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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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hatte gar nicht erwartet, Euch so schnell wiederzusehen. Und dann noch in derart gehobener Position. Wie ich erfuhr, ist Eure Fehde beendet. Ihr habt Bethod besiegt. Ihn von den eigenen Mauern gestürzt, wenn ich recht gehört habe. Eine hübsche Geste.
    Ihr denkt auch immer an die Lieder, die man später daraus machen wird, nicht wahr? Und nun habt Ihr seinen Platz eingenommen. Der Blutige Neuner, König der Nordmänner! Das stelle man sich einmal vor.«
    Logen blickte ihn finster an. »So war es nicht.«
    »Ach, Kleinkram. Das Ergebnis ist dasselbe, oder nicht? Endlich Frieden im Norden, oder? So oder so, ich gratuliere Euch.«
    »Bethod hatte noch ein paar Dinge zu sagen.«
    »Hatte er?«, fragte Bayaz wegwerfend. »Ich fand die Unterhaltungen mit ihm meist recht öde. Immer ging es um ihn selbst, seine Pläne, seine Erfolge. Es ist so anstrengend, wenn Männer niemals an andere denken. Schlechte Manieren.«
    »Er sagte, Ihr wäret der Grund dafür gewesen, dass er mich nicht tötete. Ihr hättet um mein Leben gefeilscht.«
    »Das ist wahr, das muss ich zugeben. Er schuldete mir noch etwas, und Ihr wart der Preis, den ich verlangte. Ich versuche stets, die Zukunft im Blick zu behalten. Schon damals wusste ich, dass ich vielleicht noch einmal einen Mann brauchen würde, der mit den Geistern sprechen kann. Es war dann ein zusätzlicher Trumpf, dass Ihr Euch darüber hinaus als derart angenehmer Reisegefährte erwiesen habt.«
    Logen merkte, dass er immer noch durch die zusammengebissenen Zähne sprach. »Wäre allerdings nett gewesen, wenn ich davon gewusst hätte.«
    »Ihr habt nie gefragt, Meister Neunfinger. Ihr wolltet, wenn ich mich recht erinnere, nichts über meine Pläne wissen, und ich wollte Euch nicht das Gefühl geben, dass Ihr mir etwas schuldet. ›Ich habe einmal Euer Leben gerettet‹ – das wäre kein guter Ausgangspunkt für unsere Freundschaft gewesen.«
    All das erschien zwar sehr vernünftig, wie alles, was Bayaz je gesagt hatte, aber es hinterließ trotzdem einen bitteren Nachgeschmack, wie ein Schlachtschwein verhökert worden zu sein. »Wo ist Quai? Ich würde gern ...«
    »Tot.« Bayaz brachte das Wort glatt über die Lippen, scharf wie ein geworfenes Messer. »Sein Verlust hat uns sehr hart getroffen.«
    »Wieder zu Schlamm geworden, was?« Logen erinnerte sich an die Mühe, die er sich dabei gegeben hatte, das Leben des Mannes zu retten. Die langen Meilen, die er ihn durch den Regen geschleppt und dabei versucht hatte, das Richtige zu tun. Alles Verschwendung. Vielleicht hätte er angesichts dieser Nachricht mehr Trauer empfinden sollen. Aber das war nicht so einfach, bei all dem Tod, der sich vor seinen Augen ausbreitete. Logen war innerlich taub. Oder aber Quais Tod interessierte ihn wirklich einen feuchten Dreck. Schwer zu sagen, was davon zutraf.
    »Wieder zu Schlamm geworden«, wiederholte er leise. »Ihr macht aber natürlich weiter, nicht wahr.«
    »Natürlich.«
    »Das ist die Aufgabe, die den Überlebenden zufällt. Man erinnert sich der Toten, man spricht ein paar Worte, dann macht man weiter und hofft darauf, dass sich alles zum Besseren wendet.«
    »Genau.«
    »Bei solchen Sachen muss man realistisch sein.« »Das ist wahr.«
    Logen rieb sich mit einer Hand über die schmerzende Seite – nur, um wieder etwas zu spüren. Aber zusätzliche Schmerzen brachten auch niemanden weiter. »Ich habe gestern einen Freund verloren.«
    »Es war ein blutiger Tag. Aber ein siegreicher.«
    »Ach ja? Für wen denn?« Logen sah unten Menschen, die sich in den Ruinen bewegten, Insekten, die in den Trümmern herumwühlten, nach Überlebenden suchten und Tote fanden. Und er bezweifelte, dass viele von ihnen gerade das Hochgefühl eines Siegers verspürten. Er selbst tat es jedenfalls nicht.
    »Ich sollte bei meinen Leuten sein«, murmelte er, bewegte sich aber nicht. »Dabei helfen, sie zu begraben. Und die Verwundeten zu versorgen.«
    »Und dennoch steht Ihr hier oben und seht herab.« Bayaz’ grüne Augen waren hart wie Stein. Diese Härte hatte Logen von Anfang an gesehen, aber dann irgendwie vergessen. Hatte sich daran gewöhnt, sie zu übersehen. »Ich verstehe Eure Gefühle. Heilen ist etwas für die Jungen. Wenn man älter wird, stellt man fest, dass man immer weniger Geduld mit den Verletzten hat.« Bayaz hob die Augenbrauen, während er sich wieder dem schrecklichen Anblick zuwandte. »Ich bin sehr alt.«
     
    Er hob die Faust, um anzuklopfen, dann hielt er inne und strich sich mit den

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