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Kohärenz 01 - Black*Out

Titel: Kohärenz 01 - Black*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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nicht mehr aufspürt?«
    »Die Software nicht und auch sonst niemand«, sagte Christopher. »Niemand bekommt heutzutage Satellitenbilder im Originalzustand zu Gesicht. Jede Aufnahme, die sich jemand auf den Schirm holt, ist digital aufbereitet. Das heißt, wenn sie Leute an die Suche setzen sollten, werden die auch nichts finden.«
    »Es sei denn, sie kommen auf die Idee, sich doch die Originale anzuschauen.«
    »Die gibt es nicht mehr. Ich lasse sie überschreiben, ohne etwas am Erstellungsdatum oder den sonstigen Dateiinformationen zu verändern.«
    Jeremiah Jones fuhr sich bedächtig mit der Hand über den kahlen Schädel – ein bisschen sah es aus, als wundere er sich, wo seine Haare abgeblieben waren.
    »Okay«, sagte er schließlich. »Wenn das so ist, dann hast du uns tatsächlich schon geholfen. Bleibt die Frage, was wir für dich tun können.«
    »Ich werde auch verfolgt. Meine erste Bitte ist Unterschlupf bei Ihnen.«
    Jones machte eine einladende Geste. »Du bist herzlich willkommen. Und weiter?«
    Christopher sah in die Runde der Gesichter, die ihn aufmerksam musterten. Schon bei seiner Ankunft und vorhin beim Abendessen hatte er seine Augen offen gehalten, aber das Gesicht, das er suchte, war nicht da.
    »Vielleicht hat Ihnen Kyle erzählt, dass ich einen Chip im Gehirn trage, der eine Art Schnittstelle zum Internet darstellt …?«, sagte er.
    Jones nickte. »Hat er.«
    Christopher holte tief Atem. Es fühlte sich an, als müsse er gegen einen Widerstand einatmen.
    »Unter Ihren Leuten«, fuhr er fort, »müsste sich ein Dr. Stephen Connery befinden, ein ehemaliger Neurochirurg. Meine zweite Bitte wäre, dass er mich operiert. Ich will diesen Chip loswerden.«

 
    37 | Es war, als säße er vor einem Tribunal. All die Blicke, die auf ihn gerichtet waren … Blicke, in denen sich Fassungslosigkeit spiegelte oder auch Widerwille. Aber was sollte er tun? Es war, wie es war.
    Für die Dauer eines Herzschlags kam es ihm vor, als sei die Zeit stehen geblieben, als befände er sich in einem Nichts, einem Vakuum. Erst nach und nach schienen seine Sinne wieder einzusetzen. Er roch den Rauch, das Fleisch, die Erde und Tannennadeln. Ein leichter Wind rauschte in den Baumwipfeln. Von weiter weg drangen Geräusche heran, das Klappern von Geschirr, das unterschwellige Wummern des Generators. In einem Zelt in einiger Entfernung ging eine Glühbirne an. Ihr Licht wurde mal heller, mal dunkler – besonders gleichmäßig schien der Generator nicht zu arbeiten.
    Und man hörte Stimmen, ohne zu verstehen, was sie sagten. Gelächter. Er beneidete die Menschen, die da lachten.
    Vor allem, dass sie nicht wussten, was ihnen bevorstand.
    Der weißhaarige Mann, der sich bis jetzt noch nicht zu Wort gemeldet hatte, verschränkte die Arme und sah Christopher prüfend an. »Deine Bitte klingt vernünftig, in meinen Ohren zumindest«, sagte er. »Aber leider gibt es da ein Problem. Ein Stephen Connery ist uns nicht bekannt.«
    Christopher fühlte sich auf einmal schrecklich müde. »Ich bin mir sicher, dass er hier ist. Wahrscheinlich unter einem anderen Namen.«
    Die Männer und Frauen rings um das Feuer wechselten irritierte Blicke. »Theoretisch möglich«, meinte jemand. »Wir haben uns früher schließlich keine Ausweise zeigen lassen.«
    Jones musterte Christopher nachdenklich. »Wieso bist du dir so sicher, dass dieser Dr. Connery hier ist?«
    Ja, wieso eigentlich? Bis gerade eben hatte er nie daran gezweifelt, den Neurochirurgen am Ende seiner langen Reise zu finden. Wenn er sich geirrt haben sollte, dann allerdings …
    Er dachte zurück. Spürte wieder den Schreck, das Projekt so Knall auf Fall beendet zu sehen, zerfallen, weil es sich in eine Richtung entwickelt hatte, die niemand vorhergesehen hatte. Niemand hatte ihnen sagen können, wohin Dr. Connery verschwunden war. Sie waren zu ihm nach Hause gefahren, doch dort hatten sie nur seine Haushälterin vorgefunden, völlig außer sich, dass der Mediziner ihr gekündigt hatte, und nicht einmal persönlich, sondern nur mit einem kurzen Schreiben. »Aufräumen soll ich, hat er geschrieben«, ereiferte sich die stämmige Frau mit den speckigen Locken. »Und dass seine Schwester kommen wird, um alles zu verkaufen.« Sie schnaubte empört. »Das habe ich wirklich nicht verdient. Nicht nach allem, was ich für ihn getan habe!«
    »Was hat er denn mitgenommen?«, fragte Dad behutsam. »Irgendwas Besonderes …?«
    Nein, meinte die Frau schniefend. »Nur ein paar Sachen aus

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