Königsklingen (First Law - Band 3)
sich in seinem Bein aus und ließ nicht nach.
»Ah«, stöhnte er. Ganz vorsichtig versuchte er, seinen Knöchel zu drehen und das Knie zu bewegen. Der Schmerz verschlimmerte sich sofort. »Barnam!« Er zog das Laken beiseite, und der vertraute Gestank von Kot stieg ihm in die Nase.
Es geht doch nichts über den Gestank des eigenen Dungs als Auftakt für einen produktiven Morgen.
»Ah! Barnam!« Er wimmerte und sabberte und umklammerte das verdorrte Bein, aber nichts half. Der Schmerz wurde schlimmer und schlimmer. Die Fasern seines verkümmerten Fleisches traten hervor wie Metallkabel, und der zehenlose Fuß zappelte grotesk an ihrem Ende, ohne dass er ihn im Geringsten beherrschen konnte.
»Barnam!«, schrie er. »Barnam, Sie Arsch! Die Tür!« Speichel troff von seinem zahnlosen Mund, Tränen liefen über sein zuckendes Gesicht, und seine Hände krallten sich tief in das braun befleckte Laken.
Schritte eilten über den Flur, und er hörte das Quietschen des Schlosses. »Abgeschlossen, Sie Narr!«, schrie er gequetscht durch das zusammengepresste Zahnfleisch, während er sich vor Schmerz und Zorn hin und her warf. Der Türknauf drehte sich, und zu seiner Überraschung öffnete sich die Tür.
Was, zur ...
Ardee eilte an sein Bett. »Raus mit dir!«, zischte er, hielt sich einen Arm sinnlos vors Gesicht und umklammerte mit dem anderen das Bettzeug. »Raus mit dir!«
»Nein.« Sie nahm das Laken beiseite, und Glokta verzog beschämt das Gesicht. Er wartete darauf, dass sie blass werden, zurückweichen, sich die Hand vor den Mund schlagen und die Augen vor Ekel und Abscheu weit aufreißen würde.
Ich bin verheiratet ... mit diesem kackebeschmierten Ungeheuer?
Aber sie runzelte lediglich kurz die Stirn, dann packte sie seinen zerstörten Schenkel und drückte ihre Daumen ins Fleisch.
Er keuchte und zuckte und versuchte sich wegzudrehen, aber ihr Griff war gnadenlos, und zwei Schmerzpunkte stachen mitten in seine verkrampften Sehnen. »Ah! Du verdammte ... du ...« Der verzerrte Muskel wurde plötzlich locker, und Glokta erschlaffte desgleichen und sank auf die Matratze zurück.
Und jetzt erscheint es doch ein kleines bisschen peinlich, mit meiner eigenen Kacke besudelt zu sein.
Kurze Zeit lag er hilflos da. »Ich wollte nicht, dass du mich ... so siehst.«
»Zu spät. Du hast mich geheiratet, weißt du noch? Wir sind jetzt ganz miteinander vereint.«
»Da habe ich wohl den besseren Handel gemacht.«
»Ich habe immerhin mein Leben erhalten, oder nicht?«
»Kaum ein Leben, nach dem sich die meisten jungen Frauen sehnen würden.« Er beobachtete, wie der Sonnenstreifen über ihr Gesicht wanderte, wenn sie sich bewegte. »Ich weiß, dass ich nicht das bin, was du dir ... als Ehemann erträumt hast.«
»Ich habe stets von einem Mann geträumt, mit dem ich tanzen könnte.«
Sie sah auf und hielt seinem Blick stand. »Aber ich denke, dass du vielleicht besser zu mir passt. Träume sind für Kinder. Wir sind beide erwachsen.«
»Trotzdem. Du siehst ja jetzt, das mit dem Tanzen ist das geringste Problem. Du solltest ... das hier ... nicht tun müssen.«
»Ich will es aber.« Sie umschloss sein Kinn mit festem Griff und drehte ihm ein wenig schmerzhaft den Kopf zur Seite, so dass er ihr direkt in die Augen sah. »Ich möchte etwas tun. Ich möchte mich nützlich machen. Ich möchte, dass mich jemand braucht. Kannst du das verstehen?«
Glokta schluckte. »Ja.«
Wenige verstünden das besser.
»Wo ist Barnam?«
»Ich habe ihm gesagt, dass er morgens frei haben könnte. Ich habe ihm gesagt, dass ich das hier von jetzt an täte. Außerdem habe ich ihn angewiesen, mein Bett in dieses Zimmer zu bringen.«
»Aber ...«
»Willst du mir sagen, ich dürfte nicht im selben Raum schlafen wie mein Ehemann?« Ihre Hände glitten langsam über sein verkümmertes Fleisch, sanft und trotzdem fest, rieben die vernarbte Haut und massierten die zerstörten Muskeln.
Wie lange ist es her? Seit eine Frau mich mit etwas anderem als Entsetzen in ihrem Blick betrachtet hat? Seit eine Frau mich mit etwas anderem als mit Brutalität berührt hat?
Er lehnte sich zurück, die Augen geschlossen und den Mund offen, und Tränen rannen aus seinen Augen, an seinem Kopf herab und aufs Kissen.
Beinahe gemütlich. Beinahe ...
»Ich verdiene das alles nicht«, hauchte er.
»Niemand bekommt, was er verdient.«
Königin Terez blickte hochmütig zu Glokta hinüber, als er in ihren sonnigen Salon gehumpelt kam, und gab sich nicht die geringste
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