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Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Larkin
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immer noch wie verrückt. Es ist einfacher ohne.«
    » Ich würde ihn trotzdem an die Leine nehmen, wenn Sie mit ihm hinausgehen. Wenn Sie mit ihm üben, wird es bald besser werden. Kommen Sie mit nach hinten, ich sehe ihn mir an.« Er deutete auf den Flur hinter dem Empfang. Ich kam mir vor, als würde er mich in sein Haus bitten.
    » Untersuchung vier links.« Er zeigte auf die entsprechende Tür. Es schien ihn nicht zu stören, dass sowohl ich als auch Joe nach Erbrochenem stanken.
    » Warum sind Sie so spät noch hier?«, erkundigte ich mich.
    » Ich habe einen Notfall. Einen Golden Retriever. Autounfall. Sie ist über den Berg, aber… ich möchte kein Risiko eingehen.«
    Er stieß die Tür des Untersuchungszimmers auf und klopfte auf den Metalltisch. Joe sprang sofort hinauf.
    » Ist er okay?«
    » Schauen wir mal.« Er öffnete Joes Schnauze. » Die Zunge ist rosa. Ein gutes Zeichen.« Er untersuchte Joes Bauch. Joe leckte ihm über das Gesicht. » Sehr gut. Wenn er Blähungen hätte, würde sich seine Zunge lila verfärben, und er hätte Bauchschmerzen. Ihm fehlt nichts.« Er tätschelte Joes Rücken. » Hunden wird manchmal schlecht, und Schäferhunde haben empfindliche Mägen. Sie neigen zur Nervosität. Solche Übelkeitsanfälle können viele Auslöser haben– irgendetwas, das er gefressen hat und das ihm nicht bekommen ist, oder eine Abweichung von seiner täglichen Routine.«
    Vielleicht war mein lautstarkes Schimpfen auf Mr Wright schuld an Joes Magenverstimmung. Ich bekam ein entsetzlich schlechtes Gewissen.
    » Ich denke, er hat es schon überstanden. Es geht ihm ganz offensichtlich wieder gut.« Dr. Brandt lächelte.
    » Gott sei Dank!« Mir war nicht bewusst gewesen, dass ich nur flach geatmet hatte, bis ich mich etwas entspannte und wieder Luft bekam. Doch als ich tief durchatmen wollte, fing ich an zu weinen. Heftig zu weinen.
    » Aber, aber!« Dr. Brandt eilte zu mir hinüber. » Aber Ms Leone! Er ist doch wieder ganz gesund.« Er legte mir die Hände auf die Schultern. » Sehen Sie mich an. Joe geht es gut. Ihm fehlt nichts.« Seine Augen schimmerten klar und blau.
    » Danke.« Meine Stimme klang erstickt vor Schluchzen. Es war mir schrecklich peinlich, in seiner Gegenwart dermaßen die Kontrolle über mich verloren zu haben. Ich war einfach nicht dagegen angekommen; ich fühlte mich, als würde mein ganzes Leben auf einer spitzen, zerbrechlichen Bleistiftspitze balancieren, und die Gefahr, einen falschen Schritt zu machen und abzustürzen, wenn irgendetwas schieflief, war viel zu groß. So erging es mir seit dem Tod meiner Mom ständig, und ich begann mich allmählich zu fragen, ob sich daran jemals etwas ändern würde. » Vielen Dank. Ich…«
    » Schon gut.« Dr. Brandt ließ eine Hand auf meiner Schulter liegen, nahm mit der anderen ein Papiertaschentuch von seinem Schreibtisch und reichte es mir.
    » Es tut mir leid«, stammelte ich. » Ich hatte viel… viel…« Mir fiel das richtige Wort nicht ein.
    Dr. Brandt beobachtete mich geduldig und wartete darauf, dass ich den Satz zu Ende brachte. Als ich das Wort, nach dem ich suchte, immer noch nicht finden konnte, begann ich, lauter zu schluchzen.
    » Alles in Ordnung. So etwas kommt vor. Sie haben sich große Sorgen gemacht, und jetzt hat Sie die Erleichterung übermannt.« Er drückte mitfühlend meine Schulter. Seine Hand war groß und kräftig, vielleicht von den vielen Operationen.
    » Ich bin erleichtert.« Ich konzentrierte mich auf sein Gesicht. Dr. Brandt hatte schöne Augen. » Es ist nur so, dass…« Ich holte tief Atem und versuchte, mich zu beruhigen, brach aber schon wieder in Tränen aus. » Ich gebe ihn nicht weg! Ich denke ja gar nicht daran!«
    Dr. Brandt schlang die Arme um mich. » Ist ja gut«, tröstete er weich. » Es wird alles gut.« Er schien sich nicht im Geringsten daran zu stören, dass Hundeerbrochenes an meinen Kleidern klebte. Ich wollte mich von ihm lösen, brachte es aber nicht über mich. Ich brauchte seine Umarmung, also ließ ich mich leise weinend gegen ihn sinken. Seine Arme waren stark, und er verströmte eine wohltuende Wärme. Joe sprang vom Tisch und schmiegte sich in meine Kniekehlen.
    Ich gewann den Eindruck, Dr. Brandt würde mich so lange in den Armen halten, wie ich weinte, und ich kam mir vor wie ein dummes Huhn, weil ich mich an Joes Tierarzt kuschelte, aber ich empfand seine Nähe als tröstlich, und ich mochte seinen Geruch nach Tannennadeln und Shampoo. Sein Hemd war herrlich

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