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Köpfe für Carlita

Köpfe für Carlita

Titel: Köpfe für Carlita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dir?«
    »Leider nicht.«
    Carlita lachte beinahe schreiend auf. »Was bist du nur für ein Bulle? Ohne Handschellen?«
    »Soll ich Sinclair fesseln?«
    »Es wäre besser.«
    »Aber ich habe seine Pistole. Der wird uns nicht entwischen, darauf gebe ich dir mein Wort.«
    »Gut, Antonio, wie du meinst.« Sie ärgerte sich, denn sie wollte alles möglichst perfekt machen, und sie wußte auch, daß dieser Sinclair nicht irgend jemand war, sondern ein bestimmter Mann mit einer ungewöhnlichen Vergangenheit. Das hatte man ihr schon zu verstehen gegeben, aber daran wollte sie jetzt nicht denken.
    Carlita drehte sich um und stieg als erste hinab in die Tiefe, wo der schaurige Nischenaltar auf den letzten Kampf wartete…
    ***
    Ich wurde wach!
    Nein, das war kein Erwachen wie nach einer langen Nacht, es war das schon sehr schmerzhafte und auch alptraumhafte Auftauchen aus einer Tiefe, die mit einem gesunden Schlaf nun wirklich nichts zu tun hatte.
    Ich kam mir vor, als hätte man mich irgendwo hineingepreßt gehabt. In ein dichtes, absolut dunkles Grab, von dem es nur wenig Luft zum Atmen gab, die zudem jetzt verbraucht war.
    Dabei wußte ich nicht mal, ob ich den Mund nun offen oder geschlossen hielt, jedenfalls war mein eigenes Wahrnehmungsvermögen schon stark beeinträchtigt, aber dieses ›Grab‹, das mich umschlossen hatte, weitete sich inzwischen.
    Andere Kräfte kamen hinzu. Sie hielten mich fest. Sie spielten mit mir, sie sorgten dafür, daß ich aus dieser Tiefe ohne Boden allmählich in die Höhe schwebte.
    Ich hatte zwar einen Körper, aber ich kam mir vor, als wäre ich zu einem Geist geworden, bei dem der Körper nicht so wichtig war und deshalb zurückgelassen worden war.
    Stück für Stück glitt ich höher. Ich merkte, daß es mich gab, und zwar nicht nur körperlich, sondern auch geistig, denn in meinem Kopf begann sich etwas zu formieren, das mit den Begriffen Gedanken oder Erinnerungen beschrieben werden konnte.
    In diesem dichten Dunkel gab es plötzlich die helleren Flecke der Erinnerung, aus denen sich sogar Details hervorschälten.
    Gesichter erschienen wie Schwämme und glitten vorbei. Das Gesicht eines Mannes, das einer Frau. Ich sah ein großes Bild, dessen Motiv im Nebel schwamm, aber ich war nicht in der Lage, die entsprechenden Verbindungen zu knüpfen. Ich wußte nur, daß dies alles mit mir persönlich zu tun hatte. Eine bekannte Welt, dennoch fremd für mich.
    Eingetaucht in den Nebel der kurzen Vergangenheit, wieder hervorgerissen, um abermals zu verschwinden und anderen Dingen Platz zu schaffen. Zum Beispiel den Schmerzen!
    Sie tanzten wie böse Kobolde durch meinen Kopf. Sie konzentrierten sich dabei nicht auf eine Stelle, sondern wischten hin und her, waren mal rechts, im nächsten Augenblick links, dann wieder oben und zuckten von dort aus nach unten.
    Ich spürte sie hinter meiner Stirn. Sie erreichten meinen Hals, die Ohren ebenfalls, aber am schlimmsten setzten sie sich in der oberen Hälfte meines Kopfes fest. Dennoch gelang es ihnen nicht, mein Gedächtnis zu beeinflussen, und so blieb die Erinnerung bestehen.
    Sogar klarer als beim ersten Mal.
    Ein Haus, ein Pool, Sonne – und zwei Menschen. Ein Mann, den ich als Antonio Sahnas kannte, und eine Frau in einem sehr knappen, knallgelben Bikini, mit der ich mich unterhalten hatte. Ich wußte, daß diese Frau meine Feindin war, und erinnerte mich jetzt daran, daß ich mich schon auf dem Weg befunden hatte, dies aufzuklären, aber dann hatte es mich erwischt.
    Schlagartig, brutal, wie der Schlag mit einem gewaltigen Hammer auf den Kopf.
    Niedergeschlagen worden war ich. Urplötzlich. Ohne daß ich damit gerechnet hätte.
    Noch immer mit geschlossenen Augen und trotz der Schmerzen bemühte ich mich um eine Erinnerung. Ich wollte nachdenken und herausfinden, wer mich da niedergeschlagen hatte.
    Eine dritte Person?
    Nein, gab ich mir selbst die Antwort. Eine dritte Person war nicht dort gewesen. Ich hatte mit Carlita Moreno gesprochen. Neben mir hatte Sahnas gesessen, dann war er plötzlich aufgestanden, und in diesem Augenblick fiel bei mir das berühmte Geldstück.
    Er – nur er konnte es getan haben. Kein anderer kam dafür in Frage. Er hatte sich in meinen Rücken geschlichen und mit einem harten Gegenstand zugeschlagen.
    Das bekam ich trotz meiner Schmerzen heraus, auch wenn mein Kopf dabei zerspringen wollte wie im Augenblick. Ich hatte das Gefühl, wieder abzutauchen. Es konnte auch daran liegen, daß mich diese Erkenntnis beinahe

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