Köpfe für Carlita
offen.
»Warum ausgerechnet meiner und nicht der deines Freundes Sahnas? Kopf ist Kopf.«
»Das stimmt, aber sie wollte es so.«
»Deine Ahnherrin?«
»Ja, Sinclair, denn sie allein hat darauf bestanden, daß es dein Kopf sein muß und kein anderer.«
»Warum?«
»Es ist mir egal, und du mußt es akzeptieren. Sieben Köpfe habe ich gesammelt und es geschafft, einen Kontakt zu der alten Carlita herzustellen. Wenn ich jetzt den achten, deinen, hier neben die sieben anderen lege, wird sich für mich alles ändern. Dann kommen sie und ich zusammen, und ich habe das Problem der Unsterblichkeit endlich gelöst.«
Das also war ihr Ziel. Unsterblichkeit. Nichts Neues für mich, denn im Laufe der Zeit hatte ich immer wieder Personen erlebt, die danach strebten und alles dafür geben wollten. Ich wunderte mich allerdings darüber, welche Varianten es gab. Die schienen tatsächlich unerschöpflich zu sein. Das war nicht alles, denn ich stolperte einfach noch über die Tatsache, daß es dieser Person auf meinen Kopf angekommen war, um die magische Zahlenfolge zu erfüllen.
Warum ich?
Ich dachte an Carlita und ihre Ahnfrau. Dann kehrten meine Gedanken wieder zu mir selbst zurück, weil ich herausfinden wollte, was ich mit dieser Carlita de los Arrancha zu tun hatte.
Nichts, gar nichts.
Es kam mir keine Idee. Bis gestern war mir diese Person noch fremd gewesen. Plötzlich sollte es eine Brücke zwischen ihr und mir geben?
Das wollte mir nicht in den Kopf, denn ich sah wirklich nicht den Ansatz einer Verbindung.
Zudem kam es mir vor, als hätten sich die Schmerzen in meinem Kopf wieder verstärkt. Sie umkreisten ihn wie kleine bösartige Messer, die einzig und allein darauf aus waren, die Oberhand zu gewinnen und mich für den Tod vorzubereiten.
Aber ich wollte dies in die Länge ziehen und ignorierte die Pein in meinem Kopf so gut wie möglich. Ich fing an, von den abgetrennten Köpfen zu sprechen, und tat so, als könnte ich es nicht glauben, daß sich hier unten die Schädel befanden.
Sahnas reagierte als erster und lachte gellend. »Er glaubt es nicht! Er kann es sich nicht vorstellen. Soll ich ihm die Stelle zeigen, wo sein Schädel hinkommt?«
»Ja, tu das.«
»Sehr gut.«
Sahnas tat mir nicht den Gefallen, die Beretta in der Hand zu halten; er steckte sie weg. Unter sein Jackett.
Dann erst bückte er sich, streckte die Arme aus und schob die Hände in meine Achselhöhlen. Er ging nicht eben sanft mit mir um und zerrte mich mit einem schon brutalen Ruck in die Höhe, um mich dann auf die Beine zu stellen.
Ich erlebte diese Bewegung nicht so mit, wie sie geführt worden war, denn ich hatte den Eindruck, in einer Zentrifuge zu stecken, die sich rasend schnell drehte und mich von den Beinen holen wollte. Ich flog weg, irgendwohin, und es fiel mir schwer, überhaupt die Orientierung zu behalten.
Alles drehte sich vor meinen Augen. Das Fackellicht vereinigte sich mit der Dunkelheit zu einem zuckenden Spiel aus Schatten und Licht, als würden feurige Höllengeister aus der Tiefe erscheinen, die nach mir schnappten.
Sahnas mußte wohl gemerkt haben, daß ich noch nicht zurechtkam. Er stand dicht hinter mir und hielt mich eisern fest.
Vor mir sah ich eine breite Flamme.
Nein, das stimmte nicht ganz. Es waren die Dochte der sieben Kerzen, um die herum die kleinen Feuerzungen tanzten, die ich allerdings dank meines Zustandes nicht auseinanderhalten konnte, so daß die Flammen noch immer ein breites Band ergaben.
Aber mein Zustand besserte sich, die Unterscheidung blieb jetzt, auch wenn ich die Zunge noch nicht so klar sah. Dafür erkannte ich das, was dicht hinter ihnen in einer Nische stand. Wie auf einem Altar makaber verteilt.
Sieben Köpfe!
Ich schluckte, als ich die endgültige Wahrheit auch optisch sah. Keiner meiner beiden Feinde hatte gelogen, es gab diese sieben Köpfe hier unten tatsächlich, und keiner sah so aus wie der andere, denn sie befanden sich bereits in den unterschiedlichen Stadien der Verwesung.
Der Schädel ganz links von mir – der erste – war am stärksten verwest.
Bei ihm war der größte Teil der Haut schon abgefallen, so daß die blanken Knochen hindurchschimmerten. Auch die Augen waren längst verschwunden. Das Kerzenlicht hatte sich in die leeren Höhlen hineindrängen können und füllte sie aus.
Der letzte Kopf – der siebte – sah noch fast normal aus. Man hatte ihn erst kürzlich abgehackt, und das war zu sehen. Die Verwesung hatte gerade erst eingesetzt.
Niemand
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