Körper-Haft (German Edition)
pinseln?«
»Klar haben wir Interesse, ich wollte Dir unter Freunden nur ganz offen sagen, dass wir in der klassischen Werbung nicht ganz so stark aufgestellt sind wie in unseren Kernbereichen.«
»Ich weiß das echt zu schätzen, Frank. Deswegen sage ich Dir auch gleich, dass eine andere Agentur genau die gleiche Aufgabenstellung von uns bekommt. Eine Agentur, die einen verdammt guten Namen in Sachen klassische Werbung hat, die aber umgekehrt in den Bereichen Film und Event absolut nicht zu Hause ist. Aber wir wollen unsere Kampagne aus einer Hand. Ihr müsst also zum Pitch gegeneinander antreten, alleine schon, damit mir keine Befangenheit unterstellt werden kann. Von der Agentur hast Du vielleicht schon mal gehört, es sind die Mediapriests! «
Ich schluckte. »Die mit dem grinsenden Mönch im Logo?«
»Ah, Du kennst sie?«
»Klar, kenne ich die. Da fährst Du aber ein ganz schön schweres Geschütz gegen uns auf!«
»Ich habe ja auch nicht gesagt, dass es einfach wird. Nennen wir es einfach anspruchsvoll, so wie unsere neue Kosmetik-Linie …«
Im Geiste sah ich bereits Sunny die Präsentation halten, da ich wusste, dass er mit seiner gewinnenden Art sogar den Inhalt einer x-beliebigen Pfütze als Weihwasser verkaufen konnte. Also genau das, was das Kosmetik-Klientel suchte. Darum sagte ich: »Also gut, Dominic, am besten Du machst mit Sunny einen Termin aus.«
»Nein, nein Frank, dieses Mal möchte ich Dich!«
Die Unbekannte
Klar kann ich präsentieren und eine Idee überzeugend transportieren, aber diesen Job hätte ich wirklich lieber Sunny überlassen. Dominic hatte mir per E-Mail die Eckpunkte, Bilder und Beschreibungen der neuen Kosmetik-Linie geschickt. In den letzten zwei Wochen hatte die halbe Mannschaft an der Präsentation bis tief in die Nacht hinein gearbeitet. Ein riesengroßer Aufwand für etwas, von dem man gar nicht wusste, ob dabei letzten Endes überhaupt etwas herausspringen würde. Denn für einen Pitch zahlen die meisten Auftraggeber nicht einen Cent. Aus ihrer Sicht geht es schließlich nur um die Bewerbung für einen Job.
Im dümmsten Falle hätten wir also zwei Wochen lang eine wunderschöne schillernde Seifenblase entwickelt, die mit den Worten »Tut mir leid, wir haben uns anderes entschieden« zerplatzen konnte. Zwei Wochen lang harte engagierte Arbeit, zwei Wochen lang die Gehälter unserer Mitarbeiter zahlen. Zwei Wochen lang die Ungewissheit, ob sich der Aufwand gelohnt hat. Zwei Wochen lang die Chance auf ein grandioses Magengeschwür und zwei Wochen lang die Chance auf einen Millionen-Etat, der auch noch Folgeaufträge mit sich bringen konnte …
Ein gutes Essen und eine noch bessere Flasche Rotwein hatten mich am Vorabend der Präsentation schon gegen 19:00 Uhr soweit narkotisiert, dass ich nach Tagen mal wieder den Schlaf der Gerechten fand. Tags darauf saß ich in der 6-Uhr-Maschine und ging noch einmal die Hard-Copies meiner Präsentation durch. Das half immer, das Thema so stark zu verinnerlichen, dass auch ein Ausfall des Laptops oder sonstiger Technik keinen echten Stolperstein darstellte. Im Zweifelsfalle konnte ich dann immer noch frei und überzeugend präsentieren.
Als das Flugzeug gelandet war, zwängte ich mich durch die Menschenmenge zum Taxistand. Eine hübsche junge Frau winkte gerade ein Taxi ein. Ihre schulterlangen, glatten, schwarzen Haare und ihr schlanker Körper fielen mir sofort auf. Oder vielleicht besser gesagt: Mein Hormonhaushalt verhalf mir zu einem geschärften und stark fokussierten Blick in Ihre Richtung. Ich war seit fast einem ganzen Jahr solo, was ich meinem »ach so kreativen« Leben in der Agentur zu verdanken hatte.
Sie hatte ein schwarzes, schlichtes, elegantes Business-Kostüm und eine weiße Bluse an und steuerte sportlich beschwingt ihren schwarzen Trolley auf das Taxi zu, das ein bisschen zu schnell abgebremst hatte. Ein übereifriger Taxifahrer war herausgesprungen, noch ehe die knirschende Handbremse richtig verstummt war.
So wie’s aussah, hatte sie nicht nur meine Blicke auf sich gezogen. Denn ohne dass ich es bewusst bemerkt hatte, hatten mich meine Beine wie ferngesteuert in ihre Richtung getragen.
Endlich fing ich wieder an zu denken. Irgendwie sah sie nach Agenturmädel aus. Der studiogestählte sportliche Körper, die Art sich zu bewegen und vor allem die Klamotten, die zwar auch zu einer Bankerin gepasst hätten, aber dafür einen kleinen Tick zu sportlich waren.
Im Laufe der Jahre hatte ich einen Blick für
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