Königsklingen (First Law - Band 3)
ihn nach Angland hatte bringen sollen, an dem man ihn von seinen Freunden und seinen ehrgeizigen Zukunftsplänen getrennt und ihn auf eine verrückte, von Anfang an zum Scheitern verurteilte Reise ins Nirgendwo geschickt hatte. Eine Reise, die ihn sein gutes Aussehen und beinahe auch sein Leben gekostet hatte. Es war alles andere als ein erfreuliches Gefühl, jetzt wieder hier zu stehen, und er hoffte inständig, dass er dieses Mal besser davonkommen würde.
So gesehen war es bereits beruhigend, dass der Erste der Magi nicht anwesend war, obwohl er sich einem Gremium gegenübersah, dessen Zusammensetzung ihn auch nicht gerade glücklich machte. Er blickte direkt in die harten, alten Gesichter von Lord Marschall Varuz, Kronrichter Marovia und Lord Schatzmeister Hoff.
Varuz war damit beschäftigt, sich wortreich über Jezals hervorragende Leistungen im Alten Kaiserreich auszulassen. Er hatte offenbar eine Schilderung der Ereignisse gehört, die mit Jezals Erinnerung so gut wie gar nicht übereinstimmte.
»... große Abenteuer im Westen, mit denen er, so wie ich gehört habe, der Union auf fremdem Boden viel Ehre eingebracht hat. Ich war besonders beeindruckt von der Geschichte über Ihren Ausfall auf der Brücke von Darmium. Ist das wirklich so geschehen, wie man mir erzählt hat?«
»Auf der Brücke von Darmium, nun ja, wenn ich ehrlich bin, äh ...« Wahrscheinlich hätte er den alten Narr fragen sollen, wovon zur Hölle er eigentlich sprach, aber Jezal war viel zu sehr damit beschäftigt, an Ardee zu denken, wie sie sich nackt auf dem Bett räkelte. Scheiß auf sein Land. Die Pflicht konnte ihn mal. Wenn er sein Patent augenblicklich zurückgab, konnte er wieder bei ihr im Bett sein, bevor die Stunde um war. »Die Sache ist die ...«
»Das war Ihre Lieblingsgeschichte, ja?«, fragte Hoff und senkte seinen Weinkelch. »Mich hat besonders der Bericht über die Tochter des Kaisers fasziniert.« Er sah Jezal mit einem Augenzwinkern an, das andeutete, dass es sich bei besagter Geschichte um eine etwas schlüpfrige handelte.
»Ehrlich gesagt, Euer Ehren, ich habe nicht die geringste Ahnung, wie dieses Gerücht entstanden ist. Es ist nichts Derartiges geschehen, das kann ich Ihnen versichern. Die ganze Sache scheint irgendwie völlig übertrieben worden zu sein ...«
»Nun, ein ruhmreiches Gerücht ist zehn enttäuschende Wahrheiten wert, meinen Sie nicht auch?«
Jezal blinzelte. »Nun, äh, ich denke ...«
»So oder so«, unterbrach ihn Varuz, »der Geschlossene Rat hat hervorragende Berichte über Ihr Verhalten im Ausland erhalten.«
»Tatsächlich?«
»Viele verschiedene Berichte, allesamt voll des Lobes.«
Jezal gelang es nicht, ein Grinsen zu unterdrücken, obwohl er sich fragte, von wem derartige Berichte stammen mochten. Er konnte sich kaum vorstellen, dass Ferro Maljinn von seinen herausragenden Talenten geschwärmt haben mochte. »Nun, meine Herren, Sie sind sehr gütig, aber ich muss ...«
»Aufgrund der Entschlossenheit und des Mutes, den Sie bei der Erfüllung dieser schwierigen und wichtigen Aufgabe bewiesen haben, freue ich mich, Ihnen mitteilen zu dürfen, dass Sie mit sofortiger Wirkung in den Rang eines Obersts erhoben wurden.«
Jetzt riss Jezal groß die Augen auf. »Wirklich?«
»So ist es, mein Junge, und es gibt wohl niemanden, der das mehr verdient hätte als Sie.«
An einem Nachmittag zwei Ränge aufzusteigen, das war eine beispiellose Ehre, zumal er in keiner Schlacht gekämpft, kürzlich auch keine anderen Heldentaten begangen oder große Opfer gebracht hatte. Es sei denn, man wollte dabei mitzählen, dass er halbwegs unverrichteter Dinge aus dem Bett der Schwester seines besten Freundes aufgestanden war. Das war ein Opfer, keine Frage, aber keines von der Art, die einem normalerweise die Gunst des Königs einbrachten.
»Ich, äh, ich ...« Er konnte sich nicht dagegen wehren, dass ihm die Befriedigung über diese Entwicklung eine leichte Röte ins Gesicht trieb. Eine neue Uniform, noch mehr Tressen und vielleicht auch noch mehr Leute, denen er sagen konnte, was sie tun sollten. Ruhm und Ehre mochten ein geringer Lohn sein, sicher, aber er hatte die Gefahren ja bereits hinter sich, und nun musste er nur noch ja sagen. Hatte er nicht gelitten? Hatte er es nicht verdient?
Er musste nicht allzu lange darüber nachdenken. Im Grunde musste er gar nicht darüber nachdenken. Die Vorstellung, aus dem Heer auszuscheiden und sich irgendwo niederzulassen, rückte in weite Ferne. »Ich fühle
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