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Köpfe für Carlita

Köpfe für Carlita

Titel: Köpfe für Carlita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Kollege hatte natürlich mitbekommen, daß ihm die Beutewaffe fehlte. Er war dabei, seine eigene hervorzuholen.
    Meine Warnung mußte er gehört haben, aber er ignorierte sie. Statt dessen schickte er mir seinen Fluch entgegen, schnappte nach seiner Dienstwaffe und riß sie hervor.
    Er wollte schießen.
    Ich sah es ihm an, ich sah es in seinen Augen, ich erkannte es an seiner gesamten Körperhaltung. Er stand dicht davor, mir eine Kugel in den Körper zu jagen.
    Zwar bewegte sich Carlita, sie fauchte einen Fluch, aber sie griff nicht ein.
    Sahnas schwenkte mit einer schnellen und zuckenden Bewegung den Waffenarm in meine Richtung. Ich war schneller.
    Sogar das Mündungslicht sah ich für einen Moment, als ich den Stecher durchzog. In der Stille klang der Schuß überlaut. Er dröhnte in meinen Ohren, aber er war für mich so etwas wie eine wundersame Musik.
    Die Silberkugel hatte getroffen. Der Aufprall schleuderte den Mann zurück. Sahnas konnte nicht mehr schießen. Die andere Stollenwand hielt ihn auf. Für einen Moment blieb er dort stehen und brachte noch den rechten Arm angewinkelt in die Höhe, wobei die Waffe mit der Mündung gegen die Decke zeigte.
    Er schoß nicht mehr. Es fehlte ihm einfach an Kraft. Begleitet vom düsteren Licht der Fackel und auch der Kerzen brach er intervallweise in die Knie.
    Es gab nichts, woran er sich hätte festhalten können. Dann kippte er zu Boden, wo er liegenblieb und sich nicht mehr rührte. Ich wußte auch nicht, ob er tot oder nur schwer verwundet war. Das alles war jetzt zweitrangig geworden, denn das zweite Problem hatte ich noch nicht aus der Welt schaffen können.
    Ich wollte wieder abdrücken und auf Carlita feuern.
    Sie stand nicht mehr an ihrem Platz.
    Dafür spürte ich sie hinter mir, und ich spürte auch noch mehr. Es war die kalte Klinge des Mörderbeils, die genau über meinem Nacken ruhte.
    Ich hörte Carlitas böse Flüsterstimme.
    »Laß die Waffe fallen!«
    Es war keine leere Drohung. Trotzdem überlegte ich, ob ich es tun sollte, aber der warme Blutstreifen auf meiner Haut im Nacken sorgte dafür, daß ich dem Befehl Folge leistete.
    Meine Finger streckten sich.
    Die Beretta rutschte aus der schweißnassen Hand und landete vor meinen Füßen auf dem Boden. Carlita hatte gewonnen!
    ***
    Ich wußte nicht, ob ich mich dafür hassen sollte. Aber es hatte keinen Sinn, wenn ich mir Vorwürfe machte. Es war einfach schlecht gelaufen für mich. Im Gegensatz zu ihr.
    Carlita Moreno war nicht nur abgebrüht und brutal, die Natur hatte sie auch mit einer besonderen Raffinesse ausgestattet. Sie hatte eiskalt abgewartet, dann die Gunst des Augenblicks ausgenutzt, um über mich herzufallen.
    Das Gewicht des verdammten Henkerbeils lastete nun stärker auf meinem Nacken. Carlitas Kräfte, das Beil in dieser Lage zu halten, schienen zu erlahmen. Oder war es Absicht?
    Ich hörte hinter mir ihren zischenden Atem, der in einem knappen Lachen endete, das wiederum überging in Worte, die sich die Frau nicht verkneifen konnte. »Ich habe dir schon beim ersten Kontakt angesehen, daß du gut bist, Sinclair. Ja, das wußte ich. Besser als dein Kollege, dieser Idiot. Er war allerdings ein nützlicher Idiot für mich, das muß ich schon zugeben. Und ich muß mich auch bei dir bedanken, denn du hast mich von einem Problem befreit.«
    Ich mußte nicht lange nachdenken, um zu wissen, was sie damit meinte.
    Der Kommissar wäre für sie zu einem Problem geworden, sie hätte ihn später umgebracht.
    Meine Furcht war verschwunden. Zumindest für den Augenblick. Aber mir ging es verdammt nicht gut. Ich spürte immer noch die Nachwirkungen des Schlags. Manchmal kehrte der Schwindel zurück.
    Da hatte ich den Eindruck, als würde ich mich auf der Stelle drehen und dabei immer schneller und schneller werden. Aus der schmalen Wunde am Nacken sickerte ein dünner Streifen, der warm an meinem Hals entlang nach unten lief.
    Ich atmete auch nicht normal, sondern schwer und keuchend. Die Luft hier unten verdiente den Namen nicht.
    Sie war nur mehr ein widerlicher Gestank, aber für meine Feindin so etwas wie ein Lebenselixier.
    Daß sie ihre Ankündigung wahr machen wollte, davon mußte ich ausgehen. Sie würde mich töten, meinen Kopf als Trophäe auf diesen Altar stellen und dann endlich am Ziel sein.
    Aber an welchem Ziel?
    Ich hatte bisher nur Fragmente mitbekommen. Da mußte noch etwas anderes dahinterstecken, und jetzt, wo wir beide unter uns waren, konnte ich die Fragen stellen. »Warum das

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