur noch mehr in die braune Erde.
    »Ja«, flüsterte er, und Blut sickerte aus seinem tauben Mund ins Gras. Das Eis breitete sich von seinem Bauch bis in seine Fingerspitzen aus, und nun war alles in ihm wie betäubt. Es war gut, dass es so war. Es war höchste Zeit.
    »Ja«, sagte er. Aufstehen, auf ein Knie, und die blutigen Lippen ließen die Zähne frei, die blutige Hand glitt durch das Gras, suchte nach dem Griff des Schwertes und umschloss ihn fest.
    »Ja!«, zischte er, und Logen lachte, und der Blutige Neuner lachte mit ihm.
     
    West hatte nicht erwartet, dass Neunfinger wieder aufstehen würde, nie im Leben, aber das tat er, und als er es tat, lachte er. Zu Anfang klang es ein bisschen wie ein Schluchzen, ein schluckendes Kichern, schrill und seltsam, aber es wurde lauter, härter, kälter, als er sich erhob. Als lachte er über einen grausamen Witz, den sonst niemand gehört hatte. Einen tödlichen Witz. Sein Kopf kippte zur Seite wie bei einem Gehängten, und das blasse Gesicht rund um das fratzenhafte Lachen war schlaff.
    Blut färbte seine Zähne rosa, sickerte aus den Schnittwunden auf seinem Gesicht, rann von den gesprungenen Lippen. Das Gelächter gurgelte nun lauter aus ihm heraus, lauter und lauter, riss an Wests Ohren, gezackt wie ein Sägeblatt. Es klang gequälter als jeder Schrei und wilder als jedes Kriegsgeheul. Schrecklich, Übelkeit erregend falsch. Wie das Kichern angesichts eines Gemetzels oder im Schlachthaus.
    Neunfinger machte einen Satz wie ein Betrunkener, schwankte wild hin und her, und das Schwert hing von seiner blutigen Faust. Die toten Augen glitzerten, feucht und starr, die Pupillen erweitert, wie zwei schwarze Gruben. Sein verrücktes Lachen schnitt und mahlte und hackte auf den Schildwall ein. West fühlte, wie er selbst einen Schritt zurückwich. Sein Mund war

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