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Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Larkin
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es kaum hörte. » Grüß Janie von mir«, schloss ich matt und hängte ein.
    Danach stand ich wie erstarrt da und starrte mein Telefon an. Laut Display hatte der Anruf vierundfünfzig Sekunden gedauert. In vierundfünfzig Sekunden hätte ich eine Menge Schaden anrichten können. Ich hätte ihm gestehen können, dass ich damals im Kutschhaus gedacht hatte, er stünde im Begriff, mir eine Liebeserklärung zu machen. Was, wenn ich etwas gesagt hätte, für das es nur eine einzige Erklärung gab, und Janie hätte die Nachricht abgehört? Was, wenn sie auf Peters Handy geblickt und gesehen hätte, dass eine Nachricht von mir eingegangen war? Was, wenn sie sie abgehört hätte, weil sie mich vermisste, meine Stimme hören und wissen wollte, wie es mir ging? Was, wenn ich tatsächlich gesagt hätte: » Ich liebe dich. Verlass Janie und entscheide dich für mich.«? Ich wünschte mir im Moment nichts mehr, als die Zeit zurückdrehen zu können. Dann wäre es wieder so wie zu der Zeit, bevor Peter Janie kennengelernt hatte. Damals hatte ich auch ab und zu Janies Stimme hören und wissen wollen, wie es ihr ging, danach hatte ich mich immer besser gefühlt.
    Plötzlich kam mir ein Gedanke. Ich rannte nach unten, nahm meine Tasche vom Couchtisch und ließ mich auf die Couch fallen. Joe sprang neben mir auf die Polster und schob die Nase in die Tasche, während ich in alten Supermarktquittungen und Visitenkarten wühlte. Ich schob ihn weg, doch er hielt das für ein neues Spiel, kratzte an meiner Hand, steckte die Nase erneut in die Tasche, zog mit den Zähnen einen Müsliriegel heraus, sprang von der Couch und trug ihn stolz durch das Wohnzimmer. Ich nahm ihn ihm weg und fuhr fort, in meiner Tasche herumzukramen. Allmählich keimte Panik in mir auf. Joe raste nach oben, kam mit seinem Lieblingsgummiknochen zurück und ließ ihn in die Tasche fallen. » Hör auf damit!«, fuhr ich ihn an. Er leckte mir unbeeindruckt die Wange, schnappte sich den Knochen und legte sich damit neben mich auf die Couch, um daran herumzunagen.
    Endlich fand ich ganz unten in der Tasche Dianes Scheck. Ich hatte ihn so achtlos hineingeworfen, als wäre er ein Bonbonpapier; ich war so verletzt gewesen, dass ich seine Bedeutung für mich nicht hatte wahrhaben wollen. Ich hätte gerne so getan, als wäre er nichts als Abfall, aber die Wahrheit lautete, dass ich ihn dringend brauchte. Ich musste Rechnungen bezahlen, ich musste ein neues Haus finden, und daher musste ich auf Dianes Bedingungen eingehen. Ich musste mich in Zukunft von Peter fernhalten.
    Ich faltete den Scheck auseinander und strich ihn an meinem Bein glatt, dann klaubte ich den ganzen Müll aus der Tasche und verstaute den Scheck in meiner Brieftasche.

16
    Am nächsten Morgen ging ich zur Bank, ohne vorher geduscht oder Kaffee getrunken zu haben. Ich zog nur ein Sweatshirt und meinen Mantel über und fuhr los. Eigentlich hatte ich den Scheck am Automaten einzahlen wollen, damit ihn niemand sah, entschied mich dann aber dagegen, stellte mich mit zitternden Händen an einem Schalter an und versuchte vergeblich, gegen die aufsteigenden Tränen anzukämpfen. Als ich an der Reihe war, reichte ich der Bankangestellten den Scheck und meine Karte.
    » Einzahlen?«, fragte sie.
    Ich nickte, zog ein zerknülltes Papiertaschentuch aus der Manteltasche und schnäuzte mir in der Hoffnung, sie würde denken, ich hätte einfach nur eine Erkältung, die Nase. Vielleicht würde sie so meine Tränen gar nicht bemerken.
    Halb rechnete ich damit, dass sie den roten Knopf betätigte, der sich zweifellos direkt neben ihrem Knie befand, so wie ich es im Fernsehen gesehen hatte. Beamte würden kommen und mich zum Verhör mitnehmen, weil sie sich nicht vorstellen konnten, dass jemand wie ich, dessen Kontostand sich permanent im Minusbereich bewegte, auf ehrliche Weise an einen Scheck über hundertfünfundsiebzigtausend Dollar gekommen war. Das schrie geradezu nach einer Erklärung. Doch sie schob mir den Scheck nur wieder hin und bat mich um eine Unterschrift, ohne Anstalten zu machen, die Hände unauffällig unter die Tischplatte zu schieben. Dann reichte sie mir die Quittung und fragte, ob sie sonst noch etwas für mich tun könne. Ich schüttelte den Kopf, bedachte sie mit einem schwachen Lächeln, schob die Quittung in die hintere Tasche meiner Jeans und verließ die Bank, wohl wissend, dass ich soeben die endgültige Verzichterklärung auf Peter unterzeichnet hatte.
    Ich rechnete damit, am Boden zerstört zu

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