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Kohärenz 01 - Black*Out

Titel: Kohärenz 01 - Black*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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erwäge er ernsthaft, jeden Moment über die Brüstung zu springen. »Ja, ich gebe zu, das klingt wie eine schöne Sache, aber …«, entrang er sich.
    Linus hörte ihm gar nicht zu. »Du musst die Dimensionen verstehen. Das Prinzip dahinter. Weißt du, was der Unterschied zwischen einer Glühbirne und einem Laser ist?«
    Die Frage überraschte Dad sichtlich. »Worauf willst du hinaus?«
    »Der Unterschied liegt nicht im Energieaufwand«, erklärte Linus ernst. »Die Glühbirne und der Laser können gleich viel Energie verbrauchen, aber die Glühbirne erhellt damit nur ein Zimmer, während der Laser Löcher in Metall brennt – warum? Weil das Laserlicht kohärentes Licht ist: Hier haben alle Wellen nicht nur dieselbe Frequenz, sie schwingen auch im Takt miteinander. Während die Glühbirne Wellen aller möglichen Frequenzen chaotisch durcheinander ausstrahlt, verstärken sich die Wellen eines Laserstrahls gegenseitig – das ist das Geheimnis seiner Durchschlagskraft: Kohärenz.«
    »Kohärenz«, wiederholte Dad ratlos.
    Ayumi trat neben Linus, und wie um vorzuführen, wovon die Rede war, sprachen sie im Chor weiter: »Wir sind eine Gruppe von Menschen, die wahrhaftig miteinander verbunden sind. Wenn wir ein Ziel verfolgen, verfolgen wir es gemeinsam. Keiner von uns hat irgendwelche Nebenabsichten, Hintergedanken oder Vorbehalte – wir können überhaupt nicht anders, als Hand in Hand zusammenzuarbeiten. Damit ist ein alter Menschheitstraum wahr geworden. Unsere Gedanken sind in Kohärenz. Deswegen gibt es keine Streits, keine fruchtlosen Diskussionen, keine Missverständnisse – und keinerlei Energieverluste. Unter uns herrscht Frieden und Eintracht. Uns gehört die Zukunft. Nichts wird uns aufhalten.«
    Damit verstummte Ayumi, während Linus sanft hinzufügte: »Und wir bieten euch an, daran teilzuhaben.«
    Christopher sah, wie sich die Augen seiner Mutter, die hinter den beiden stand, voller Entsetzen weiteten. Er sah, wie sie einen Blick mit Dad wechselte.
    Er kannte diese Art Blick. Die beiden verständigten sich damit auf eine Weise, die keine Technik benötigte.
    »Das ist sehr beeindruckend, das muss ich zugeben«, sagte Dad mit gänzlich veränderter Stimme. »Allerdings kommt dieses … hmm, Angebot ziemlich überraschend. Ich muss mir das erst einmal in aller Ruhe überlegen. Wir alle müssen das.«
    »Worüber machst du dir Sorgen?«, fragte Linus und breitete die Arme aus. »Seh ich so aus, als ginge es mir schlecht? Seh ich aus wie ein armer Mann?«
    »Nein. Aber ich hätte zum Beispiel Angst, mich zu verlieren.«
    »Das ist eine alberne Angst. Du verlierst dich, ja – aber nur, um in etwas Größerem aufzugehen!«
    »Was ein gewöhnungsbedürftiger Gedanke ist, wie du zugeben musst.« Dad richtete den Finger auf Linus’ Brust. »Für dich war es nur ein Experiment. Du hast diese Entscheidung nicht treffen müssen. Stimmt’s?«
    Linus stutzte. »Ja. Da hast du recht.«
    »Lass uns das Ganze überschlafen und morgen noch einmal in Ruhe darüber reden«, schlug Dad versöhnlich vor. »Ich muss zugeben, dass ich ein bisschen zu viel von deinem hervorragenden Wein getrunken habe, um jetzt über solche Dinge entscheiden zu können.«
    Linus starrte ins Leere, den Blick hinaus auf das Lichterspiel des nächtlichen Singapur gerichtet. Mit seiner stämmigen Gestalt und seinen breiten Schultern wirkte er wie ein Hindernis, an dem kein Vorbeikommen war.
    »Ja. Ich verstehe das«, sagte er schließlich. »Es ist nur so, dass wir keine Zeit verlieren dürfen. Die Dinge entwickeln sich, und sie entwickeln sich in einem Tempo, das du dir nicht vorstellen kannst. Wir sind nicht die einzige Kohärenz, musst du wissen. Es bilden sich gerade überall auf der Welt ähnliche Gruppen. Irgendwann kommt es immer zu einem Kontakt, und dann übernimmt jeweils die stärkere Gruppe die schwächere. Absorbiert sie, wenn du so willst, obwohl der Vorgang eigentlich darin besteht, dass eine Kohärenz die andere überlagert und ihr ihren eigenen Takt aufzwingt.« Er sah Dad an, mit einem eisern wirkenden Blick. »Bis jetzt waren immer wir die siegreiche Kohärenz. Außerdem produzieren wir die besten Interfaces. Mit anderen Worten, wenn ihr euch uns anschließt, seid ihr bei der stärksten Gruppe. Bei der Kohärenz, die am Ende übrig sein wird.«
    Dad erwiderte den Blick ebenso eisern. »Okay. Aber wie gesagt, lass uns die Sache überschlafen. Wir können uns ja morgen zum Frühstück treffen, was hältst du davon?«
    Eine

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