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Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Larkin
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sie zurückkam, sah ich aus wie eine Moorhexe. Sie hatte nicht gesehen, was passiert war, und sie glaubte mir kein Wort. Aber diese Gans war wirklich bösartig. Hat gezischt und einen langen Hals gemacht.« Ich erschauerte. » Mom bestand trotzdem darauf, die Fotos zu machen, obwohl ich Entengrütze im Haar hatte und mit Schlamm verschmiert war. So entstand ein ganzer Film voll mit Bildern von mir am Teich, mit einer Tulpe in der Hand und triefend nass.«
    Wir tauschten stundenlang solche Geschichten aus. Ich lieferte ihnen eine Imitation von Mr Wright und seinem Vortrag über das zulässige Höchstgewicht von Haustieren, Alex zeigte mir, dass er den Ellbogen weiter nach hinten biegen konnte, als es eigentlich jemandem möglich sein sollte, und Louis erzählte einen Witz über Dean Martin und den Dalai Lama, der absolut keinen Sinn ergab, uns aber durch die Art, wie er ihn erzählte, zum Lachen brachte, bis uns die Tränen über die Wangen liefen.
    Wir tranken den ganzen Kaffee aus und ließen von dem Baklava nur ein paar klebrige Honigflecken und Walnusskrümel übrig. Louis zeigte mir seine Briefmarkensammlung und Fotos seiner drei Hochzeiten, während Alex abwusch und Joe Krumen vom Boden aufleckte. Seltsamerweise kam ich mir vor, als würde ich hierhergehören; als wäre es das Normalste auf der Welt, mit meinem Tierarzt und seinem achtzigjährigen Freund in der Küche zu sitzen und zu plaudern.
    Als wir aufbrechen wollten, fiel Louis’ Blick auf den Früchtekuchen auf der Theke. Er schlug sich gegen die Stirn und knurrte etwas auf Italienisch.
    » Ich glaube, den schaffen wir heute nicht mehr«, meinte Alex.
    » Dann morgen!«, strahlte Louis. » Ihr kommt morgen wieder.«
    » Louis, Van hat sicher schon etwas anderes vor«, seufzte Alex.
    » Nein«, beharrte Louis, dann wandte er sich an mich. » Du kannst doch morgen wiederkommen, oder?« Ohne meine Antwort abzuwarten, brachte er uns zur Tür und umarmte mich zum Abschied. » Ich habe da nämlich eine Idee. Es ist wichtig.«
    Also beschlossen wir, Louis am nächsten Tag noch einmal zu besuchen, um seinen Früchtekuchen zu verspeisen und uns anzuhören, was er im Schilde führte.
    Joe schoss zur Tür hinaus, sobald sie geöffnet wurde, und raste auf dem Hof im Kreis herum, bis Alex die Autotür aufriss.
    » Sprichst du Italienisch?«, fragte ich, als wir die Auffahrt hinunterfuhren.
    » Ich spreche Louis.« Alex zuckte die Achseln. » Manchmal schleichen sich italienische Brocken in sein Englisch, und wenn man ihn lange genug kennt, findet man heraus, was er meint.«
    Joe war nach seinem Nickerchen auf Louis’ Küchenfußboden hellwach. Er setzte sich auf, blickte aus dem Fenster und knurrte jedes Mal leise, wenn er einen Fußgänger oder Motorradfahrer sah. Alex und ich mussten immer wieder über ihn kichern.
    Als wir in meine Straße einbogen, sagte Alex: » Hör zu, ich fand es wirklich nett, dass du so auf Louis eingegangen bist. Wenn du morgen nicht schon wieder zu ihm fahren willst, dann sag es einfach. Ich meine, du bist davon ausgegangen, dass wir nur eine Stunde mit dem Hund trainieren, und dann endet das Ganze damit, dass du drei Stunden lang mit Louis Kaffee trinkst. Fühl dich bitte nicht verpflichtet, ihn morgen unbedingt besuchen zu müssen.«
    Mit einem Mal fühlte ich mich peinlich berührt; als hätte ich Alex den Rest seines Tages verdorben. Er hatte sofort wieder gehen wollen, ich war diejenige, die zum Bleiben gedrängt hatte. Bestimmt hatte ich den Besuch viel zu lange ausgedehnt. Allmählich begann ich, an allem und jedem zu zweifeln. Vielleicht hatte er im Park gar nicht die Absicht gehabt, mich zu küssen. O Gott, dachte ich, als ich mir vorstellte, wie ich mit geschlossenen Augen im Gras kniete und auf seinen Kuss wartete, während er sich vielleicht nur vorgebeugt hatte, um einen Grashalm aus Joes Fell zu zupfen. Vielleicht war der Ausflug mit Joe in den Park gar nicht als Date gedacht gewesen. Vielleicht hatte er mir nur aus Mitleid helfen wollen. Scheinbar konnte ich mich auf meine Instinkte nicht mehr verlassen.
    » Mir ist es recht«, erwiderte ich lahm. » Aber wenn du etwas anderes vorhast…« Ich brach ab und begann, mir alles ins Gedächtnis zu rufen, was ich an diesem Nachmittag gesagt hatte. Alles, was ich für geistreich und witzig gehalten hatte, erschien mir jetzt dumm und unpassend. Die Geschichte von der Gans und dem Osterkleid, das Nachahmen von Moms Akzent– wie peinlich! Und dann hatte ich auch noch getönt, ich

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