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Kohärenz 01 - Black*Out

Titel: Kohärenz 01 - Black*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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geplant.«

 
    75 | Am nächsten Tag kamen sie in San Francisco an. Sie rollten durch die überfüllten Straßen des Silicon Valley, vorbei an den Sitzen der großen, bekannten Computerfirmen, durch luxuriöse und nicht so luxuriöse Wohngebiete, vorbei an Einkaufszentren, die sich in nichts von Einkaufszentren anderswo unterschieden, bis sie schließlich ein heruntergekommen wirkendes Lagerhaus erreichten, dessen Rolltor sich nur mit vereinten Kräften öffnen ließ. Brian, Nick, Kyle und Finn waren bereits seit einer Stunde da, sie hatten im Wagen gewartet.
    »Wie bist du denn auf diesen Schuppen gekommen?«, fragte Rus schwitzend.
    »Ich?« Jones wischte sich den Staub von der Stirn. »Gar nicht. Den hat ein Vertrauensmann für uns gemietet, von dem es nach menschlichem Ermessen keine Spur bis zu uns geben dürfte.«
    »Du kennst wohl überall jemanden, was?«
    »Einer der Vorteile, wenn man ein berüchtigter Buchautor ist.«
    Christopher sah sich um. Von dem Lagerhaus bis zur Auffahrt auf die nächste Autobahn waren keine fünfhundert Meter zu fahren: günstig im Falle einer Flucht. Ringsum wohnte niemand, und in den umliegenden Hallen und Gebäuden schien sich auch tagsüber nicht viel abzuspielen. Schräg gegenüber firmierte ein dubios wirkendes Fitnessstudio im zweiten Stock eines ansonsten verlassenen Fabrikgebäudes, die Straße runter fanden sich ein Supermarkt und ein Schnellimbiss.
    Heruntergekommen war, alles in allem, der richtige Ausdruck.
    Sie fuhren die Autos ins Innere des Gebäudes, schlossen das Tor wieder und sahen sich erst mal um. In Räumen, die in besseren Zeiten als Büros gedient hatten, standen Campingliegen bereit. Eine provisorische Küche war eingerichtet, mit Kaffee, kistenweise Wasser, einem zweiflammigen Campingkocher und einem leise summenden Kühlschrank. Sogar Duschen gab es, und jemand hatte sie geputzt, wie es aussah. Bloß geduscht hatte dort bestimmt schon lange niemand mehr: Als sie das Wasser probeweise aufdrehten, kam minutenlang erst mal eine übel riechende rötliche Brühe aus dem Hahn.
    »Einen Stern in der Hotelklassifikation kriegt der Schuppen jedenfalls nicht«, sagte Russel.
    »Wir bleiben ja nicht lange«, erwiderte Jones.
    Sie richteten sich ein. Sie packten die Ausrüstung aus, verstauten verräterische Dinge an Stellen, wo man sie nicht auf den ersten Blick sah und auf den zweiten möglichst auch nicht. Sie brachten dunkles Papier an Fenstern an, in denen man sonst nachts von draußen Licht sehen würde. Und Brian, schweigend wie immer, machte Mittagessen für alle, ein ziemlich gelungenes Chili con Carne.
    Über alldem verging der Nachmittag, und je später es wurde, desto öfter sah jemand auf die Uhr.
    Der Grund dafür war einfach: Das Medomobil war immer noch nicht da.
    »Okay«, sagte Jones schließlich. »Einer geht zur Telefonzelle am Supermarkt und ruft das Kontakthaus an. Vielleicht sind sie aufgehalten worden.«
    Finn hob die Hand. »Ich gehe.«
    Es schien ewig zu dauern, bis er endlich wieder die Treppen hochkam. »Sie haben sich nicht gemeldet«, erklärte er. »Seit deinem Anruf, Jerry, hat das Telefon überhaupt nicht mehr geklingelt.«
    Jeremiah Jones stieß angehaltene Luft hörbar aus. »Okay. Wir geben ihnen noch etwas Zeit. Schließlich ist allgemein bekannt, dass Bob ein schrecklicher Fahrer ist und Neal ein unbegabter Kartenleser.«
    Die anderen lachten. Es klang gezwungen.
    »Im Moment brauchen wir die beiden ja auch noch nicht. Wir nutzen die bevorstehende Nacht, um uns in der Gegend der Fabrik schon einmal umzusehen.«
    »Was meinst du mit im Moment?«, wollte Kyle wissen.
    Jones stutzte. »Du hast recht«, gab er zu. »Ich hoffe natürlich, dass wir sie überhaupt nicht brauchen.«
    Nach Einbruch der Dunkelheit machten sie sich auf den Weg. Finn blieb im Lager, für den Fall, dass die beiden Ärzte doch noch auftauchten, und auch für jeden anderen Fall, die Übrigen fuhren mit beiden Autos los.
    So früh am Abend war noch ziemlich viel Verkehr auf den Straßen; sie brauchten gute vierzig Minuten bis zu der Adresse, die Christopher genannt hatte.
    »Das da?«, fragte Rus entgeistert, als sie da waren.
    »Ja«, sagte Christopher.
    Nach all den kühn gestalteten, in Stahl und Glas und grellen Farben erstrahlenden Sitzen weltbekannter Firmen, die sie auf der Fahrt passiert hatten, nach all diesen Palästen inmitten großzügig angelegter Rasenflächen bot sich ihnen ein enttäuschend unscheinbarer Anblick: Umgeben von einem riesigen,

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