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Kohärenz 01 - Black*Out

Titel: Kohärenz 01 - Black*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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ausging, es war den Versuch wert. Und alle damit verbundenen Mühen.
    Eine gute Stunde lang wanderte er ziellos die Straße entlang. Er passierte einen riesigen Markt für Sanitärbedarf, der dunkel und verlassen dalag, eine gut besuchte Tankstelle, ein Möbelgeschäft mit Polstermöbeln, auf denen sich menschengroße Strickpuppen lümmelten, einen Sportartikelladen, über dessen Eingang ein gigantischer Baseballschläger hing wie eine makabre Bedrohung der Kundschaft. Alles war so weitläufig, dass man ohne Auto eigentlich nirgends hinkam. Er kam sich vor wie eine Ameise, die über einen Flughafen krabbelte.
    Autos. Ja. Jede Menge Autos waren noch unterwegs, trotz der späten Stunde, auf zwei Spuren in die eine und auf zwei Spuren in die andere Richtung.
    Und plötzlich hielt eines neben ihm. Die Scheibe, in der sich die Leuchtreklame eines Reifenhändlers spiegelte, fuhr herab.
    »Da bist du ja.« Die Stimme von Jeremiah Jones. »Komm, steig ein.«
    Christopher beugte sich hinab. Tatsächlich, er war es. »Wie haben Sie mich gefunden?«
    Er seufzte. »Na, so schwer war das nicht. Hast du mal darauf geachtet, wie viele Leute außer dir zu Fuß unterwegs sind?«
    Christopher sah die Straße entlang. Das war leicht zu beantworten: Niemand.
    Er stieg ein. »Was ist mit den anderen?«
    Jones wartete eine Lücke im Verkehr ab, wendete dann den Wagen schwungvoll. »Die anderen sind alle wieder im Hotel. Es war falscher Alarm.«
    »Was heißt das?«
    »Es war tatsächlich die Polizei, aber sie haben einen Drogenhändler gesucht. Sie hatten von irgendwoher einen Tipp, dass er in Douglas’ Motel abgestiegen sei.«
    Christopher hob die Augenbrauen. »Und? War er das?«
    »Nein. Falscher Alarm, wie gesagt. Sie hatten kurz zuvor einen Anruf gekriegt, aber der Hinweis hat einfach nicht gestimmt.«
    Christopher überlegte, was man dazu sagen konnte. »Ausgerechnet heute«, meinte er.
    »Ja, schon seltsam.« Jones warf ihm einen kurzen Blick zu. »Und dass du sie hast kommen sehen. Du warst nicht etwa mit dem Polizeifunk verbunden, über deinen Chip?«
    »Nein. Polizeifunk abhören kann ich damit nicht.«
    »Was war es dann?«
    Christopher hob nur die Schultern.
    »Na ja«, meinte Jones. »Wie auch immer. Gut jedenfalls, dass du so rechtzeitig Alarm geschlagen hast, dass Douglas uns noch rausschmuggeln konnte.« Jeremiah Jones räusperte sich, bemühte sich, wieder locker zu werden. »Du kannst übrigens ganz schön schnell rennen. Das war fast olympiareif, wie du vorhin abgezischt bist.«
    »Ich hatte bloß Angst«, gab Christopher zu. Er seufzte. »Sie müssen nachher im Kontakthaus anrufen und Bescheid sagen. Ich hab nämlich Alarm geschlagen.«
    Jones nickte. »Mach ich.«
    Wenig später saßen sie wieder am Tisch, in genau derselben Sitzordnung wie vor dem Zwischenfall. Während Mona hörbar in der Küche hantierte, um das Essen aufzuwärmen, unterhielt Douglas sie mit den Details der Polizeiaktion. Drogenspürhunde hätten sie dabeigehabt, mit denen sie alle Gebäude abgesucht hätten. Eine Flüsterstimme sei das gewesen am Telefon, hatte ihm der leitende Officer erzählt, die einfach nur gesagt habe: Wenn Sie Lu Harvester suchen, der ist gerade im Tremblestoke Motel. Und aufgelegt. Zu kurz, als dass man die Herkunft des Anrufs hätte ermitteln können.
    »Wer ist Lu Harvester?«, wollte Kyle wissen.
    Douglas machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ein Typ, den sie hier in der Gegend schon seit Wochen suchen.«
    Der Officer habe übrigens gemeint, sein Wachhabender schwöre, es sei eine Frau gewesen, die angerufen habe. Das passiere oft: dass eifersüchtige, sitzen gelassene oder sonst wie enttäuschte Frauen ihre Männer anzeigten.
    »So. Dann enttäusch du mich mal jetzt nicht«, meinte Mona, die mit einem Topf aus der Küche zurückkam, »und lass erst deine Gäste zugreifen. Du hast heute nämlich schon genug gegessen, mein Lieber!«
    »Du kochst zu gut, ich sag’s dir doch«, verteidigte sich Douglas.
    »Diese Ausrede erlaube ich dir höchstens einmal pro Abend.«
    Die Tür zur Rezeption stand offen. Dort telefonierte Jeremiah Jones mit den Frauen im Kontakthaus. Christopher hörte ihn Codeworte benutzen, die falscher Alarm und alles in Ordnung bedeuteten.
    »Okay«, meinte er, als er zurück an den Tisch kam. »Das Camp wird den Ort wechseln; wohin sie gehen, erfahren wir erst auf dem Rückweg. Damit sind die anderen zumindest einigermaßen sicher.« Er griff nach seiner Gabel. »Und wir machen weiter wie

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