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Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Larkin
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Natürlich«, erwiderte ich. » Aber ich habe keine Ahnung, was ich tun muss.«
    » Das macht nichts.« Alex kam um den Tisch herum, um meinen Stuhl zur Seite zu ziehen, als ich aufstand.
    Als ich mich umdrehte, stand ich ihm so nah gegenüber, dass ich die Wärme seines Körpers spüren konnte. Sein Flanellhemd berührte fast meine Wange.
    Wir sahen nach einer Katze, die bei einem Kampf mit einem Waschbären den Kürzeren gezogen hatte, einem Dobermann, der sich von seiner Kastration erholte, und einem Eichhörnchenbaby, das seine Mutter verloren hatte. Alex sprach mit allen, sagte Sachen wie: » Hey, mein Junge, tut mir leid wegen deiner Kronjuwelen« oder: » Baby, halt dich in Zukunft von diesen rauflustigen Waschbären fern.«
    Die Golden-Retriever-Hündin war noch ziemlich benommen. Alex hatte ihr linkes Vorderbein amputieren müssen, weil es bei einem Unfall völlig zerquetscht worden war. Sie lag auf der Seite. Dort, wo ihr linkes Bein gewesen war, leuchtete jetzt ein weißer Verband. Während er die Vitalfunktionen der Hündin überprüfte, blieb Joe auf der Schwelle sitzen, wie wir es ihm befohlen hatten.
    » Okay, ich muss ihr noch eine Spritze geben. Tun Sie mir einen Gefallen, und streicheln Sie ihren Kopf. Verpassen Sie ihr die beste Streicheleinheit ihres Lebens.«
    Ich kraulte der Hündin den Kopf. Sie blickte mit wässrigen Augen zu mir auf. Als Alex ihr die Spritze gab, schloss sie die Augen und winselte leise, rührte sich aber nicht.
    » Sie sind ein Naturtalent«, lobte er. » Das haben Sie gut gemacht. Danke.« Er berührte sacht meine Hand.
    » Wie geht es ihr?«, fragte ich. » Wird sie wieder gesund?« Ich wollte ihm ein Zeichen geben, aber meinerseits seine Hand zu berühren, wäre zu plump gewesen.
    » Es sieht gut aus.« Alex zog die Hand weg, um der Hündin die Flanke zu tätscheln. » Hunde sind extrem anpassungsfähig. In einer oder zwei Wochen läuft sie wieder herum.«
    » Wirklich?«
    » Ja, Sie würden sich wundern. Nimmt man einem Menschen ein Bein ab, wird er danach nie wieder so sein wie früher, aber dieser Hund hier– er wird es noch nicht einmal vermissen.«
    Er hob die Retrieverhündin vom Tisch und bettete sie sanft in eine mit alten rosa Handtüchern ausgelegte Kiste.
    » Das ist ja unglaublich.«
    » Allerdings. Deswegen arbeite ich auch so gerne mit Hunden. Sie versinken nie in Selbstmitleid, sie leben ihr Leben einfach weiter.«
    Wir gingen zur Tür zurück, und Joe folgte uns in den Flur.
    » Danke, dass Sie geblieben sind.« Alex blieb stehen und lehnte sich gegen die Wand. Ich lehnte mich neben ihn, und Joe setzte sich neben mich.
    » Danke, dass Sie sich Joe angesehen haben«, gab ich zurück. » Ich… ich hatte solche Angst um ihn, und…«
    » Stets zu Diensten, Van.« Er beugte sich lächelnd zu mir. Der Abstand zwischen uns wurde merklich geringer. » Kann ich Sie anrufen?« Er zog ein Knie hoch und stemmte den Fuß gegen die Wand. » Wegen Joe und vielleicht nicht nur wegen Joe?«
    » Sicher.« Ich lehnte mich zu ihm, bis sich unsere Arme fast berührten. » Sicher können Sie das.«
    Er stupste mich mit dem Arm an, ganz leicht, trotzdem hätte ich beinahe das Gleichgewicht verloren.
    Ich war so müde, dass ich einen Moment lang die Augen schloss und erwog, mich in seine Arme zu schmiegen. Vorsichtig rückte ich näher an ihn heran, bis sich meine Schulter an der seinen rieb.
    Ein seltsames Wohlbehagen durchströmte mich, was wohl daran lag, dass ich mich in seiner Gesellschaft vollkommen unverkrampft fühlte. Ich schloss die Augen.
    » Schlafen Sie?«, fragte er.
    » Nein.« Ich schlug die Augen wieder auf. » Ich betreibe nur etwas Augenpflege.«
    » Ich habe Sie ziemlich lange aufgehalten.« Wieder blickte Alex auf seine Uhr.
    » Ich bin freiwillig geblieben.«
    » Es ist zwei Uhr morgens.«
    » Tatsächlich? Dann sollte ich jetzt gehen«, sagte ich, obwohl ich keinen Grund dafür sah.
    » Ich bringe Sie zum Auto.«
    Ich löste mich von ihm, und Joe folgte uns nach draußen. Ich betätigte meine Fernbedienung, Alex öffnete die Hintertür, und Joe sprang auf den Sitz.
    » Ich rufe Sie an«, sagte er, als er die Tür schloss.
    » Dazu bräuchten Sie meine Nummer.«
    » Die steht in Joes Patientenakte.«
    » Dann ist ja alles in Ordnung.« Ich streckte die Hand nach der Tür aus, öffnete sie aber nicht.
    » Ich rufe Sie an«, wiederholte er.
    » Gut.«
    Alex beugte sich vor und küsste mich auf die Wange. » Fahren Sie vorsichtig«, flüsterte er.
    Ich stieg

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