Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kohärenz 01 - Black*Out

Titel: Kohärenz 01 - Black*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
Kohärenz verschmolz?
    Sie schauderte. Die bloße Vorstellung hatte etwas Schleimig-Ekliges an sich.
    Christopher saß die ganze Fahrt über hinten und sagte kein Wort. Sollte er doch versauern!

 
    63 | Die Mädchen aus seiner früheren Klasse hätten ihm ein Gespräch reingedrückt, garantiert. Reden, egal worüber, war für sie das Wichtigste auf der Welt. Insofern fand Christopher es sehr rücksichtsvoll von Serenity, dass sie ihn die ganze Rückfahrt über in Ruhe nachdenken ließ, ja, es sogar auf sich nahm, Finn in ein Gespräch zu verwickeln.
    Denn nachdenken war bitter nötig.
    Er fand die Vorstellung immer noch atemberaubend, gegen einen so übermächtigen Gegner wie die Kohärenz angehen zu wollen. Das mit einem Kampf von David gegen Goliath zu vergleichen, ging meilenweit daneben; es war eher, als versuche man, mit bloßen Händen eine Lawine aufzuhalten. Oder eine Sturmflut.
    Doch gestern war ihm aufgegangen, dass er besser daran tat, die Kohärenz nicht als Person zu betrachten – auch wenn sie das in einem gewissen Sinn zweifellos war –, sondern als System. Mit Systemen kannte er sich aus. Mit Systemen war er schon immer zurechtgekommen.
    Und vor allem war er mit Systemen, auch mit übermächtigen, immer irgendwie fertiggeworden. Tatsächlich gab es kein System auf Erden, das ihm auf Dauer widerstanden hätte.
    So betrachtet fühlte sich das Problem schon besser an. Allerdings durfte man nicht außer Acht lassen, dass die Kohärenz ein hartes Kaliber von System war: selbstorganisierend, übermenschlich intelligent und von Furcht einflößender Dynamik.
    Zweifellos die Herausforderung seines Lebens.
    Er durchdachte die Informationen, die er heute im Internet gefunden hatte, ließ sich seinen Plan wieder und wieder durch den Kopf gehen. Ein System zu knacken, hieß, seine Schwachstellen zu finden und auszunutzen. Wenn man es dabei mit Computern zu tun hatte, war es insofern einfacher, weil ein Computer jeden korrekt formulierten Befehl ausführte, ohne nach dessen Sinn und Zweck zu fragen. Das war bei Menschen, die Teil eines Systems waren, etwas anderes. Die mussten eine Vorstellung davon haben, wozu sie etwas tun sollten, und sie mussten diese Vorstellung in Ordnung finden.
    Ein Gegner wie die Kohärenz war insofern neu, als sie weder das eine noch das andere war, sondern eine Kategorie für sich darstellte. Die Auseinandersetzung mit ihr würde nach dem Prinzip ablaufen, »ich weiß, dass sie weiß, dass ich weiß …« – und so weiter.
    Würde die Kohärenz seinen Plan vorhersehen? Das war die alles entscheidende Frage.
    Wie konnte man das abschätzen? Schwierig. Die Kohärenz kannte ihn natürlich, er war ja einmal ein Teil von ihr gewesen. Sie erinnerte sich daran, wie er dachte, fühlte, auf welche Art Ideen er kam. Sie konnte ihn einschätzen, besser, als er umgekehrt die Kohärenz einschätzen konnte.
    Andererseits beruhte sein Plan entscheidend auf Informationen, die er damals noch gar nicht gehabt hatte und von denen die Kohärenz folglich nicht wissen konnte, dass er sie kannte. Das war ein Pluspunkt.
    Allerdings so ziemlich der einzige.
    Ach ja, und Jeremiah Jones und seine Leute kannte die Kohärenz auch nicht. Nicht so, wie sie Christopher kannte.
    Wobei … Wenn er ehrlich war, musste er zugeben, dass er selber nicht wusste, was in Jeremiah Jones und seinen Leuten vor sich ging. Nicht wirklich.
    Genauso wenig, wie sie es von ihm wussten.
    Und das, sagte er sich, war womöglich noch ein weiterer Pluspunkt.

 
    64 | Während der Rückfahrt zog der Himmel zu, dunkle Weltuntergangswolken, und es begann zu regnen, noch ehe sie die Waldpiste erreicht hatten. Serenity war froh, als sie endlich im Lager waren.
    Inzwischen prasselte der Regen derart, dass auch die Bäume nicht mehr viel Schutz boten. Serenity fröstelte, als sie ausstiegen; die Temperaturen waren schlagartig gefallen. Der See glitzerte grau von den Böen, die ihn peitschten, das gegenüberliegende Ufer verschwamm wie hinter Vorhängen, die vom Himmel herabhingen. Und sie hatte die falschen Schuhe an.
    Dad und Kyle kamen ihnen entgegen, beide im triefnassen Parka, und wollten gleich wissen, ob alles gut verlaufen sei und was sie erreicht hätten.
    »Also«, erklärte Christopher, »ich hab vielleicht so etwas wie einen Plan.«
    Dad hob anerkennend die Augenbrauen. »Großartig!«
    Er berief sofort eine Besprechung im kleinen Kreis ein, im Schutz seines Vorzelts, wo sie sich bibbernd auf den beiden ungemachten Feldliegen

Weitere Kostenlose Bücher