Kohärenz 01 - Black*Out
wir nur im äußersten Notfall tun sollen, wie du dich erinnerst.« Er wandte sich an sie und Christopher. »Ich weiß nicht, wer diese Kontaktperson ist, aber sie hat uns bis jetzt immer rechtzeitig vor allem gewarnt, das uns von staatlicher Seite hätte gefährlich werden können. Als Nick heute mit den Teilen für den Generator zurückgekommen ist, hat er auch die Antwort aus Washington mitgebracht. Unser Kontakt weiß nichts von einer Undercover-Aktion gegen uns. Der Stand der Dinge ist, dass die Satelliten unser Camp immer noch nicht aufgespürt haben. Das FBI geht deswegen davon aus, dass wir uns getrennt versteckt haben und dass sie nach jedem von uns einzeln suchen müssen.«
»Es war nur ein Beispiel.« Dr. Lundkvist hob entschuldigend die Hände. »Eine naheliegende Möglichkeit, mit der wir rechnen müssen.«
»Ja, ist klar. Aber …« Wieder ein Blitz, wieder ein Donnerschlag, der durch den Wald rollte und ihn unterbrach. »Was ich sagen wollte«, fuhr Dad danach fort, »ist, dass ich Christophers Geschichte glaube. So fantastisch das alles klingt, ich bin überzeugt, dass es sich genau so verhält, wie er es erzählt hat. Nicht zuletzt, weil es viele Merkwürdigkeiten rings um unsere Verfolgung erklärt. Ich glaube, dass die Kohärenz existiert und dass sie es ist, die hinter uns her ist.«
»Hinter mir«, sagte Dr. Connery. »Sie ist hinter mir her. Wir sollten auch darüber nachdenken, dass ich einfach gehe. Dann hätte die Kohärenz keinen Grund mehr, euch zu -«
»Nein, Bob, darüber werden wir nicht nachdenken«, unterbrach Dad ihn entschieden. »Es kommt nicht infrage, dass wir jemanden opfern.«
Der Neurologe schüttelte den Kopf. »Ich trage mit Schuld daran, dass die Kohärenz entstanden ist. Ich habe kein Recht, euch in Gefahr zu bringen.«
»Unsere Prinzipien zu verraten, wäre die viel größere Gefahr«, widersprach Dad. »Würde ich deinem Vorschlag folgen, wäre alles hinfällig, woran ich glaube, und das werde ich nicht …«
»Du wirst mich kaum daran hindern können zu gehen, wenn ich das für richtig …«
Christopher hob die Hand, und die beiden hielten inne.
»Das würde nichts bringen«, erklärte er. »Das wäre kein Grund für die Kohärenz, die Verfolgung aufzugeben.« Er sah zu Boden, zögerte. »Die Kohärenz ist entschlossen, alle Informationen über Ihre Forschungsarbeiten an sich zu bringen, Dr. Connery. Deswegen nimmt sie nach und nach jeden auf, der jemals mit Ihnen in Kontakt war.«
»Jeden, der jemals mit mir …?«, wiederholte der Neurologe mit geweiteten Augen. »Was soll das heißen?«
Christopher blickte ihn mit bedrückter Miene an. »Ich wollte Ihnen das eigentlich gar nicht sagen. Aber die Kohärenz hat, um Zugang zu Ihren Unterlagen zu bekommen, Ihre ehemalige Haushälterin aufgenommen und auch Ihre Schwester mit ihrer Familie.«
65 | Serenity sah, wie alle Farbe aus Dr. Connerys Gesicht wich. Jeder sah das. Die Nachricht traf ihn wie ein Schlag mit einem Hammer.
Dads Freundin Melanie stand auf, setzte sich neben den Neurologen und legte den Arm um ihn. »Es ist nicht deine Schuld«, sagte sie. »Red dir das nicht ein.«
Dr. Connery schien sie gar nicht wahrzunehmen. »Was hab ich getan?«, murmelte er fassungslos. »Warum musste ich dieses verdammte Projekt beginnen?«
Nun beugte sich auch Dad vor, legte ihm die Hand auf den Arm. »Bob! Hör mir zu, Bob! Es lag in der Luft. Die technische Entwicklung hat darauf zugesteuert, unvermeidlich. Hättest du es nicht begonnen, hätte es jemand anders getan.«
»Ich wollte doch einfach nur ein neues Leben anfangen«, stammelte Dr. Connery. »Ein Leben in der Natur. Nichts mehr mit Neurotechnologie zu tun haben. Dass es mich so wieder einholt …« Er schluckte, so mühsam, als sei der Kloß in seinem Hals zu groß dafür. »Samantha …? Was kann sie denn dafür?«
Kyle stand ruckartig auf, wütend bis in die Haarspitzen. Seine Stirnnarbe glühte regelrecht. »Was reden wir denn noch herum? Was bringt uns denn das ganze Gejammer? Handeln wir lieber! Jagen wir diese verdammte Chipfabrik in die Luft, besser morgen als übermorgen!«
Serenity lief es kalt über den Rücken, und das lag nicht an der kalten Luft von draußen. Noch nie hatte sie ihren Bruder so erlebt.
Oder jedenfalls schon ewig nicht mehr.
»Wut ist ein schlechter Ratgeber«, mahnte Dad mit sanfter Stimme. »Und Ungeduld auch. Wir werden handeln, aber wir werden jeden Schritt genau planen und mit größtmöglicher Umsicht
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