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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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wie der Winter.
    »Er ist ... er ist ...« Der Junge deutete mit einem bebenden Finger auf die Feuer.
    »Gut. Dann such ich ihn eben selbst.« Die zwei machten Logen stolpernd Platz. Als er an ihnen vorbeiging, zeigte er nicht direkt ein Lächeln; es war vielmehr so, dass er die Lippen zurückzog, um seine Zähne zu blecken. Schließlich galt es einen Ruf zu bewahren. »Keine Sorge«, zischte er ihnen ins Gesicht. »Ich bin auf eurer Seite, oder nicht?«
    Niemand sagte auch nur ein Wort zu ihm, als er hinter den Carls vorbeiging und auf die Stirnseite des Feuers zuhielt. Ein paar Männer sahen ihn über die Schulter hinweg an, aber er zog nicht mehr Blicke auf sich als jeder Neuankömmling in einem solchen Lager. Sie hatten noch keine Ahnung, wer er war, aber bald würden sie es wissen. Der Junge und der Alte würden es flüsternd weitererzählen, und das Geflüster würde sich rund um das Feuer verbreiten, wie es nun einmal immer war, und dann würden ihn wieder alle ansehen.
    Er zuckte zusammen, als sich ein großer Schatten neben ihm bewegte, so groß, dass er ihn zunächst für einen Baum gehalten hatte. Ein riesiger, großer Mann, der sich den Bart kratzte und ins Feuer lächelte. Tul Dum. Den Donnerkopf konnte man nicht verwechseln, noch nicht einmal in diesem Halblicht. Bei einem Mann seiner Größe war das unmöglich. Logen fragte sich wieder einmal aufs Neue, wie es ihm je gelungen war, den Riesen zu besiegen.
    In diesem Augenblick fühlte er den seltsamen Drang, den Kopf zu senken und einfach weiterzugehen, in die Nacht zu verschwinden und nie mehr zurückzukehren. Dann würde er nie wieder der Blutige Neuner sein müssen. Dann gäbe es nur einen Frischling und einen alten Mann, die schwören würden, dass sie eines Nachts einen Geist gesehen hatten. Er hätte in die Ferne ziehen und ein neues Leben anfangen können, wo er sein durfte, wer immer er sein wollte. Aber das hatte er schon einmal probiert, und es hatte ihm nicht gut getan. Die Vergangenheit lauerte stets direkt hinter ihm und saß ihm im Nacken. Es war an der Zeit, sich umzudrehen und ihr ins Gesicht zu sehen.
    »Alles klar bei euch, Großer?« Tul spähte in der Dämmerung zu ihm hinüber, und orangefarbenes Licht und schwarze Schatten bewegten sich auf seinem kantigen Felsgesicht und seinem dicken Bartteppich.
    »Wer ... warte mal ...« Logen schluckte. Jetzt, da er darüber nachdachte, hatte er keine Ahnung, wie die anderen es finden würden, wenn sie ihn plötzlich wiedersahen. Immerhin waren sie, bevor sie Freunde geworden waren, lange genug Feinde gewesen. Jeder von ihnen hatte gegen ihn gekämpft, und jeder hatte gute Gründe dazu gehabt. Dann war er nach Süden abgehauen und hatte sie den Schanka überlassen. Was, wenn er nach einem Jahr Trennung oder mehr nichts als kalte Blicke erntete?
    Dann aber schnappte ihn Tul und umfing ihn in einer Umarmung, die ihm sämtliche Knochen knacken ließ. »Du bist am Leben!« Der Riese ließ ihn kurz los, wie um zu überprüfen, dass er auch den Richtigen gepackt hielt, und dann umarmte er ihn erneut.
    »Ja, ich bin noch am Leben«, keuchte Logen, der gerade genug Luft in den Lungen hatte, um diese Worte hervorzustoßen. Nun sah es wohl doch nach einem warmen Willkommen aus.
    Tul grinste über sein ganzes großes Gesicht. »Komm mit.« Und damit bedeutete er Logen, ihm zu folgen. »Die Jungs werden sich bepissen!«
    Ihm schlug das Herz bis zum Hals, als er Tul nachging, zur Stirnseite des Feuers, wo der Häuptling mit jenen Namhaften Männern lagerte, die ihm am nächsten standen. Und dort waren sie, dort saßen sie auf dem Boden. Der Hundsmann saß in der Mitte und raunte Dow leise etwas zu. Grimm kauerte auf der anderen Seite, auf einen Ellenbogen gestützt, und zupfte an der Befiederung seiner Pfeile. Es war, als ob sich nichts verändert hatte.
    »Ich hab hier jemanden, der dich sprechen will, Hundsmann«, sagte Tul, der bei seinem Versuch, die Überraschung zu verbergen, ein wenig krächzte.
    »Hast du, ja?« Hundsmann sah zu Logen auf, der sich jedoch in den Schatten hinter Tuls breiter Schulter verbarg. »Kann das nicht warten, bis wir gegessen haben?«
    »Weißt du, ich glaube nicht.«
    »Wieso? Wer ist es denn?«
    »Wer es ist?« Tul packte Logen an der Schulter und schubste ihn mit einem Ruck ins Licht des Feuers. »Niemand Besonderes, bloß der verdammte Neunfinger-Logen!« Logens Stiefel glitt im Schlamm aus, fast hätte er sich auf den Hintern gesetzt, und er musste mit den Armen rudern,

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