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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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der Mauer und hallte durch die kahlen Gärten. Es war, als bohrte er ein Loch in Jezal, aus dem all seine Selbstsicherheit schnell herausleckte. Die Tore erzitterten hinter den mächtigen Balken, und die Vorstellung, sich im Keller zu verschanzen, gewann in erschreckender Geschwindigkeit deutlich an Anziehungskraft.
    »Aufstellung!«, brüllte Gorst mit seiner schrillen Stimme. »Zum König!« Eine Mauer aus schwer bewaffneten Männern schloss sich binnen eines Augenblicks um Jezal. Sie zogen ihre Schwerter und hoben die Schilde. Andere knieten vor ihnen, holten Bolzen aus ihren Köchern und bedienten die Spannvorrichtungen der schweren Flachbogen. Alle Augen waren nun auf die mächtige Flügeltür gerichtet. Sie klapperte erneut und erbebte dabei leicht.
    »Da unten!«, rief jemand von den Mauern über ihnen. »Da ...« Ein Kreischen ertönte, ein bewaffneter Mann stürzte von den Zinnen und kam mit dumpfem Schlag auf dem Boden auf. Ein Zittern ging durch seinen Körper, dann wurde er schlaff.
    »Wie ...«, murmelte jemand und verstummte.
    Eine weiße Gestalt sprang von der Mauer, drehte sich elegant in der Luft und kam hart auf dem Pfad vor ihnen auf. Sie erhob sich. Es war ein dunkelhäutiger Mann, angetan mit einer Rüstung in Weiß und Gold und mit einem Gesicht, das so glatt war wie das eines Jungen. In einer Hand trug er einen Speer aus dunklem Holz, in der anderen eine geschwungene Klinge. Jezal starrte ihn an, und der Junge sah mit ausdruckslosem Blick zurück. Es lag etwas Seltsames in diesen schwarzen Augen, oder vielmehr: Es fehlte etwas. Jezal wusste sofort, dass er keinen Menschen vor sich hatte. Das war ein Verzehrer. Einer, der das Zweite Gebot gebrochen hatte. Einer von Khaluls Hundert Worten, gekommen, um eine uralte Rechnung mit dem Ersten der Magi zu begleichen. Jezal erschien es ziemlich ungerecht, dass sein Name plötzlich mit auf dem Zettel stand. Der Verzehrer hob eine Hand, als wolle er sie segnen.
    »Möge Gott uns alle in den Himmel erheben.«
    »Und Schuss!«, quiekte Gorst. Die Flachbogen rasselten und spuckten. Eine Reihe von Bolzen glitt an der Rüstung des Verzehrers ab, ein paar weitere schlugen in sein Fleisch, einer unter den Brustpanzer, der andere in die Schulter. Ein Bolzen traf ihn direkt im Gesicht, so dass die Federn unter dem Auge herausragten. Jeder Mensch wäre tot zusammengebrochen. Der Verzehrer jedoch sprang mit entsetzlicher Schnelligkeit auf sie zu.
    Einer der Ritter hob seinen Flachbogen in dem verzweifelten Versuch, sich zu verteidigen. Der Speer zerteilte die Waffe in zwei Teile und schnitt auch den Schützen auf Bauchhöhe in der Mitte durch, schlug dann mit hallendem Lärm in einen weiteren Mann und warf ihn zehn Schritt durch die Luft. Teile der eingedellten Rüstung und des zersplitterten Bogens flogen umher. Der erste Ritter gab ein seltsames Pfeifen von sich, als seine obere Hälfte auf den Weg krachte und seine sprachlosen Kameraden mit Blut bespritzte.
    Jezal wurde zurückgedrängt und konnte zwischen den Bewegungen seiner Leibwächter nur Bruchstücke des Geschehens beobachten. Er hörte Schreie und Stöhnen, klapperndes Metall, sah blitzende Schwerter und spritzendes Blut. Ein Körper flog in einer Rüstung in die Luft, wedelte wie eine Lumpenpuppe mit Armen und Beinen und prallte dann auf der anderen Seite des Gartens gegen eine Mauer.
    Die Körper glitten auseinander. Der Verzehrer war eingekreist und schwang den Speer in blendenden Kreisen. Dabei traf er einen Mann an der Schulter und warf ihn schreiend um, während der Schaft durch die Kraft des Stoßes brach und die Klinge mit der Spitze voran in die Erde drang. Ein Ritter griff von hinten an und durchbohrte den Verzehrer, so dass die schimmernde Spitze seiner Hellebarde ohne einen Tropfen Blut durch die weiße Rüstung über seiner Brust drang. Ein weiterer Ritter schlug ihm den Arm mit seiner Axt ab, und Staub rieselte aus dem Stumpf. Der Verzehrer schrie auf, schlug den Ritter mit der Rückhand gegen den Brustpanzer und schickte ihn stöhnend zu Boden.
    Ein Schwertstreich drang kreischend durch die weiße Rüstung und wirbelte Staub auf, als würde ein Teppich ausgeklopft. Jezal sah wie gelähmt zu, als der Verzehrer auf ihn zuwirbelte. Gorst schubste ihn aus dem Weg und stieß ein tiefes Knurren aus, als er sein langes Eisen mit einem dumpfen Aufschlag tief in den Hals des Verzehrers fahren ließ. Das Geschöpf kam still ins Trudeln, während sein Hals nur noch an einem Stückchen Knorpel hing,

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