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Köpfe

Köpfe

Titel: Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Prunk zur Schau.
    Ich betrat den Eingangsbereich, einen Raum von kaum vier Quadratmetern, in dem ein Mann hinter einem Schreibtisch saß, als Ergänzung zu einem automatischen Terminüberwachungssystem.
    »Guten Tag«, sagte der Mann. Er war vielleicht fünfzig, grauhaarig, stupsnasig, mit einem angenehmen, aber kritischen Gesicht.
    »Mickey Sandoval«, stellte ich mich vor. »Ich habe eine Einladung von der Präsidentin.«
    »Das ist richtig, Mr. Sandoval. Sie sind etwa drei Minuten zu früh dran, aber ich glaube, die Präsidentin ist bereits frei.« Der automatische Terminüberwacher zeigte einen Bildschirm voller Informationen. »Jawohl, Mr. Sandoval. Bitte gehen Sie hinein.« Er deutete mit einer Handbewegung zu einer Doppeltür zu seiner Linken, die sich in einen langen Gang öffnete. »Ganz am Ende. Schenken Sie dem Durcheinander bitte keine Beachtung; die Verwaltung ist noch nicht vollständig eingezogen.«
    Kästen mit Datenwürfeln und andere Unterlagen säumten den Gang in ordentlichen Stapeln. Mehrere junge Frauen in düster-derber Port-Yin-Kleidung – ein Stil, den ich nicht sehr schmeichelnd fand – transportierten mit einem Elektrokarren Akten durch den Gang und in ein Büro. Sie lächelten mich an, als ich an ihnen vorbeiging. Ich erwiderte ihr Lächeln.
    Ich war voller Zuversicht, während ich in das reizvolle, das verlockende und dennoch schlichte innere Heiligtum marschierte. Dies waren zweifellos alles Logologisten. Die jeweiligen Ratspräsidenten konnten alle Mitarbeiter aus ihrem eigenen MB auswählen, wenn sie wollten. Es würde in einem politischen Klima, in dem das die Norm war, niemals die Anschuldigung der Vetternwirtschaft oder Begünstigung erhoben werden.
    Fiona Task-Felders Büro befand sich am Ende des Gangs. Breite Türen aus Mondeiche öffneten sich bei meinem Näherkommen automatisch, und die Präsidentin trat persönlich auf mich zu und schüttelte mir die Hand.
    »Danke, daß Sie die Shuttlereise hierher gemacht haben«, sagte sie. »Mr. Sandoval…«
    »Mickey, bitte«, unterbrach ich sie.
    »Für Sie dann auch Fiona. Wir richten uns hier gerade erst ein. Kommen Sie, setzen Sie sich; wir wollen miteinander reden und sehen, ob sich eine Art von Übereinstimmung zwischen dem Rat und den Sandovals erzielen läßt.«
    Unterschwellig hatte sie mich damit wissen lassen, daß die Sandovals im Abseits standen, daß sie von den anderen MBs abgesondert waren. Ich ging auf diese Andeutung nicht ein. Ich nahm sie zur Kenntnis, vermutete jedoch, daß keine Absicht dahintersteckte. In der Mondpolitik herrschte eine fast mustergültige Höflichkeit, und dieser Seitenhieb wäre zu grob gewesen.
    »Fruchtsaft? Das ist das einzige, was wir hier anbieten«, sagte Fiona lächelnd. Von Angesicht zu Angesicht wirkte sie noch energiestrotzender, kräftig gebaut, mit breiten Schultern, die Haare streng und steif und kurzgeschnitten, die Augen von klarem Blau und umgeben von feinen Fältchen, was meine Mutter einst als ›Dividende der Zeit‹ bezeichnet hatte. Ich nahm ein Glas Apfelsaft und setzte mich an eine Seite eines breiten, geschwungenen Schreibtischs, wo zwei Bildschirme und zwei Tastaturen warteten.
    »Wie ich gehört habe, sind die entsprechenden Einrichtungen bereits geschaffen worden, und Cailetet nimmt jetzt die Arbeit auf«, sagte die Präsidentin.
    Ich nickte.
    »Wie weit ist sie gediehen?« fragte sie.
    »Noch nicht sehr weit«, antwortete ich.
    »Haben Sie bereits einige Köpfe wiederbelebt?«
    Das brachte mich ein wenig aus der Fassung; sie wußte doch so gut wie ich, sie mußte es wissen, daß wir nicht die Absicht hatten, Köpfe wiederzubeleben, daß niemand die Mittel hatte, das zu tun. »Natürlich nicht«, sagte ich.
    »Wenn Sie es getan hätten, hätten Sie den Wünschen des Rats zuwidergehandelt«, sagte sie.
    Von Anfang an hatte sie mich aus dem Gleichgewicht gebracht. Ich versuchte, es wiederzuerlangen. »Wir haben gegen keine Regeln verstoßen.«
    »Der Rat wurde von einer Anzahl von MB-Syndikaten davon unterrichtet, daß sie über Ihre Aktivitäten besorgt sind.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß sie glauben, wir könnten möglicherweise versuchen, noch weitere Eisleichen von der Erde einzuführen?«
    »Ja«, sagte sie und nickte einmal kräftig. »Das wird nicht genehmigt werden, wenn es nach mir geht. Jetzt erklären Sie mir bitte, was Sie mit diesen Köpfen vorhaben.«
    Ich war fassungslos. »Verzeihen Sie, das ist…«
    »Das ist keineswegs vertraulich, Mickey. Sie

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