Königsklingen (First Law - Band 3)
zurück.«
Sie seufzte und drehte sich auf den Rücken, während er aufstand und seine verstreuten Kleidungsstücke im ganzen Zimmer zusammensuchte. Sein Hemd hatte vorn einen Weinfleck, seine Hosen waren zerknautscht und zerknittert, aber sie mussten genügen. Es war ohnehin nicht mehr sein Ziel, in jeder Lebenslage perfekt gekleidet aufzutreten. Er setzte sich aufs Bett, um sich die Stiefel anzuziehen, und fühlte sie hinter sich knien; ihre Hände glitten über seine Brust, ihre Lippen berührten sanft sein Ohr, als sie ihm zuflüsterte: »Also wirst du mich wieder allein lassen, oder? Und wirst nach Angland ziehen, um zusammen mit meinem Bruder die Nordmänner abzuschlachten?«
Jezal beugte sich mit etwas Mühe nach vorn und manövrierte einen Fuß in den Stiefel. »Vielleicht. Vielleicht auch nicht.« Der Gedanke an das Soldatenleben erschien ihm nicht mehr besonders reizvoll. Er hatte genug Blutvergießen aus nächster Nähe gesehen, um zu wissen, dass es äußerst Angst einflößend war und fürchterlich wehtat. Ruhm und Ehre erschienen ihm angesichts der Gefahren, die man dafür eingehen musste, ein recht geringer Lohn. »Ich denke ernsthaft darüber nach, mein Offizierspatent zurückzugeben.«
»Im Ernst? Und was willst du dann tun?«
»Ich weiß noch nicht genau.« Er wandte den Kopf zu ihr und hob eine Augenbraue. »Vielleicht suche ich mir eine gute Frau und lasse mich irgendwo nieder.«
»Eine gute Frau? Kennst du denn eine?«
»Ich hatte gehofft, dass du vielleicht einen Vorschlag hättest.«
Sie presste die Lippen aufeinander. »Lass mich nachdenken. Muss sie schön sein?«
»Nein, nein, schöne Frauen sind immer so verdammt anspruchsvoll. Eine nette graue Maus wäre mir lieber.« »Klug?«
Jezal schnaubte. »Bloß nicht. Ich bin dafür berüchtigt, ein völliger Hohlkopf zu sein. An der Seite einer klugen Frau würde ich die ganze Zeit wie ein Idiot aussehen.« Er zog sich den anderen Stiefel hoch, löste ihre Hände und stand auf. »Ein glubschäugiges, hirnloses Kalb wäre ideal. Jemand, der mir dauernd recht gibt.«
Ardee klatschte in die Hände. »O ja, ich kann sie an deiner Seite sehen, wie sie wie ein leeres Kleid an deinem Arm baumelt, eine Art Echo, nur in höherer Tonlage. Aber natürlich doch von edlem Blut, würde ich meinen?«
»Natürlich, nur das Beste. In dieser Hinsicht bin ich zu keinem Kompromiss bereit. Und blond muss sie sein, dafür habe ich eine Schwäche.«
»Da bin ich ja so sehr deiner Meinung. Dunkles Haar ist so gewöhnlich, es hat die Farbe von Dreck, von Schlamm, von Unrat.« Sie erschauerte. »Ich fühle mich beschmutzt, wenn ich nur daran denke.«
»Aber vor allem«, fügte er hinzu, während er seinen Degen durch die Schlaufe an seinem Gürtel schob, »muss sie ein ruhiges und ausgeglichenes Gemüt besitzen. Ich habe genug harte Zeiten hinter mir.«
»Natürlich. Das Leben ist schon schwierig genug, auch ohne eine Frau, die ständig Ärger macht. Das ist so würdelos.« Sie hob die Augenbrauen. »Ich werde einmal meinen Bekanntenkreis durchgehen.«
»Hervorragend. In der Zwischenzeit brauche ich meine Jacke zurück, auch wenn du sie mit viel größerer Eleganz trägst, als ich es je könnte.«
»Oh, natürlich, Herr Hauptmann.« Sie zog sich aus und warf ihm die Jacke zu, streckte sich auf dem Bett aus, splitterfasernackt, den Rücken durchgedrückt, die Hände hinter dem Kopf. Dann stellte sie ein Knie auf und bewegte langsam die Hüften hin und her, während sie das andere Bein ausgestreckt hatte und mit dem großen Zeh auf ihn deutete. »Du wirst mich aber nicht allzu lange allein lassen, oder?«
Er betrachtete sie einen Augenblick. »Wag es ja nicht, dich auch nur einen verdammten Zoll von dort wegzubewegen«, raunzte er heiser, dann zog er sich die Jacke über, klemmte seinen Schwanz zwischen den Beinen ein und watschelte vornüber gebeugt aus der Tür. Er hoffte, er würde vor der Besprechung mit dem Lord Marschall wieder schlaff werden, aber er war sich dessen nicht ganz sicher.
Wieder einmal fand sich Jezal in einem von Kronrichter Marovias hohen, großen Sälen wieder und stand allein auf dem weitgehend möbelfreien Fußboden vor dem riesenhaften, polierten Tisch, von dessen anderer Seite ihn drei alte Männer grimmig anstarrten.
Als der Schreiber die hohen Türen mit widerhallendem Knall schloss, hatte Jezal das alarmierende Gefühl, all das schon einmal erlebt zu haben. An jenem Tag, an dem man ihn von dem Schiff befohlen hatte, das
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