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Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Larkin
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sich vor und legte mir eine Hand auf die Wange. Sie fühlte sich dünn und kalt an.
    » Es tut mir leid«, murmelte er.
    Ich schob seine Hand von meinem Gesicht weg, ließ sie aber nicht los. Seine Augen glänzten.
    » Ich weiß«, erwiderte ich leise.
    » Ich wünschte, ich wäre…« Er blickte sich um, als suche er nach dem richtigen Wort. » Stärker.« Er rieb mir mit der Handfläche über die Hand.
    Ich umschloss seine Finger, und wir sahen uns an. Tränen liefen über seine Wangen, und seine Augen waren gerötet. Ich kam mir vor, als würde ich Peter zum ersten Mal so sehen, wie er wirklich war. In meiner Vorstellung war er immer überlebensgroß gewesen; ein Filmheld, der mich an meinem ersten Tag an der Universität vor einer totalen Blamage bewahrt hatte. Dieses Bild von ihm war so in meinem Kopf verwurzelt, dass ich nicht bemerkt hatte, dass er ein Mensch wie ich und jeder andere auch war– unvollkommen und mit Fehlern und Schwächen behaftet. Er war kein Held, sondern ein Feigling. Er hatte nicht den Mut, zu dem zu stehen, was er wirklich wollte, und deswegen verletzte er andere. Plötzlich durchströmte mich eine überwältigende Trauer, weil ich so viel Zeit an ihn verschwendet hatte, weil Janie sich an ihn gebunden hatte und weil er darunter litt, einen Fehler begangen und sich selbst, Janie und seine Freundin enttäuscht zu haben.
    » Deine Frau wartet im Auto«, mahnte ich. Ich weinte jetzt auch.
    Er nickte, wandte den Blick ab und gab meine Hand frei.
    » Bye, Van«, sagte er, als er aufstand.
    » Bye.«
    Er steuerte auf die Tür zu, doch dann drehte er sich noch einmal um. » Van, sorg dafür, dass diesem Tierarzt klar wird, was du für ihn empfindest.«
    » Hätte es einen Unterschied gemacht, wenn ich es dir gesagt hätte?«
    » Wahrscheinlich nicht.« Er wandte sich erneut von mir ab.
    » Du wusstest es ohnehin.«
    » Ja.« Seine Schultern sackten nach vorn, und er starrte zu Boden. » Es tut mir leid.«
    » Gib gut auf Janie acht, Pete.«
    » Yeah.« Er schlurfte langsam aus dem Zimmer.
    Joe wollte ihm folgen, aber ich rief ihn zurück. Er legte sich neben mich und schob den Kopf auf meine Brust. Ich zwinkerte und beobachtete, wie sich Joes Augen zu schmalen Schlitzen verengten, dann schlief ich ebenfalls ein.

30
    Als ich ungefähr eine Stunde später aufwachte, schlief Joe noch. Seine Augen waren fest geschlossen, er winselte leise und gab Knurrlaute von sich.
    Ich lag da, dachte daran, dass Peter gesagt hatte, ich solle Alex meine Gefühle offenbaren und fragte mich, ob es diesmal tatsächlich einen Unterschied machen würde. Das Telefon lag neben meinem Fuß auf dem Bett, aber ich hatte keine Lust, mich aufzurichten. Ich starrte es an und beschloss, Alex anzurufen, wenn ich es dazu bewegen konnte, sich aus eigener Kraft zu bewegen. Natürlich rührte es sich nicht. Ich gab ihm einen Tritt, woraufhin es aus meiner Reichweite glitt.
    » Hey, Joey«, sagte ich weich.
    Er hob nicht den Kopf, aber seine Ohren zuckten, als ich mit ihm sprach.
    » Joey, hol mir doch das Telefon.«
    Er schlug die Augen auf, presste seine Nase gegen meine und leckte mein Gesicht.
    » Vielleicht soll es nicht sein«, seufzte ich, dabei zerzauste ich das Fell auf seinem Kopf. Ich hasste es, wie meine Stimme bei diesen Worten klang. Ich glaubte nicht an Schicksal und Vorbestimmung, sondern daran, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Zumindest hatte ich das früher getan, als mir meine Mom noch den Rücken gestärkt hatte. Bislang war mir gar nicht bewusst gewesen, wie sehr es half, jemanden zu haben, der voll und ganz hinter einem stand. Der einen lobte. Obwohl ich wusste, dass sie in diesem Punkt völlig voreingenommen war, hatte ich ihr manchmal sogar geglaubt. Ich zog die Bettdecke mit dem Fuß zu mir, bis ich das Telefon zu fassen bekam. Ich brauchte dringend ein aufmunterndes Gespräch. Jemand musste mir Mut machen, also fischte ich Agnes’ Nummer aus meiner Tasche. Es kam mir selbst seltsam vor, dass ich das Bedürfnis verspürte, mit Tante Trübsal zu sprechen, aber ich musste mir eingestehen, dass ich mich in Bezug auf ihre Person gründlich geirrt hatte.
    Sie nahm beim ersten Läuten ab.
    » Agnes Clarke am Apparat.« Sie sprach klar und deutlich und betonte jeden Konsonanten zu stark.
    » Hi, Agnes. Ich bin’s, Van.«
    » Van, Herzchen, geht es dir besser?«, fragte sie mich prompt. Es war tröstlich, jemanden zu haben, der sich Sorgen um mich machte.
    » Du wirst nicht glauben, was passiert ist.« Ich

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