Koenigsmoerder
durcheinandergeraten. Wie schwer der Schaden ist, den Barls Mauer gelitten hat, weiß ich noch nicht... aber wir müssen uns der bitteren Wahrheit stellen. Sie hat gelitten.«
Die olkischen Ratsmitglieder stöhnten, bedeckten mit zitternden Händen das Gesicht und wiegten sich hin und her. Alle Doranen sahen zu ihnen hinüber, und ihre Blicke waren alles andere als freundlich.
»In seiner Gier nach Macht, die ihm nie bestimmt war, hat Asher das Leben jeder Menschenseele in diesem Königreich gefährdet«, erklärte Morg mit einer Stimme, die so schneidend war wie die Spitze einer Peitsche. »Und jeder Olk, der ihn zu dem Glauben ermutigt hat, er sei mehr als ein Olk, trägt eine Mitschuld. Doch habt keine Bange ‐ ich werde keinen Unschuldigen bestrafen. Aber ich sage Euch hier und jetzt, Gildemeister und ‐meisterinnen von Lur: Seht Euch die Euren genau an. Werft ein Auge auf ihr Verhalten. Denn in Zukunft werde ich Euch zur Rechenschaft ziehen, und Ihr werdet mir für ihre Sünden Rede und Antwort stehen.«
Kein Laut von den Olken. Und wenn auch nur einer von ihnen noch einen Rest von Zuneigung für Asher hegte, sagte ihm der
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Ausdruck auf ihren Gesichtern, dass diese Regung endgültig tot war. Er unterdrückte ein Lächeln.
»Und was ist mit der Mauer, Eure Majestät?«, fragte Holze. »Was ist mit dem Wettermachen?«
»Die Geschichte zeigt uns, dass uns stets eine Gnadenfrist bleibt«, erwiderte er.
»Eine kurze Zeit, in der wir ohne Wettermagie überleben können, bevor wir untergehen. Daher werde ich mich aus der Öffentlichkeit zurückziehen, damit ich die Wettermagie in mich aufnehmen und studieren kann, wie ich sie am besten anwende. Um den Schaden wieder gutzumachen, den Asher angerichtet hat, und um eine Katastrophe abzuwenden.«
Jetzt war es Payne Sorvold, der sprach. »Ihr werdet einen Meistermagier benötigen... Eure Majestät.«
Er nickte. »Ich werde Durms Nachfolger ernennen, sobald diese Krise vorüber ist, Lord Sorvold. Für den Augenblick finde ich alles, was ich brauche, um unser geliebtes Königreich wieder aufzubauen, in seinen Büchern und Journalen.
Verzagt nicht, Herr. Ich werde obsiegen.«
Sorvold nickte. »Ja, Eure Majestät. Und was ist mit dem Kronrat Eurer Majestät?«
Jarralts Züge verhärteten sich. »Auch er muss warten, bis diese Krise vorüber ist.« Er wandte den Blick von Sorvolds sorgenvollem Gesicht ab und sah sich in der Halle um. »Brave Männer und Frauen, versteht Ihr noch nicht? Wir sind nur um Haaresbreite einer Katastrophe entkommen, die Asher heraufbeschworen hat. Das Leben, wie wir es einst kannten, hat sich verändert. Vielleicht für immer.
Hört mir jetzt zu, während ich Euch genauer erkläre, was ich meine...«
Zum Turm zurückverfrachtet wie Bauholz, unterdrückte Gar ein Stöhnen, als er sah, dass Darran ihn auf der Treppe zu seinem palastartigen Gefängnis erwartete. Er schaffte es sogar, ein Lächeln zu bewerkstelligen, als der alte Mann sich verneigte und darauf bestand, die Kutschentür für ihn zu öffnen. Die Geste fiel ihm jedoch schwer. Jedwede flüchtige Befriedigung, die er empfunden hatte, als er Conroyd vor dem Großrat getrotzt und ihn gewarnt hatte, 293
die Olken in Ruhe zu lassen, war verebbt. Jetzt fühlte er sich nur noch krank und müde und verzweifelt bekümmert.
»Nun, alter Freund, es ist geschehen«, sagte er, während Conroyds Kutsche davonholperte. »Ich bin wieder Prinz Gar, der ohne Magie Geborene.«
In Darrans Augen standen Tränen. »Ja, Herr.«
Mit aller Willenskraft gelang es ihm, dafür zu sorgen, dass seine eigenen Augen trocken blieben. Er zwang sich, mit starker, ruhiger Stimme zu sprechen. »Es ist das Beste so. Was kann dies schließlich anderes sein als Barls Wille? Meine Magie ist fort, und das dürfte wohl kaum Conroyds Schuld sein. In Wahrheit ist nichts von alledem seine Schuld. Ich mag ihn hassen, aber ich kann ihm keinen Vorwurf machen. Zumindest nicht dafür, dass er der beste noch verbliebene Magier im Königreich ist.«
»Nein, Herr.«
»Ich werde jetzt zu den Ställen gehen. Um mich von den Pferden zu verabschieden, bevor...«
Darran berührte seinen Ärmel. »Es tut mir so leid, Herr. Sie sind bereits fort.
Männer von der Viehgilde. Ich konnte sie nicht aufhalten, sie hatten schriftliche Befehle von Lord Ja... vom König. Nur den kleinen Esel konnte ich vor ihnen verstecken. Wenn wir ihn auf einer Weide hinter dem Turm grasen lassen, wird niemand erfahren, dass wir ihn haben. Ich
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