Königsklingen (First Law - Band 3)
locker in der Hand. Ferro schluckte, verlagerte ihren Griff um den Samen und umklammerte ihn fest.
Hinter ihr stürzte ein Teil einer Mauer ein, und Steinblöcke krachten auf den Platz. Ein riesenhafter Mann trat durch die gähnende Lücke, ein großes Stück Holz in Händen, das mit schwarzem Eisen beschlagen war. Seine Rüstung und sein langer Bart waren staubbedeckt. Zwei weitere folgten, ein Mann und eine Frau, ebenfalls mit glatten, jungen Gesichtern und alten, schwarzen Augen. Ferro warf ihnen einen finsteren Blick zu, als sie ihren Säbel zog. Das kalte Metall glitzerte. Vielleicht war es sinnlos, aber es war ein beruhigendes Gefühl, ihn der Hand zu halten.
»Seid mir alle willkommen!«, brüllte Bayaz. »Ich habe dich erwartet, Mamun!«
Der vorderste der Verzehrer runzelte die Stirn, während er sorgsam über den kopflosen Leichnam hinwegstieg. »Und wir dich.« Weiße Gestalten glitten von den Dächern der umliegenden Gebäude, sprangen geduckt aufs Pflaster des Platzes und richteten sich auf. Es waren vier, einer in jeder Ecke. »Wo ist dieser kriechende Schatten, Yulwei?«
»Er konnte leider nicht hier sein.«
»Zacharus?«
»Blieb in den Ruinen des Westens hängen und versucht dort, eine Leiche durch einen Verband zu heilen.«
»Cawneil?«
»Klammert zu sehr an dem, was sie einmal war, um an das zu denken, was kommt.«
»Dann bist du hier, am Ende, ganz allein, von der da mal abgesehen.« Mamun richtete seinen leeren Blick auf Ferro. »Sie ist ein seltsames Geschöpf.«
»Das ist sie, und ausgesprochen schwierig, aber nicht ohne Fähigkeiten.« Ferro verzog grimmig das Gesicht, schwieg aber. Wenn etwas gesagt werden musste, konnte sie das mit ihrem Säbel tun. »Nun gut.« Bayaz zuckte die Achseln. »Ich war immer schon der Meinung, dass ich mir selbst der beste Ratgeber bin.«
»Welche andere Wahl hättest du sonst auch? Deinen eigenen Orden hast du zerstört, mit deinem Stolz, deinem Hochmut und deinem Verlangen nach Macht.« Weitere Gestalten traten aus den Türen der umliegenden Gebäude und spazierten ohne Eile von den Straßen auf den Platz. Die Haltung einiger von ihnen erinnerte an die selbstbewusste Lässigkeit eines Edelmanns. Andere hielten sich an den Händen wie Liebespaare. »Macht ist alles, was dir je wichtig war, und jetzt ist dir nicht einmal mehr das geblieben. Der Erste der Magi, und der Letzte.«
»So sieht es aus. Gefällt dir das nicht?«
»Ich habe keinen Gefallen an all dem, Bayaz. Es ist nur das, was getan werden muss.«
»Ah. Eine gerechte Schlacht? Eine heilige Pflicht? Ein Kreuzzug vielleicht? Wird Gott wohlgefällig über die von euch gewählten Mittel lächeln, was glaubst du?«
Mamun zuckte die Achseln. »Gott lächelt wohlgefällig über die Ergebnisse.« Weitere Gestalten in weißen Rüstungen erschienen und nahmen am Rand des Platzes Aufstellung. Sie bewegten sich mit nachlässiger Anmut, mit müheloser Kraft, mit bodenlosem Hochmut. Ferro warf ihnen finstere Blicke zu, den Samen fest umklammert gegen ihre Hüfte gedrückt und den Säbel in der anderen Hand.
»Wenn du einen Plan hast«, zischte sie ihm zu, »dann wäre es jetzt vielleicht die richtige Zeit, damit anzufangen.«
Aber der Erste der Magi beobachtete nur, wie sie allmählich umringt wurden. Die Muskeln seines Gesichts zuckten, und die Hände ballten sich und lockerten sich wieder. »Eine Schande, dass Khalul selbst nicht vorbeischauen konnte, aber du hast andere Freunde mitgebracht, wie ich sehe.«
»Einhundert, wie ich versprochen habe. Einige wenige haben in der Stadt andere Aufgaben zu erledigen. Sie lassen sich entschuldigen. Aber die meisten von uns sind deinetwegen hier. Mehr als genug.« Die Verzehrer waren still. Sie standen da, die Gesichter zur Mitte des Platzes gewandt, in einem großen Kreis, deren Mitte der Erste der Magi bildete. Ferro Maljinn spürte natürlich keine Angst.
Aber die Aussichten waren nicht besonders gut.
»Eines musst du mir noch beantworten«, rief Mamun, »da wir nun am Ende angekommen sind. Wieso hast du Juvens getötet?«
»Juvens? Ha! Er dachte, er könnte die Welt mit Lächeln und guten Absichten verbessern. Gute Absichten erreichen gar nichts, und die Welt wird ohne Kämpfe nicht besser. Ich sage, ich habe niemanden getötet.« Bayaz warf Ferro einen Seitenblick zu. »Aber was spielt es für eine Rolle, wer vor tausend Jahren wen getötet hat? Wichtig ist, wer heute stirbt.«
»Das ist wahr. Nun wirst du endlich gerichtet werden.«
Langsam, ganz
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