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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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vorwärtsgekommen. Jetzt war die Straße, wenn man denn dieses Schlammloch überhaupt so nennen wollte, mit herumwuselnden Männern verstopft. Sie bahnten sich ihren matschigen Weg von einem halbwegs trockenen Fleck zum nächsten, quetschten sich im feinen Regen zwischen steckengebliebenen Wagen und unglücklichen Pferden durch, zwischen aufgestapelten Kisten und Fässern und schlecht aufgebauten Zelten. Logen sah einer Gruppe dreckverschmierter Jungs dabei zu, wie sie sich damit abmühten, einen Karren freizubekommen, der bis zu den Achsen im Morast eingesunken war – ohne großen Erfolg. Es war, als ob man einem Heer dabei zusah, wie es langsam in einem Moor versank. Ein Schiffbruch riesigen Ausmaßes, nur auf dem Land.
    Die Zahl von Logens Reisegefährten war auf sieben geschrumpft, zusammengekauert und ausgezehrt; die schlaflosen Nächte und das schlechte Wetter auf der Fahrt hatten ihnen arg zugesetzt. Einer war tot, ein Zweiter war mit einem Pfeil im Bein nach Uffrith zurückgeschickt worden. Kein guter Anfang für ihren Einsatz hier im Norden, aber Logen bezweifelte, dass es von nun an besser werden würde. Er kletterte vom Karren herunter, und seine Stiefel sanken sofort in den von vielen Wagenspuren durchzogenen Matsch. Dann dehnte er seinen Rücken, streckte die schmerzenden Beine und zog seinen Rucksack vom Wagen.
    »Viel Glück dann«, sagte er zu den Soldaten. Keiner antwortete. Sie hatten ohnehin seit dem Angriff kaum ein Wort zu ihm gesagt. Offenbar hatte sie die ganze Sache mit den Daumen irgendwie verängstigt. Aber solange sie nichts Schlimmeres zu sehen bekamen als das, konnten sie sich glücklich schätzen, dachte Logen. Er zuckte die Achseln und wandte sich ab, um sich nun selbst einen Weg durch den Schlamm zu bahnen.
    Nur ein kleines Stück vor ihm bekam der Offizier von der Nachschubkolonne eine kräftige Standpauke von einem hochgewachsenen, grimmig wirkenden Mann in roter Uniform, der so aussah, als könnte er inmitten des ganzen Durcheinanders derjenige sein, der am ehesten etwas zu sagen hatte. Nach kurzem Hinsehen stellte Logen überrascht fest, dass er ihn kannte. Sie hatten bei einem Fest nebeneinander gesessen, in einer ganz anderen Umgebung, und sich über Kriegsführung unterhalten.
    Er sah jetzt älter, sehniger und härter aus. Sein Gesicht trug einen finsteren Ausdruck, und in seinem nassen Haar waren viele graue Strähnen, aber er grinste, als er Logen dort stehen sah, und kam mit ausgestreckter Hand auf ihn zu.
    »Bei den Toten«, sagte er in gutem Nordisch, »aber das Schicksal spielt einem schon lustige Streiche. Ich kenne Euch.«
    »Ich Euch auch.«
    »Neunfinger, nicht wahr?«
    »Stimmt. Und Ihr heißt West und kommt aus Angland.«
    »Das stimmt auch. Tut mir leid, dass ich Euch kein besseres Willkommen bieten kann, aber die Truppen sind erst vor einem oder zwei Tagen hier eingetroffen, und wie Ihr seht, sind die Dinge noch nicht so, wie sie sein sollten. Nicht dorthin, Idiot!«, brüllte er einem Fahrer zu, der versuchte, seinen Wagen zwischen zwei andere zu zwängen, obwohl die Lücke dazu nicht annähernd groß genug war. »Gibt es in Eurem verdammten Land eigentlich auch so etwas wie Sommer?«
    »Den erlebt Ihr gerade. Habt Ihr nicht schon einen Winter hinter Euch?«
    »Hm. Da ist wohl was dran. Was führt Euch überhaupt hierher?«
    Logen reichte West den Brief. Der Offizier beugte sich darüber, um das Dokument vor dem Regen zu schützen, und las es mit gerunzelter Stirn.
    »Von Lord Schatzmeister Hoff höchstpersönlich unterschrieben, was?«
    »Ist das gut?«
    West schürzte die Lippen, als er Logen den Brief zurückgab. »Ich würde sagen, das kommt darauf an. Es zeigt, dass Ihr ein paar mächtige Freunde habt. Oder mächtige Feinde.«
    »Wahrscheinlich von beidem ein wenig.«
    West grinste. »Ich habe festgestellt, dass das oft Hand in Hand geht. Ihr seid zum Kämpfen gekommen?«
    »So ist es.«
    »Gut. Einen Mann mit Erfahrung können wir hier immer gebrauchen.« Er sah den Rekruten zu, die von den Karren kletterten, und stieß einen langen Seufzer aus. »Wir haben hier leider immer noch viel zu viele, denen genau das fehlt. Ihr solltet Euch am besten den übrigen Nordmännern anschließen.«
    »Ihr habt Nordmänner bei Euch?«
    »Ja, und es werden täglich mehr. Offenbar sind viele nicht mit der Art zufrieden, wie ihr König sie bisher geführt hat. Vor allem sein Abkommen mit den Schanka schmeckt ihnen nicht.«
    »Abkommen? Mit den Schanka?« Logen runzelte die

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