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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Diese verängstigt aussehenden Jungs machten nicht den Eindruck, als ob sie für irgendjemanden eine Verstärkung bedeuten könnten, aber das war ihm egal. Ihn kümmerten seine Weggefährten nicht, solange die Reise Bethod entgegenführte.
     
    Die Bäume rauschten auf beiden Seiten der Straße vorüber – dunkelgrün und schwarz, voller Schatten. Vielleicht auch voller Überraschungen. Es war eine harte Art zu reisen. Hart für die Hände, mit denen er sich die ganze Zeit über an den Leitern des Wagens festklammerte, und noch härter für seinen Hintern, der auf dem blanken Holz hin und her gestoßen wurde. Aber sie kamen voran, Stück für Stück, und das, dachte Logen, war die Hauptsache.
    Hinter ihnen ratterten weitere Karren in einem langsamen Treck die Straße entlang, beladen mit Männern, Nahrungsmitteln, Kleidung, Waffen und all dem Zeug, das man sonst noch zum Kriegführen brauchte. An jedem hing vorn eine flackernde Laterne, und so zog sich eine Spur aus schwankenden Lichtern durch die Dämmerung, das Tal entlang und den Hügel an seinem Ende hinauf, und markierte den Verlauf der Straße, der sie durch die Wälder folgten.
    Logen wandte sich um und besah sich die Unionisten, die sich im vorderen Teil des Karrens zusammengedrängt hatten. Es waren neun junge Burschen, die mit jedem Stoß der Achsen hin und her geschaukelt und geworfen wurden und die so viel Abstand von ihm hielten, wie irgend möglich war.
    »Habt ihr schon mal einen Kerl mit so vielen Narben gesehen?«, fragte einer mit leiser Stimme und ging dabei offenbar davon aus, dass er ihre Sprache nicht verstand.
    »Wer ist das überhaupt?«
    »Keine Ahnung. Ein Nordmann, glaub ich.«
    »Das seh ich, dass er ein Nordmann ist, du Idiot. Ich meine, was macht er hier bei uns?«
    »Vielleicht ist er ein Kundschafter.«
    »Ist aber schon ein ziemlich grobschlächtiger Kerl für einen Kundschafter, oder?«
    Logen grinste in sich hinein, während er die Bäume an sich vorüberziehen sah. Er fühlte die kühle Brise auf seinem Gesicht, roch den Nebel, die Erde, die kalte, feuchte Luft. Nie hätte er gedacht, dass er sich freuen würde, wieder im Norden zu sein, aber so war es. Es war gut, sich nach all der Zeit als Fremder an einem Ort wiederzufinden, wo er die Regeln kannte.
    Sie lagerten auf der Straße, eine kleine Gruppe von zehn Männern. Eine von vielen, die hier in den Wäldern rasteten, jede eng an ihren Karren gedrängt. Neun Jungs auf der einen Seite eines großen Feuers, über dem ein Topf mit Fleischsuppe köchelte und einen leckeren Geruch verströmte. Logen beobachtete sie, wie sie darin herumrührten, einander von ihrem Zuhause erzählten und darüber redeten, was jetzt wohl auf sie zukäme und wie lange sie hier draußen sein würden.
    Nach einer Weile löffelte einer das Essen in Schüsseln und verteilte sie. Nachdem er seine Kameraden versorgt hatte, sah er zu Logen herüber und füllte eine weitere Schüssel. Dann bewegte er sich auf den Nordmann zu, vorsichtig, als nähere er sich einem Wolfsgehege.
    »Äh ...« Er hielt die Schüssel auf Armeslänge von sich weg. »Suppe?« Damit machte er seinen Mund weit auf und deutete mit seiner freien Hand hinein.
    »Danke, mein Freund«, sagte Logen, als er ihm die Schüssel abnahm, »ich weiß schon, was ich damit machen muss.«
    Die jungen Burschen starrten ihn allesamt an, eine Reihe besorgter Gesichter auf der anderen Seite des Feuers, die vom flackernden gelben Licht erhellt wurden, und es schien sie noch misstrauischer zu machen, dass er ihre Sprache verstand. »Sie sprechen die Gemeine Sprache? Das haben Sie sich aber bisher nicht anmerken lassen, wie?«
    »Meiner Erfahrung nach ist es besser, wenn man geringer scheint, als man ist.«
    »Wenn Sie das sagen«, meinte der Soldat, der ihm die Schüssel gegeben hatte. »Wie heißen Sie denn?«
    Logen fragte sich kurz, ob er zu einer Lüge greifen sollte. Irgendein bedeutungsloser Name, von dem nie jemand gehört haben würde. Aber er war nun einmal der, der er war, und früher oder später würde ihn ohnehin jemand erkennen. Davon einmal abgesehen hatte er nie großes Talent zum Lügen gehabt. »Neunfinger-Logen nennt man mich.«
    Die Soldaten sahen ihn ausdruckslos an. Sie hatten noch nie von ihm gehört, wie auch. Sie waren Bauernsöhne von weit her, aus der sonnigen Union. So wie sie aussahen, kannten sie gerade mal ihre eigenen Namen.
    »Und weswegen sind Sie hier?«, fragte ihn einer.
    »Aus demselben Grund wie Sie. Ich bin hier, um zu

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