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Kohärenz 01 - Black*Out

Titel: Kohärenz 01 - Black*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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drängten. Der Regen prasselte auf die Plane herab, fand hier und da Wege hereinzutropfen. Es blitzte mehrmals, jeweils dicht gefolgt von ohrenbetäubenden Donnerschlägen.
    »In meinem Rechenbeispiel gestern«, erklärte Christopher, »steckt ein Denkfehler. Ich meine die Rechnung, dass sich die Kapazität der Kohärenz alle zwei Wochen verdoppelt, sodass innerhalb von wenig mehr als einem Jahr die gesamte Menschheit aufgenommen werden könnte.«
    Dr. Lundkvist musterte ihn verblüfft. »Also, ich fand das ziemlich überzeugend, muss ich sagen.«
    »Was ist daran falsch?«, fragte Dad.
    »Die Rechnung lässt außer Acht, dass die Produktion der Chips nicht nach dem gleichen Prinzip wächst«, erklärte Christopher. »Sie verdoppelt sich eben nicht alle zwei Wochen. Das heißt, irgendwann fehlen der Kohärenz nicht die Leute, sondern die Chips.«
    Wieder ein Blitzschlag, so hell, dass Serenity unwillkürlich die Augen schloss und den Kopf einzog. Und ein Donnerschlag wie eine Explosion.
    Dr. Connery rieb sich das Ohr und meinte: »Hört sich für mich wie eine gute Nachricht an.«
    Kyle, der sich neben Serenity gesetzt hatte, beugte sich vor. »Das heißt, wenn man die Produktion der Chips lahmlegen könnte«, sagte er, »würde man die Kohärenz damit aufhalten. Oder?«
    »Zumindest bremsen«, schränkte Christopher ein. »Ja. Das ist die Grundidee.«
    Dad kratzte sich am Kopf. »Bloß dass Singapur ein bisschen weit weg ist für unsere Möglichkeiten.«
    »Die Produktion befindet sich nicht in Singapur«, erklärte Christopher.
    »Sondern?«
    »Die Chips werden in einer Fabrik im Silicon Valley hergestellt.«
    Ein Raunen ging durch die Runde.
    »San Francisco?«, meinte Dad. »Das klingt schon besser.«
    »Die Fabrik ist natürlich gesichert«, fuhr Christopher fort. »Aber alle Sicherheitsanlagen, die die Kohärenz verwendet, beruhen darauf, Chipträger und normale Menschen voneinander zu unterscheiden. Das heißt, ich muss nur meinen Chip aktivieren, um ungehinderten Zugang zu haben. Ich kann hineingehen und drinnen tun, was immer nötig ist, um die Produktion zu stoppen. Ich muss nur darauf achten, nicht ins Feld zu gehen, sonst würde mich die Kohärenz natürlich sofort identifizieren und Gegenmaßnahmen ergreifen.«
    »Was heißt das konkret? Die Produktion der Chips stoppen – wie geht das?«, hakte Dad nach.
    Serenity sah Christopher gespannt an. Er erwiderte ihren Blick einen Moment lang, dann sah er auf den matschig werdenden Boden hinab, als stünden dort alle weiteren Einzelheiten. »Indem man die Maschinen zerstört. Am besten wäre es, sie zu sprengen. Ein Bombenanschlag also.«
    Einen Moment lang herrschte Schweigen, war es still bis auf das Prasseln des Gewitterregens.
    »Mit anderen Worten«, sagte Dad schließlich dumpf, »wir müssten genau das tun, was man uns vorgeworfen hat. Ein Fabrikgebäude in die Luft jagen.«
    Christopher nickte nur.
    John Two Eagles hob die Augenbrauen. Beide. Da er zwar immer dabeisaß, aber so gut wie nie etwas sagte oder auch nur das Gesicht verzog, ließ einen diese winzige Geste regelrecht zusammenzucken.
    Dr. Lundkvist fuhr sich unwillig durch die weiße Mähne. »Das ist doch Irrsinn. Mit so einer Aktion reiten wir uns in einen Schlamassel hinein, aus dem wir nie wieder herauskommen.«
    »In dem stecken Sie schon«, meinte Christopher nur.
    »Sagst du! Wir haben nichts als dein Wort. Die fantastische Erzählung eines Siebzehnjährigen.« Dr. Lundkvists Kiefer mahlten. »Das ist jetzt nicht gegen dich persönlich gerichtet, du musst das verstehen, aber woher wissen wir, dass das alles stimmt, was du uns erzählt hast? Es könnte sich auch ganz anders verhalten. Ich meine, du könntest mit dem Auftrag hier sein, uns in eine Falle zu locken, beispielsweise.«
    Christopher zuckte mit den Achseln. »Wenn Sie mir nicht glauben, ist es auch okay.« Er nickte in Dads Richtung. »Er wollte was gegen die Kohärenz unternehmen, nicht ich. Ich will nur meinen Chip loswerden.«
    Serenity sah ihren Vater an, wusste nicht, was sie denken sollte. Im Moment erschien ihr alles, was Christopher über die Kohärenz erzählt hatte, auch völlig unwirklich. So, als wäre von UFOs die Rede gewesen.
    »Neal«, sagte Dad, »du erinnerst dich vielleicht, dass ich an dem Abend, als die drei hier angekommen sind, noch Rus mit dem Pick-up losgeschickt habe?«
    »Ja«, sagte der weißhaarige Arzt.
    »Ich habe ihn beauftragt, eine Anfrage an unseren Kontakt beim FBI zu senden – etwas, das

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