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Kohärenz 01 - Black*Out

Titel: Kohärenz 01 - Black*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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von irgendwelchen alten Zeiten, und er verstand die meiste Zeit nicht, wovon überhaupt die Rede war. Douglas’ Frau Mona, klein, dunkelhäutig und in fast jeder Hinsicht das totale Gegenteil ihres Mannes, erklärte mehrmals streng, Douglas esse zu viel; zweifellos werde er eines Tages auf sie fallen und sie erdrücken.
    »Du kochst einfach zu gut«, verteidigte sich Douglas.
    »Männer haben immer Ausreden«, meinte sie. Anschließend trug sie gewaltige, dampfende Schüsseln auf mit Reis und etwas, das Gumbo hieß, ein dunkelbrauner Eintopf mit Garnelen und Okraschoten, dessen Anblick die anderen in Verzückung versetzte.
    »Das ist die kreolische Küche«, erklärte Rus ihm. »Mona stammt aus Louisiana.«
    »Aha«, meinte Christopher, obwohl ihm das alles nichts sagte.
    Er stand auf, trat an die Fenster, sah hinaus. Die Nacht brach an, aber die Parkplätze der umliegenden Betriebe waren so hell ausgeleuchtet, dass man das kaum bemerkte.
    »Christopher?« Das war Serenitys Dad.
    »Ich schaue bloß raus.«
    »Lass es. Bitte. Wir würden alle gern das Essen genießen.«
    »Okay.« Er setzte sich wieder.
    Mona brachte eine weitere Platte, mit pochierten Eiern auf Artischockenböden, die mit Spinat und einer weißen Soße serviert wurden.
    Christopher aß, ohne die Fenster und die lichtdurchflutete Dunkelheit dahinter aus den Augen zu lassen. Er hatte Hunger, ja, und es schmeckte ziemlich gut, aber er brachte vor lauter Anspannung kaum einen Bissen herunter.
    Da. Diese Lichter? Er sprang auf, drückte die Nase wieder an die Scheibe.
    »Himmel, Christopher! Was soll das?«
    »Da kommt jemand.«
    »Das ist ein Motel«, erwiderte Mr Jones. »Hier kommt andauernd jemand.«
    Christopher schüttelte den Kopf. »Das ist Polizei. Und sie kommt von allen Seiten.«

 
    73 | Wie der Blitz war Serenity aus dem Schlafsack und draußen im Flur beim Telefon, riss den Hörer von der Gabel. »Ja?«
    Es war Christopher, außer Atem. »Schlaganfall!«, hörte sie ihn rufen. »Ich wiederhole: Grandma hat einen Schlaganfall! Wir haben sie ins Krankenhaus gebracht!«
    Mit fliegenden Fingern nestelte Serenity die Liste mit den Codewörtern aus dem Umschlag, betätigte mit dem Ellbogen den Schalter, der eine Funzel von Glühbirne über ihr angehen ließ. Schlaganfall hieß: Wir sind entdeckt worden. Und ins Krankenhaus gebracht hieß, dass sie flüchten konnten.
    »Okay«, stieß sie hervor. »Verstehe. Ähm …« Hastig überflog sie die Liste, suchte nach einem passenden Codewort, fand aber nichts. Dann fiel ihr ein, was an dieser Mitteilung seltsam war. »Wie ist das möglich? Ihr seid doch noch unterwegs!«
    »Weiß ich auch nicht.« Er klang schrecklich. Er klang, als würde er jeden Augenblick zusammenbrechen. »Wir waren beim Essen, und plötzlich ist Polizei aufgetaucht, hat das Gelände besetzt, das Haus umzingelt … Zum Glück hat Douglas sofort reagiert, er hat uns hinten rausgeschafft und …« Ein heftiger Laut. Nichts mehr übrig von seiner Coolness. »Ich bin gerannt wie verrückt. Ich bin entwischt, aber was mit den anderen ist, weiß ich nicht. Keine Ahnung.«
    Serenity lief ein kalter Schauder über den Rücken. Einen wirren Herzschlag lang war sie sich sicher, dass das jetzt nur ein Albtraum sein konnte, aus dem sie bestimmt gleich erwachen würde.
    »Meine Güte …«, hauchte sie. Und wusste wieder, dass sie wach war und das, was geschah, die Wirklichkeit.
    Hatten sie die Kohärenz derart unterschätzt?
    »Und weißt du, was mir dabei klar geworden ist?«, sagte Christopher mit bebender Stimme. »Wenn die Kohärenz … Wenn die meinen Vater nach Silicon Valley schickt …«
    Was war mit ihm los? Er musste doch die Codewörter verwenden! »Christopher!«, rief Serenity. »Denk an die Liste!«
    Er hörte sie nicht. »Wenn wir dort in der Fabrik sind und mein Vater vor mir steht …«, stieß er atemlos hervor, »dann werd ich das nicht können. Dann kriegen sie mich wieder, verstehst du?«
    »Christopher!«
    »… Dem werd ich nicht standhalten, verstehst du? Ich weiß das ganz genau. Wenn mein Vater dabei ist, ist es aus.«
    Serenity verstand diesen Gedanken nicht, doch der entsetzte Ton, in dem er das sagte, ließ sie frösteln. »Dein Vater ist in England!«
    Jemand tauchte neben ihr aus dem Dunkel auf. Melanie. Was los sei, wollte sie mit verschlafenem Gesicht und flusigen Haaren wissen.
    »Sie sind entdeckt worden«, erklärte Serenity ihr hastig, ohne den Hörer abzusetzen. »Christopher hat fliehen können; was mit

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