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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Yulwei, während sie warteten. »Es ist besser, wenn er begraben bleibt.«
    »Ob du wohl immer noch so denken wirst, wenn die Hundert Worte über die Straßen des Agrionts schwärmen und es sie nach deinem Blut gelüstet?«
    »Gott wird mir vergeben, werde ich denken. Es gibt Schlimmeres als Khaluls Verzehrer.«
    Ferros Nägel bohrten sich in ihre Handflächen. Eine Gestalt stand vor einem der dreckigen Fenster und beobachtete Yulwei und Bayaz. Eine große, schlanke Gestalt mit einer schwarzen Maske und kurzem Haar. Die Frau, die sie und Neunfinger vor langer Zeit gejagt hatte. Ferros Hand glitt instinktiv zu ihrem Säbel, bevor sie dann erkannte, dass sie ihn im Palast gelassen hatte. Sie verfluchte ihre Dummheit. Neunfinger hatte recht gehabt: Man konnte nie zu viele Messer haben.
    Die Tür schwang zitternd auf, es wurden ein paar Worte gewechselt, und die beiden alten Männer traten ein, gefolgt von Quai, der den Kopf senkte. Die maskierte Frau beobachtete sie noch eine Weile, dann trat sie vom Fenster weg, zurück in die Schatten. Ferro sprang über eine Hecke zu der Tür, die sich gerade wackelnd schließen wollte, rammte den Fuß in die Lücke und glitt seitlich durch den Spalt, stahl sich in die tiefen Schatten auf der anderen Seite. Die Tür fiel in ihren kreischenden Angeln mit einem Rappeln ins Schloss.
    Es ging einen langen Flur entlang, der auf einer Seite mit staubigen Gemälden geschmückt und auf der anderen Seite mit Fenstern durchsetzt war. Auf dem ganzen Weg prickelte Ferros Nacken, und sie erwartete jeden Augenblick, die schwarzen Masken aus den Schatten treten zu sehen. Aber nichts kam, außer dem Widerhall der Schritte vor ihr und dem endlosen Dröhnen der Stimmen der alten Männer.
    »Dieser Ort hat sich verändert«, sagte Yulwei, »seit dem Tag, als wir gegen Kanedias kämpften. An jenem Tag, da die Alte Zeit endete. Damals hat es geregnet.«
    »Ich erinnere mich daran.«
    »Ich lag verwundet auf der Brücke im Regen. Ich sah sie fallen, den Schöpfer und seine Tochter. Von weit oben stürzten sie hinab. Kaum zu glauben, dass ich damals lächelte, als ich es sah. Rache ist ein flüchtiger Kitzel. Die Zweifel tragen wir in uns bis ins Grab.« Ferro schnaubte verächtlich, als sie das hörte. Dafür, dass sie ihre Rache bekam, würde sie gern mit den Zweifeln leben.
    »Über die Jahre ist in uns beiden das Bedauern gewachsen«, murmelte Bayaz.
    »Mehr und mehr, während die Zeit verging. Aber eines ist seltsam. Ich hätte schwören können, als ich dort lag, dass Kanedias als Erster stürzte und Tolomei als Zweite.«
    »Erinnerungen können trügen, vor allem, wenn ein Mann so lange gelebt hat wie wir beide. Der Schöpfer warf seine Tochter hinab, dann schickte ich ihn hinterdrein. Und so endete die Alte Zeit.«
    »So endete sie«, murmelte Yulwei. »So viel ging verloren. Und nun sind wir so weit gekommen ...«
    Quais Kopf fuhr herum, und Ferro drückte sich hinter einem altersschiefen Schränkchen gegen die Wand. Dann folgte der Lehrling den anderen. Ferro wartete mit angehaltenem Atem, bis die Männer um eine Ecke herumgegangen und außer Sicht waren.
    Auf einem heruntergekommenen Innenhof holte sie die drei wieder ein, einem Hof, der mit vertrocknetem Unkraut überwachsen war und voller Schieferschindeln lag, die von den umliegenden Dächern herabgefallen waren. Ein Mann in einem dreckigen Hemd führte sie eine lange Treppe hinauf zu einem großen Tor in der hohen Mauer des Agrionts. Er trug einen Ring klappernder Schlüssel in seinen knorrigen Händen und brummte etwas von Eiern. Nachdem sie in den Tunnel hinter dem Tor getreten waren, schlich Ferro über den offenen Platz und die Treppe empor, wo sie kurz unterhalb der obersten Stufen innehielt.
    »Wir werden bald zurück sein«, hörte sie Bayaz. »Lassen Sie die Tür offen.«
    »Sie wird immer abgeschlossen«, antwortete eine andere Stimme. »So ist es bestimmt. Mein ganzes Leben lang war sie stets verschlossen, und ich beabsichtige nicht ...«
    »Dann warten Sie hier, bis wir zurückkehren! Aber gehen Sie nicht weg! Ich habe Besseres zu tun, als hier auf der falschen Seite Ihrer abgeschlossenen Tür herumzusitzen!« Schlüssel drehten sich. Alte Angeln kreischten. Ferros Finger schlossen sich um einen losen Stein und packten ihn fest.
    Der Mann in dem dreckigen Hemd zog die Tore zu, als sie bis auf die obersten Stufen kroch. Er brummte zornig vor sich hin, während er mit seinen Schlüsseln klapperte und Metall knirschte. Es gab einen

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