Königsklingen (First Law - Band 3)
langsam zog sich der Kreis der Verzehrer zusammen, die nun vereint vortraten.
Der Erste der Magi lächelte grimmig. »Oh, es wird hier heute Gericht gehalten werden, Mamun, darauf kannst du dich verlassen. Die Magie sickert aus der Welt. Meine Künste sind nur noch ein Schatten dessen, worüber ich einst verfügte. Aber während du dich mit Menschenfleisch vollgestopft hast, hast du eines vergessen, dass nämlich Wissen die Wurzel der Macht ist. Die Hohen Künste lernte ich von Juvens. Das Schöpfertum nahm ich mir von Kanedias.«
»Du wirst mehr als das brauchen, um uns zu besiegen.«
»Natürlich. Dafür brauche ich eine dunklere Medizin.«
Die Luft um Bayaz’ Schultern begann zu flimmern. Die Verzehrer blieben stehen, und einige hoben die Hände vor die Gesichter. Ferro kniff die Augen zusammen, aber es kam nur ein leichter Windhauch auf. Eine sanfte Brise, die wie eine Welle vom Ersten der Magi ausging und das Sägemehl von den Steinen wehte, das als weiße Wolke an den Rand des Marschallsplatzes geweht wurde.
Mamun sah zu Boden und runzelte die Stirn. Eingearbeitet in den Stein leuchtete Metall matt im dünnen Sonnenlicht. Kreise und Linien und Zeichen und wieder Kreise in anderen Kreisen bedeckten den ganzen weiten Platz in sorgfältiger Anordnung.
»Elf Siegel, und noch einmal elf Siegel rückwärts«, sagte Bayaz. »Eisen. Gelöscht in Salzwasser. Eine Verbesserung, die sich aus Kanedias’ Forschung ergab. Glustrod verwendete reines Salz. Das war sein Fehler.«
Mamun sah auf, und die eisige Ruhe war aus seinem Gesicht gewichen. »Du willst doch wohl nicht sagen ...« Seine schwarzen Augen huschten zu Ferro, dann zu ihrer Hand, die den Samen umklammert hielt. »Nein! Das Erste Gebot ...«
»Das Erste Gebot?« Der Magus zeigte seine Zähne. »Regeln sind für Kinder. Wir sind im Krieg, und im Krieg gibt es nur ein Verbrechen: zu verlieren. Das Wort von Euz?« Bayaz’ Lippen kräuselten sich. »Ha! Soll er doch vortreten und mich aufhalten!«
»Das reicht!« Einer der Verzehrer sprang vor und glitt über die Metallkreise auf ihre Mitte zu. Ferro keuchte, als der Stein in ihrer Hand plötzlich schrecklich kalt wurde. Die Luft um Bayaz zuckte, tanzte, als spiegele er sich in einem kleinen See voller Wellen.
Der Verzehrer sprang auf, den Mund geöffnet, und die helle Klinge seines Schwerts leuchtete. Dann war er verschwunden. So wie auch zwei weitere hinter ihm. Eine lange Blutspur zog sich dort über den Boden, wo einer der beiden gestanden hatte. Ferros Augen folgten ihr und wurden dabei größer und größer. Ihre Kinnlade klappte ihr herunter.
In dem Haus hinter ihnen klaffte ein riesiges, gähnendes Loch vom Fundament bis zum hohen Dach. Ein riesiger Spalt, eingefasst von geborstenem Stein und gebrochenem Putz, zersplitterten Dachsparren und hin und her schwingendem Glas. Staub rieselte von den gezackten Kanten in das gähnende Loch darunter. Ein paar Papierstücke schwebten durch die leere Luft. Aus diesem Bild der Zerstörung ertönte dünnes, gequältes Geschrei. Schluchzen. Schmerzgeheul. Viele Stimmen. Die Stimmen all jener, die in diesem Haus Zuflucht gesucht hatten.
Sie hatten Pech gehabt.
Bayaz’ Mund verzog sich allmählich zu einem Lächeln. »Es funktioniert«, hauchte er.
DUNKLE PFADE
Jezal eilte durch den hohen Bogengang in die Palastgärten, umgeben von seinen Rittern. Es war überraschend, dass Kronrichter Marovia mit ihnen hatte Schritt halten können, als sie hastig durch den Agriont geeilt waren, aber der alte Mann schien kaum außer Atem zu sein. »Verschließt die Tore!«, brüllte er. »Die Tore!«
Die riesigen Türen wurden zugeschoben, und zwei Balken, die dick wie Schiffsmasten waren, wurden quer als Riegel vorgelegt. Jezal gestattete es sich, ein wenig befreiter zu atmen. Das Gewicht dieser Tore, die Höhe und Dicke der Palastmauern und die beträchtlich große Gruppe gut ausgebildeter und gut bewaffneter Männer, die sie verteidigten, vermittelten ein beruhigendes Gefühl.
Marovia hatte die Hand sacht auf Jezals Schulter gelegt und lenkte ihn den gepflasterten Weg zur nächsten Tür, die in den Palast hineinführte. »Wir sollten den sichersten Platz finden, den es gibt, Euer Majestät ...«
Jezal schüttelte ihn ab. »Wollen Sie mich in meinem Schlafzimmer einschließen? Oder soll ich mich im Keller verschanzen? Ich werde hier bleiben und die Verteidigung des ...«
Ein langer Schrei, der einem das Blut in den Adern gerinnen ließ, ertönte von der anderen Seite
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