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Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Larkin
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er offensichtlich abgewischt worden war. Ich bemühte mich, nicht darüber nachzudenken, wie lange er dort gelegen und wer ihn zuletzt zu welchem Zweck benutzt hatte.
    Er reichte mir meinen Becher, dann leerte er drei Zuckertüten, die er gleichzeitig aufriss, in seinen eigenen.
    » Danke für den Kaffee, Dr. Brandt.« Ich trank einen kleinen Schluck. » Und danke, dass wir so spät noch kommen durften. Ich weiß, dass das eine Zumutung…«
    » Nennen Sie mich Alex.« Er schenkte mir ein verlegenes Lächeln. » Ms Leone.«
    » Van.« Ich streckte ihm automatisch eine Hand hin.
    Er ergriff sie lachend, hielt sie aber fest, statt sie zu schütteln.
    » Sehr erfreut, Van.«
    Aus dem Augenwinkel heraus sah ich Joe am unteren Rand des Kühlschranks schnüffeln, und bevor ich begriff, was geschah, hatte er schon ein Bein gehoben und pinkelte an eine Ecke.
    » Pfui! Joe! Pfui!« Ich entzog Alex meine Hand und rannte zu Joe, um ihn vom Kühlschrank wegzuscheuchen. Dabei verschüttete ich meinen Kaffee.
    » Küchentücher?«, fragte ich, als ich mich neben die Pfütze kniete.
    Alex zog ein paar aus dem Spender über der Spüle. Ich machte Anstalten, danach zu greifen.
    » Lassen Sie nur, ich mache das schon.« Er wirkte überhaupt nicht verärgert.
    » Ich weiß nicht, was in ihn gefahren ist«, entschuldigte ich mich.
    Joe ließ sich auf den Boden fallen und legte den Kopf zwischen die Pfoten.
    » Es ist nicht seine Schuld.« Alex kniete sich neben mich. » Mindy hatte gestern ihren Jack Russel hier. Das ist ein kleiner Quälgeist, der markiert wirklich alles.« Er verdrehte die Augen. » Joe hat nur nachgezogen. Rüden markieren ihr Territorium. Das liegt in ihrer Natur.«
    Ich dachte an die Flecken, die Peters Tränen auf meinem Brautkleid hinterlassen hatten.
    Alex beseitigte die Bescherung, warf die Papiertücher in den Mülleimer, wusch sich die Hände und trocknete sie so gründlich ab, als wolle er danach eine Operation vornehmen.
    » Ich schenke Ihnen nach.« Er nahm mir meinen Becher ab.
    Er kippte den Rest Kaffee weg, füllte den Becher erneut und fügte dieselbe Menge Milch hinzu wie beim ersten Mal. Keinen Zucker.
    » Danke«, murmelte ich.
    Er rückte mir einen der Stühle zurecht.
    » Setzen Sie sich«, forderte er mich auf. » Aber nur, wenn Sie Zeit haben. Ich möchte Sie nicht aufhalten.«
    » Das tun Sie nicht.« Ich starrte in meinen Kaffeebecher. » Auf mich warten nichts und niemand.«
    » Spielen Sie Karten?« Alex lehnte sich nach hinten, um ein Päckchen von der Theke zu nehmen.
    » Nur Poker und Go Fish.«
    » Interessant.« Er warf die Karten auf den Tisch. » Ich habe leider keine Chips hier. Wir können um Trockenfutter spielen, aber das riecht nicht besonders angenehm. Go Fish?«
    Wir spielten drei Runden, doch die dritte endete in haltlosem Kichern, als Joe unter dem Tisch begann, laut zu schnarchen.
    » Er klingt wie ein alter Mann.«
    Alex schnaubte beim Lachen leicht, machte sich aber nicht die Mühe, diesen Umstand zu vertuschen oder eine Hand vor den Mund zu legen. Er schien sich vollkommen wohl in seiner Haut zu fühlen.
    » Das ist für seine Verhältnisse noch leise. Sie sollten ihn hören, wenn wir schlafen. Manchmal holt er mich damit aus dem Tiefschlaf. Und wenn er nicht schnarcht, tritt er mich in den Rücken. Aber das ist immer noch besser, als allein zu schlafen.« Die Worte waren kaum heraus, da kam ich mir auch schon so vor, als hätte ich zu viel von mir preisgegeben– ein fast so intimes Detail wie der Umstand, dass ich jeden Morgen in meiner Unterwäsche durch mein Schlafzimmer tanzte und dabei aus vollem Hals » More than a feeling« schmetterte.
    » Als Kind hatte ich einen Beagle«, erzählte Alex. » Der hat das im Schlaf auch immer gemacht. Sobald er eingeschlafen war, fingen seine Beine an, sich zu bewegen.« Er ließ die Hände schlaff herabfallen und fuchtelte mit den Armen herum. » Und er gab diese komischen Geräusche von sich.« Er stieß ein leises Wimmern aus.
    Ihm schien überhaupt nicht bewusst zu sein, wie lächerlich er wirkte. Ich schämte mich ein bisschen für ihn, dafür aber weniger für mich.
    » Mein Großvater behauptete immer, er würde im Traum Hasen jagen.« Alex bedachte mich mit einem strahlenden Lächeln.
    » Oh«, sagte er dann, nachdem er auf seine Uhr geblickt hatte. » Ich habe die Zeit völlig vergessen. Können Sie noch eine halbe Stunde bleiben und mich auf meiner Runde begleiten? Ich könnte eine helfende Hand brauchen.«
    »

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